Sparen, egal was es kostet, scheint der zentrale Dreh- und Angelpunkt bei der Entstehung von Schimmelschäden und der Sanierung bei Schimmelpilzbelastungen zu sein. Denn obwohl eine mikrobiologische Bestandsaufnahme vor einer Sanierung wichtige Erkenntnisse und Hinweise über den Umfang und die Art der auszuführenden Arbeiten liefert und damit einer erneuten Sanierung vorgebeugt, erfolgt nur bei weniger als 20 Prozent aller Sanierungen im Vorfeld eine mikrobiologische Bestandsaufnahme. Darin sind sich 82 Prozent der im Rahmen des Würzburger Schimmelpilz-Forums befragten Fachleute einig.* Den Grund hierfür sehen fast die Hälfte der Befragten im mangelnden Wissen der Bauherrn und dem fehlenden Know How der den Bau ausführenden Unternehmen. Die andere Hälfte nannte Kosteneinsparung als Hauptargument.
70 Prozent der Sanierungen werden nicht fachgerecht ausgeführt. Fatal, denn gerade bei konventionellen Untersuchungsverfahren, wie beispielsweise Feuchtigkeitsmessungen, werden verdeckte und nicht sichtbare Schimmelschäden häufig übersehen. Die überwiegende Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass dies bei mindestens 50 Prozent der Schimmelschäden der Fall ist. Auch bei der Ausführung der Sanierung dreht sich alles um Kosteneinsparungen. Mindestens 70 Prozent der Sanierungen bei Schimmepilzbelastungen werden nur "kosmetisch" und nicht fachgerecht ausgeführt. So die Aussage der Mehrzahl der Befragten. Dabei haben Falschsanierungen bei Schimmelpilzbefall kostenintensive Zweitsanierungen zur Folge, warnt Prof. h.c. Dr. Gerhard Führer, Leiter des Instituts peridomus und Veranstalter des Würzburger Schimmelpilz-Forums. "Das sind Kosten, die sowohl die gewerblichen und privaten Bauherrn, die Immobilien- und Wohnungswirtschaft, Bau- und Sanierungsunternehmen, Architekten, Bausachverständigen und die Versicherungsunternehmen enorm belasten."
Noch immer spielt die Desinfektion in Innenräumen eine große Rolle. Und das, obwohl das Umweltbundesamt in Berlin schon 2009 die Empfehlung aussprach, fachgerechte Sanierungen ohne Desinfektionsmittel durchzuführen. Doch warum wird noch immer in Innenräumen desinfiziert? Gemäß der Umfrage befinden von den Bauherren und den am Bau beteiligten Unternehmen ca. 30 Prozent die Desinfektion als einfach in der Handhabung. Weitere 30 Prozent schätzen sie als preisgünstig ein. 20 Prozent wenden sie an, weil sie selbst ausführbar ist. Doch man darf hoffen: Ein Drittel der Befragten prognostizieren eine Tendenz dahingehend, dass in Zukunft weniger desinfiziert werden wird.
Mit dem richtigen Expertenwissen lassen sich bereits mit geringem Aufwand kostenträchtige Fehler und die damit verbundenen Folgesanierungen vermeiden. Darin ist sich der Expertenrat des Würzburger Schimmelpilz-Forums einig. Ein Beleg hierfür sind Neubauten. Gerade hier scheint der unüberlegt lockere Umgang mit Wasser, Leckagen oder Wasserschäden die Hauptursache für Schimmelschäden zu sein. 91 Prozent der Befragten befürworten daher ein Feuchtemanagement durch Experten. Zumal viele Präventivmaßnahmen wie z. B. der Schutz des Rohbaus vor Wasser oder der Schutz der noch nicht verbauten Materialien vor Niederschlagswasser, auf den Baustellen häufig nicht beachtet werden. Etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer sind der Meinung, dass auch hier bei den am Bau Beteiligten das benötigte Wissen fehlt oder nicht in die Praxis umgesetzt wird. Ein weiterer Grund für die fehlende Prävention sind vermeintliche Kosteneinsparungen.
Bau- und Aufklärungspraxis wichtiger denn je Fehlendes Fachwissen und sparen an der falschen Stelle sind beides Faktoren, die längerfristig betrachtet unnötige Folgekosten verursachen. Fachgerechte Sanierungen haben daher höchste Priorität und müssen im Interesse aller am Bau Beteiligten baldmöglichst zum Standard werden. So die Forderung des wissenschaftlichen Fachbeirats des Würzburger Schimmelpilz Forums. Erreicht werden kann dies durch konsequente fachübergreifende Zusammenarbeit, Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse und den Einsatz aktueller Nachweismethoden.
Entsprechend dieser Forderung gestaltet sich das Tagungsprogramm des 5. Würzburger Schimmelpilz-Forums. Geklärt und erörtert werden:
Schimmelschäden - gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen
- Gesundheit: Bericht eines Betroffenen
- Erhöhte Ausfallzeiten von Mitarbeitern?
Ist Schimmelbefall ein gesetztes Thema in Betrieben und Unternehmen?
- Welche Folgen haben Schimmelrisiken/-schäden für Wohnungsbewirtschafter?
- Der "Schimmel-Gutachter" und seine Haftung
- Diskussionsrunde: Schimmel: Panikmache oder Verharmlosung?
Sanierungskosten bei Schimmelschäden - Sparen, egal was es kostet Schimmel und Gesundheit unter ökonomischen Gesichtspunkten
- (Un)geeignete mikrobiologische Untersuchungsmethoden vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen am Umweltbundesamt
- Mikrobiologische Bestandsaufnahme: Beispiele aus der Praxis
- Sanierung konkret
- Der Schimmelschaden aus der Perspektive der Lebenszykluskosten eines Gebäudes
- Diskussionsrunde: Was kostet uns der ungewollte Schimmel?
Vorsorge vor Schimmelschäden - mit geringem Aufwand kostenträchtige Fehler vermeiden
- Ist "Total Quality Building (TQB)" zertifizierte Schimmelvorsorge?
- Planen und bauen mit bewährten anorganischen Baustoffen, Qualitätssicherung in der Planungsphase zur Schimmelvermeidung
- Verdeckter Schimmel bei der Neubauabnahme
- Bestandserneuerung: (Verdeckten) Schimmel erkannt oder überbaut?
- Diskussionsrunde: Vorsorge vor Schimmelschäden: Warum tut's keiner?
Das 5. Würzburger Schimmelpilz-Forum findet am 20. und 21. März 2015 im NOVUM Conference & Events in Würzburg statt. Initiator und Veranstalter ist das peridomus Institut Dr. Führer. Ein Zwei-Tagesticket kostet 299 Euro zzgl. MwSt. Imbiss, Getränke und Mittagessen sind inklusive. Die Frühbucher-Rate beträgt bis 10. Februar 2015 nur 249 Euro plus MwSt.
Ausführliche Informationen zum Tagungsprogramm und den Veranstaltungszeiten auf www.Schimmelpilz-Forum.de
Mitglieder des wissenschaftlichen Fachbeirats
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Bogenstätter, Fachhochschule Mainz
Rechtsanwalt Hans-Dieter Fuchs,Anwaltskanzlei Fuchs und Kollegen, München
Prof. Dr. Christian Hanus, Leiter des Departments Bauen und Wohnen,
Donau-Universität Krems (Österreich)
Dr. Christoph Trautmann, Umweltmykologie GbR, Berlin
Prof. Dr.-Ing. habil. Claus Meier, Architekt SRL, Nürnberg
Dr. Gerhard Führer, peridomus Institut Dr. Führer, Würzburg/Himmelstadt
Gerd Warda, Chefredakteur Wohnungswirtschaft heute
*) Infos zur Umfrage:
Die Umfrage fand im Rahmen des 4. Würzburger Schimmelpilz-Forums im März 2014 statt. Befragt wurden Architekten, Bausachverständige, Bauunternehmer, Sanierungsunternehmer und Juristen.