Energetische Verwertung nutzt die in Abfällen enthaltene Energie und gewinnt wertvolle Rohstoffe zurück. Das schont natürliche Ressourcen und entlastet die CO2-Bilanz. Am traditionsreichen Energiestandort Buschhaus bei Helmstedt, wo nahezu 150 Jahre lang Braunkohle gefördert und verstromt wurde und seit über 20 Jahren Energie aus Abfall gewonnen wird, entsteht derzeit eine neuartige Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage zur thermischen Klärschlammbehandlung. Die Kapazität von 160.000 t teilentwässertem Klärschlamm entspricht rund einem Fünftel der in Niedersachsen anfallenden Menge. Klärschlamm, der künftig nicht mehr die Böden landwirtschaftlicher Flächen und damit das Grundwasser belastet, sondern als wertvoller Energie- und Rohstofflieferant beispielsweise für Phosphor dient. Die EEW Energy from Waste Gruppe, ein in Europa führendes Unternehmen bei der thermischen Abfall- und Klärschlammverwertung, wird die hochmoderne Anlage mit einem Investitionsvolumen von 45 Millionen Euro bereits im Herbst 2021 in Betrieb nehmen – weniger als 2 Jahre nach Beginn der aufwendigen Rohbauarbeiten.
8,5 Monate Bauzeit
Für die Rohbau-Fertigstellung des knapp 30 m hohen Bunkers samt Schaltanlagengebäude, Anlieferhalle und Treppenhaus benötigte die Finsterwalder Bau-Union GmbH nur 8,5 Monate Bauzeit. Trotz beengtem Baufeld aufgrund der benachbarten, im Betrieb befindlichen Abfallverbrennungsanlage sowie der hohen Dichtigkeitsanforderungen konnte das engagierte Baustellenteam um Bauleiter Carsten Wittich die enge Bauzeitvorgabe einhalten. Insbesondere die großflächigen Umsetzeinheiten der MAXIMO Wandschalung inklusive der an der Schalung verbleibenden Betonierbühnen optimierten die Ein- und Ausschalzeiten – und sorgten für entsprechende Sicherheit beim Arbeiten in großer Höhe. Der Schalungs- und Gerüsthersteller PERI plante und lieferte zudem auch die Traggerüstlösung zur Herstellung der westseitigen Bunkerauskragung in 16 m Höhe auf Basis des PERI UP Gerüstsystems.
Arbeitsbühnen als Systemlösung
Der 30 m hohe Klärschlammbunker ist in zwei Lager- und zwei Abkippbunker unterteilt und weist eine Grundfläche von knapp 27 m Länge und 17 m Breite auf. In 16 m Höhe erfährt das Bunkergebäude eine Auskragung um 9,50 m auf eine Gesamtlänge von etwa 35,50 m. Die Außenwände sind anfangs 70 cm stark, die Innenwände 60 cm. Nach oben hin verjüngen sich die Wandstärken auf 40 cm bzw. 20 cm. Zur Herstellung der Stahlbetonkonstruktion wird flüssigkeitsdichter FD-Beton verwendet. Angrenzend an das Bunkergebäude waren auch die Anlieferungshalle, das Schaltanlagengebäude sowie das Aufzugs- und Treppenhaus zu errichten.
Geschalt wurden alle Stahlbetonwände mit der MAXIMO Rahmenschalung, die FB 180 Faltbühne wurde als kranversetzbares Arbeits- und Schutzgerüst verwendet. Bei den Regeltakthöhen von 4,00 m betrug die Schalungshöhe 4,20 m – auf Basis stehend eingesetzter, jeweils 2,40 m breiter MAXIMO Großelemente. Die MAXIMO Schalung bildete zusammen mit MXK Bühnen fest verbundene, großflächige Umsetzeinheiten – mit sofortiger Absturzsicherung ohne aufwendige Zusatzmaßnahmen. Im Unterschied zu konventionellen Bühnenkonstruktionen ist das modular aufgebaute MAXIMO Konsolensystem MXK fester Bestandteil der Wandschalungslösung: einmalig am Boden vormontiert, verbleiben die Arbeitsbühnen inklusive Gerüstbelag und Seitenschutz an den Schalungseinheiten. Zudem sorgen innenliegende, zur Schalungsseite hin begehbare Leitergänge für ein Plus an Sicherheit bei den Arbeiten in großer Höhe.
Zusätzlich zu den großflächigen, inklusive Betonierbühnen sofort einsetzbaren Schalungseinheiten, führten auch die einseitig bedienbare MX Ankertechnik sowie die reduzierten Ankerstellen der MAXIMO Rahmenschalung zu spürbaren Zeiteinsparungen. Für alle Wandstärken bis zu 60 cm reduzierten sich viele Arbeitsschritte beim Schließen der Schalung, die innenseitigen Arbeitsbühnen mussten hierzu nicht mehr betreten werden.
16 m hohes Traggerüst
Wichtiger Bestandteil der PERI Lösung stellte auch die PERI UP Flex Traggerüstkonstruktion an der Westseite des Klärschlammbunkers dar. Um die 40 cm starke, 9,50 m auskragende Zwischendecke in 16 m Höhe sowie die aufgehenden Wände bis zur Gesamthöhe von 30 m herstellen zu können, sorgte die räumlich montierte PERI UP Lösung für den erforderlichen Lastabtrag. Zur Berücksichtigung von Lastkonzentrationen, beispielsweise hohe Linienlasten unterhalb der aufgehenden Bunkerwände, ließ sich das Gerüstraster projektspezifisch an die statischen Erfordernisse anpassen. So konnten die Gerüststiele innerhalb der gewählten 1,50-m-Turmbreiten mithilfe von 25-cm- und 50-cm-Systemriegeln gebündelt und so an die statischen Erfordernisse angepasst werden. Die durchgehende Verwendung von Systembauteilen und der Entfall aufwendiger Rohr-Kupplungsarbeiten vereinfachten und beschleunigten auch die Gerüstmontage: 7 Arbeiter benötigten dafür nur 1 Woche.
Bauunternehmen
Finsterwalder Bau-Union GmbH, Sonnewalde-Zeckerin
Bauherr
EEW Energy from Waste GmbH, Helmstedt
Projektbetreuung
PERI Niederlassung Dresden