Aufbau von Know-how in der Kunststofftechnik
Die Firmenführung um Andreas Pfannenberg sah sich in 2007 vor die Entscheidung gestellt, weiterhin mit externen Lieferanten zu arbeiten oder umzudenken. „Höchste Qualität ist für Pfannenberg ein entscheidender Faktor in allen Produktionslinien, darüber hinaus wird die Kunststofftechnik einen immer größeren Stellenwert in unseren Produkten einnehmen“, so der Sohn des Firmengründers, Andreas Pfannenberg. Man entschied sich deshalb dafür nicht nur das Produktions-Know-how, sondern auch das Engineering für die Kunststofftech-nik im eigenen Hause aufzubauen. Dazu mussten alle Prozesse komplett – von A bis Z – abgedeckt werden.
Bei einer dafür benötigten Investitionssumme von circa 1 Million Euro kalkulierte Pfannen-berg im Vorhinein genau: „Wir mussten uns überlegen, für welches Volumen wir die Produk-tion auslegen müssen und welche Einsparungen wir durch eine Verlagerung der Produktion an unseren Standort erwarten können“, erklärt der Geschäftsführer. Das letztendlich Ent-scheidende war der Aufbau spezifischen Expertenwissens im Kunststoffspritzen und im Pro-duktdesign – ein eindeutiger Zugewinn für den Hamburger Mittelständler. Pfannenberg bezog bis dato alle Kunststoffteile für seine Produkte, wie z.B. den Blitzleuchten für Gebäu-de-Illuminationen, aus Schleswig-Holstein. Obwohl der bisherige Zulieferer in Deutschland produzierte konnte seit der Umstrukturierung das time-to-market deutlich verbessert werden. „Wir haben es in kürzester Zeit geschafft, eine gut funktionierende Abteilung mit zehn Mitar-beitern aufzubauen, die jetzt schon im 2-Schicht-Betrieb läuft. Das Produktions-Insourcing verlief deutlich problemloser als wir das zunächst erwartet haben. Pfannenberg hat schnell dazu gelernt – so haben wir jetzt durch eine verbesserte Bestandskontrolle einen viel gerin-geren Lagerbestand, einen kurzen Produktionszyklus und konnten dadurch unsere Lieferper-formance deutlich erhöhen“, erklärt Andreas Pfannenberg.
Massive Einsparungen in der Blechbearbeitung
Die Blechbearbeitung ist ein weiteres Beispiel für erfolgreiches Insourcing der norddeutschen Firma. Ursprünglich war dieser Bereich schon einmal im Unternehmen selbst angesiedelt. Jedoch gehörte es nicht zu den Kernkompetenzen. In den zurückliegenden Jahren wurde in diesen Fertigungsbereich nicht mehr investiert, sodass Volumenteile und das Wachstum mehr und mehr outgesourced wurden. Der zunehmende Preisdruck zwang dazu die Liefe-ranten, die zu erst im Umland von Hamburg angesiedelt waren mehr und mehr durch Osteu-ropäische zu ersetzen. Am Ende wurden auch noch Lieferanten in Indien genutzt. Es stellte sich aber auch deutlich heraus, dass die Kosten vom Transport bis zur Qualitätskontrolle mit der Entfernung des Lieferanten zunahmen. Teilweise gab es bis zu 20 Prozent Ausschuss. Nur durch eine Neuproduktion in kleinen Stückzahlen in Deutschland konnte ein Lieferverzug an die Kunden verhindert werden. Rechnet man all diese Kosten zu den vermeidlich günsti-gen Einkaufskosten kommt man zu einem überraschenden Ergebnis. „Es rechnete sich ein-fach nicht mehr“, erklärt Andreas Pfannenberg: „Wir analysierten die Overheads und die An-forderungen an die In-house-Produktion, verglichen Vor- und Nachteile und kalkulierten die Disposition. Schlussendlich kamen wir zu dem Ergebnis, dass wir Geld sparen können, wenn wir die Blechbearbeitung wieder in die eigenen Hände nehmen.“
So wurde dieser Produktionsbereich zu Beginn 2008 von Indien und Bulgarien nach Ham-burg zurückgeführt. In den letzten sechs Monaten konnte Pfannenberg die Produktion in Hamburg preislich so optimieren, dass diese nun auf dem gleichen Niveau wie in Bulgarien liegt.
„Der Betrieb läuft in zwei Schichten – bei Bedarf sogar in drei Schichten; der Lagerbestand ist leichter zu kontrollieren und das Handling ist einfacher. Unser Plan ist also voll und ganz aufgegangen“, freut sich der Geschäftsführer.
Auch wenn hier weniger Know-how-Aufbau erforderlich war als bei der Kunststofftechnik, wurden trotzdem 0,5 Millionen Euro in neue Maschinen investiert. Das bestehende Team von drei Mitarbeitern wurde jetzt auf neun Mitarbeiter erweitert.
Insgesamt sind bei Pfannenberg in Hamburg-Allermöhe 167 Festangestellte und bis zu 20 Leiharbeiter beschäftigt. Durch das Insourcing – also den forcierten Know-how-Erwerb und den Produktionsausbau – wurden und werden auch weiterhin Arbeitsplätze für Facharbeiter geschaffen. Die Maßnahme ist also nicht nur für Pfannenberg selbst, sondern auch für die deutsche Gesamtwirtschaft ein durchschlagender Erfolg.