Entstanden sind unter anderem die solarbetriebene Ausrüstung für einen Friseursalon, eine mobile Handy- und Lampenladestation, eine solarbetriebene mobile Eisdiele und die Ausrüstung für einen solarbetriebenen Eventfotografen.
Studenten der Universität Arba Minch haben bei Erkundungen im abgelegenen Bergdorf Laka, welches keine Stromversorgung hat, Ideen für diese Systeme gesammelt und nachfolgend unter Regie der deutschen und äthiopischen Dozenten die technische Auslegung gemacht und die Systeme konstruiert. Gleichzeitig wurden gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung Lakas lokale Solarunternehmer identifiziert und Business Pläne entwickelt.
Einzigartige Zusammenarbeit im internationalen Team
Engidaw Abdel Haile, Leiter des Solarkompetenzzentrums an der Universität Arba Minch, berichtet: "Einzigartig ist die Zusammenarbeit von internationalen Experten, äthiopischen Hochschulstudenten und lokalen Kleinstunternehmern. So wurden Systeme entwickelt, die perfekt auf die Bedürfnisse der Anwender zugeschnitten sind. Beispielsweise bietet der mobile solarbetriebene Friseurladen seine Dienstleistungen hauptsächlich an den Markttagen an. Die Studenten haben das Solarsystem und die Friseurausstattung deshalb auf einen stabilen Wagen montiert, damit der Friseur seine Ausstattung einfach auf den Markt in Laka und den umliegenden Dörfern schieben kann."
Das Solarunternehmen Phaesun aus Memmingen unterstützt das Projekt als Industriepartner mit Solarkomponenten und Schulungen zur Auslegung und zur Vermarktung von Solarsystemen. Grund für die Teilnahme am Projekt ist es, BOSS-Lösungen gemeinsam mit den verschiedenen Anspruchsgruppen zu entwickeln und in der Praxis zu testen. BOSS steht dabei für Business Opportunities with Solar Systems, also für Solarsysteme, die zur Einkommensgenerierung genutzt werden.
Tobias Zwirner, Geschäftsführer von Phaesun, weiß, dass es sich bei den im Rahmen des Projekts entwickelten Solarkits um Prototypen mit Verbesserungspotenzial handelt, sieht das aber als perfektes Lernfeld für alle Beteiligten. "Die lokalen Unternehmer bleiben über 2 Jahre mit der Universität in Kontakt. Das ist die Laufzeit, in der sie die Investitionskosten für die Solarsysteme abbezahlen müssen, aber auch bei Problemen Unterstützung bekommen. Beispielsweise mussten die Räder der Wägen bereits ausgetauscht werden, da sie nicht stabil genug für das Gewicht der Solarbatterien waren. Zudem wunderten sich die Betreiber in Laka bei einer langen Regenperiode über Probleme des Solarsystems. Somit sehen die Studenten wie wichtig die hohe Qualität der Komponenten und der bewusste Einsatz von Solarenergie ist."
Das Projekt begann im Dezember 2013 mit einem Einführungsworkshop der beteiligten Verantwortlichen von allen Partnerorganisationen in Ulm und einer ersten Vorbereitungsreise der deutschen Partner in Äthiopien im Dezember/Januar 2014.
Darauf folgte eine intensive 8-wöchige Trainingsphase von acht äthiopischen Dozenten bei den deutschen Partnern. Im Vordergrund stand die Vermittlung von physikalischen Grundlagen zur Solarenergie, technische Trainings zur Auslegung von Solarsystemen, die Entwicklung von Businessplänen und die Vermarktung von Dienstleistungen.
Während der Sommersemesterferien konnten sich dann die äthiopischen Studenten aus den Fachbereichen Ingenieurswissenschaften, Agrarwirtschaft und Betriebswirtschaftslehre für den interdisziplinären Zusatzstudienkurs bewerben.
55 Studenten wurden für den ersten Durchgang des Programms ausgewählt. Die Vorlesungen fanden zunächst ab Juli 2014 in den Semesterferien als intensive Blockveranstaltungen und dann während dem laufenden Semester ab Oktober an den Wochenenden statt.
Zukunftspläne: Lokale Manufaktur von Solarwägen
Was die Studenten in den ersten Wochen gemeinsam mit den lokalen Kleinstunternehmern begonnen haben, vertieften sie im zweiten Teil des Kurses mit einem Scaling-Up der Businessmodelle. Es geht nun um unternehmerisches Handeln im größerem Stil. Eine Gruppe von Studenten plant beispielsweise eine Werkstatt zur Herstellung von "Solarwägen". Die Komponenten können bei Großhändlern in der Hauptstadt eingekauft werden. Mit dem erlernten Wissen konfigurieren die Studenten verschiedene Komplettsysteme wie eben die mobile Handyladestation und bieten diese Kleinstunternehmern in Gebieten fern vom Stromnetz an. Andere Studenten visieren eher die Stromversorgung von privaten Haushalten mittels Solar und planen mit lokalen Serviceteams. Im Februar 2015 bekommen die Studenten die Chance, ihre Businesspläne während einer Konferenz an der Arba Minch Universität potenziellen Investoren vorzustellen.
Das Projekt AEEP Applied Entrepreneurship and Education Programme ist ein Ausbildungsprojekt, dass vom DAAD unterstützt und aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mitfinanziert wird. Es wurde von der Hochschule-Neu-Ulm, der Universität Arba Minch, dem Sahay Solarverein Afrika e.V. und der Solarfirma Phaesun und weiteren Partnern aus der Industrie 2013 initiiert. Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren bis Ende 2016. Der Studienkurs wird so während der Projektlaufzeit drei mal in Kooperation der Projektpartner durchgeführt. Ziel ist es, den Studienkurs im Lehrplan der Universität Arba Minch zu verankern, so dass dieser langfristig in Eigenregie der äthiopischen Universität läuft.