„Dann fahren wir mal nach rechts“, sagt Fahrlehrer Horst Hilsenbeck, bei ersten Einstellungsfahrten nach dem Umbau. Noch ist nicht ganz klar, wie Michael Fröhlich sein zukünftiges Fahrzeug bedienen will – lenken mit dem rechten oder mit dem linken Joystick. „Eigentlich ist rechts die bessere Hand“, sagt er. „Aber was ist besser?“ Funktionieren tut es mit dem rechten Joystick bei der ersten Testfahrt schon einmal. Aber es ist ungewohnt für Michael, der in den letzten zehn Jahren noch mit Handgerät und Lenkradknauf im VW Tiguan unterwegs war. Da er mit rechts das Hand-Gerät für Gas und Bremse betätigen musste, blieb nur die linke Hand zum Lenken. Die kleinen kurvigen und hügeligen Sträßchen vor den Toren Aichelaus sind das optimale Testfeld, um das persönliche Optimum auszuloten.
Michaels neuer PARAVAN VW T6.1 mit dem Zusatz „extended“ ist jetzt mit dem Fahr- und Lenksystem Space Drive ausgestattet. Lenkung, Gas und Bremse wird er in Zukunft per Joystick bedienen. Über den PARAVAN-Kassettenlift fährt er nun direkt auf den Fahrerplatz, abgesichert durch eine zusätzliche Rückenstütze kann er seinen Aktiv-Rollstuhl über eine Dockingstation mit dem Fahrzeug verankern. „Extended“ steht bei PARAVAN für mehr Kopffreiheit von bis zu 15 Zentimetern, je nach Modell. Diese modifizierte Version des VW T6.1 hat einen tiefer gelegten Fahrzeugboden, von der A- bis zur C-Säule. Damit ist das beliebte VW-Modell auch für größere Rollstuhlfahrer nutzbar.
Vor zwei Jahren sind die Fröhlichs zu PARAVAN gekommen und haben verschiedene Fahrzeugmodelle getestet. Michaels Wunschfahrzeug, eine Mercedes V-Klasse funktionierte nicht „Zu wenig Kopffreiheit und der Peugeot Traveller hat mir nicht so gut gefallen.“ Auch der „normale“ VW T6.1 hätte von der Innenhöhe nicht ausgereicht, aber von der Höhe her noch in die heimatliche Garage gepasst. Mit der Modifizierung des Innenraums war das dann kein Problem mehr. Was folgte war ein Antragsmarathon von über zwei Jahren. Doch nun konnte Michael sich seinen Traum vom eigenen Bus erfüllen.
„Und dann nach rechts.“ Plötzlich hupt es. „Das war ein Drücker zu viel“, meint der Fahrlehrer. Michael kann die wichtigsten Sekundärfunktionen auch per Knopfruck bzw. mit dem sogenannten Bleeper, direkt vom rechten Joystick aus bedienen, per einmaligem Knopfruck geht das Fernlicht an, zwei Mal blickt das Auto links, drei Mal rechts und wenn er den Knopf vier Mal betätigt, hupt es. Nach den kleinen Feldwegen geht es dann auf die Gemeindeverbindungsstraßen mit etwas mehr Geschwindigkeit. So kann sich Michael letztendlich ein genaues Bild machen, was für ihn die beste Lösung ist. „Links lenken“, sagt er am Ende. Auch wenn es nicht häufig vorkommt, für ihn ist das die bessere, weil gewohnte Variante.
Für mich bedeutet das neue Fahrzeug vor allem Unabhängigkeit“, sagt Michael, der in letzter Zeit bei Fahrten zur Arbeit bzw. zur Physiotherapie auf die Hilfe anderer angewiesen war. „Jetzt bin ich wieder unabhängig.“