In 50 m Höhe überspannt die Plattform des neuen Hubschrauberlandeplatzes den Westflügel des Ulmer Bundeswehrkrankenhauses. Der Dachlandeplatz wird getragen und erschlossen über einen 55 m hohen Zwillingsturm im Norden. Südseitig dienen zwei schlanke Stahlverbundstützen als jeweils zweites Auflager für die beiden Stahl-Hauptträger der Plattform, jeder etwa 35 m lang und 25 t schwer. Die Kletterschalung für den Stahlbetonturm und das Arbeits- und Schutzgerüst samt Zugangstechnik kamen aus dem Hause des Schalungs- und Gerüstspezialisten PERI.
Für einen reibungslosen Ablauf war eine gute Abstimmung zwischen den Rohbau- und den Gerüstarbeiten von großem Vorteil. So wurden Gerüst und Treppenturm nahezu gleichzeitig mit dem Umsetzen der Kletterschalung aufgestockt, um einen sicheren Zugang auf die jeweils neue Arbeitshöhe zu schaffen. Da das Gerüstmaterial und die Schalungstechnik des gleichen Herstellers zum Einsatz kamen, konnte bereits in der Planungsphase auch die interne Abstimmung vereinfacht werden.
Sichtbeton mit Weitblick
PERI Ingenieure und Schalungsmonteure aus der Niederlassung Weißenhorn unterstützen die bauausführende Matthäus Schmid GmbH & Co. KG aus Baltringen bei Biberach mit einem umfassenden Planungs- und Montageservice. Aufzugschacht, Wandscheibe und das 2-geschossige Verbindungsbauwerk des Erschließungsturmes in 45 m bis 55 m Höhe waren als Stahlbetonkonstruktion in Sichtbetonqualität herzustellen. Hierfür diente eine Kletterschalungslösung auf Basis des SCS Klettersystems in Kombination mit einer projektbezogen konzipierten VARIO GT 24 Träger-Wandschalung. Geklettert wurde mit Regeltakthöhen von jeweils 4 m.
Dank einer frühzeitigen Einbeziehung der Schalungsplanung ließen sich alle Ausführungsdetails bestmöglich mit den Bedürfnissen des Architekten abstimmen. Dadurch wurden beispielsweise die VARIO Elemente sowie deren Belegung mit großflächigen 3S-Schalungsplatten so festgelegt und entsprechend vormontiert, dass eine hohe Sichtbetonqualität mit einem gleichmäßigen Fugen- und Ankerraster erzielt werden konnte.
Gerüstbau mit reduzierten Ankerstellen
Nachlaufend zur Schalung wuchs auch das Arbeits- und Schutzgerüst am Zwillingsturm mit in die Höhe, um den sicheren Zugang zur Hauptbühne der Kletterschalung zu ermöglichen. Die Gloser Gerüstbau GmbH aus Walzbachtal bei Karlsruhe verwendete hierfür PERI UP Flex, das bei komplexeren Geometrien und Baugegebenheiten zum Einsatz kommt. Aufgrund der Sichtbetonbauweise standen als Verankerungspunkte ausschließlich die Ankerkonen der vorlaufenden Kletterschalung zur Verfügung. Ein projektspezifisch von PERI konzipierter Ankerschuh ermöglichte außerdem, dass die jeweils obersten Ankerpunkte der Gerüstkonstruktion gleichzeitig auch zur Windsicherung der SCS Kletterbühnen dienten. Ein weiterer Vorteil der PERI Gerüstlösung: Die hohe Stabilität von PERI UP Flex erlaubte im Zusammenspiel mit integrierten Horizontaldiagonalen und weiteren Aussteifungsmaßnahmen die Standsicherheit auch im mittleren Bereich zwischen Aufzugturm und Wandscheibe, wo keine Verankerung möglich war. In die Gerüstlösung integriert war auch ein Gerüstaufzug für den Personen- und Materialtransport sowie ein Treppenzugang mit gegenläufig angeordneten, 75 cm breiten Alu-Treppenläufen. Ausgehend von der obersten Gerüst-Verankerungslage wurde dieser an den Nachlaufbühnen der Kletterschalung vorbei bis auf die Arbeitsebene der Hauptbühnen freistehend vorgebaut.
Ebenfalls mithilfe des PERI UP Gerüstsystems wurde auch der Übergang zum Krankenhausdach sowie das Montage- und Stützgerüst für die beiden Stahlverbundstützen auf der anderen, südlichen Gebäudeseite geschaffen. Zur sicheren Montage dieser Stützen wurde PERI UP Flex bis 12 m Höhe freistehend errichtet. Denn an der vorhandenen Gebäude-Blechfassade durfte nicht geankert werden. Nur die Bereiche, wo die Verbundstützen mit der Fassade verbunden sind, standen auch für die Gerüstverankerung zur Verfügung. Hierbei kamen auch speziell konzipierte Ringmanschetten für den Anschluss der Gerüstkonstruktion an die Stützen zum Einsatz. Alle Einrüstungen dienten nicht zuletzt auch als Arbeits- und Schutzgerüst für die sichere Plattform- und Stahlträgermontage in knapp 50 m Höhe.
Räumliche Nähe und gute Vorbereitung retten Leben
Der neue Dachlandeplatz setzt die Vorgaben der gesetzlichen Auflagen der Unfallversicherung um, nach denen eine räumliche Nähe vom Landeplatz zur Notfallaufnahme einer Klinik vorgeschrieben ist. Das verkürzt die Zeit einer luftgebundenen Rettung und erspart zudem eine zusätzliche kritische Umlagerung der Patienten in den Schockraum. Wertvolle Minuten, die viele Leben retten können.
Dass der erste Rettungshubschrauber ab August 2021 planmäßig dort landen kann, waren 3 Jahre Bauzeit und umfangreiche Vorbereitungen notwendig. Beispielsweise musste zur Trägermontage der Plattform im April 2020 der darunterliegende Westflügel des Bundeswehrkrankenhauses komplett evakuiert werden, Patienten wurden sicherheitshalber auf eine andere Station verlegt. Aufgrund einer detaillierten Abstimmung und guter Vorbereitung ließen sich die Montagearbeiten an nur einem Samstag durchführen – und der Westflügel konnte nach erfolgreichem Montageende bereits am frühen Nachmittag wieder bezogen werden.
Bauunternehmen
Matthäus Schmid GmbH & Co. KG, Mietingen-Baltringen
Gerüstbauunternehmen
Gloser GmbH, Walzbachtal
Projektbetreuung
PERI Niederlassung Weißenhorn; PERI Niederlassung Stuttgart; PERI Competence Center Industrie, Weißenhorn