Im Februar 2020 wurde eine Pilotanlage an einem versalzenen Brunnen im tansanischen Maasai-Dorf Ndedo installiert und versorgt die Bevölkerung mit 2000 Litern Trinkwasser pro Tag.
Die Anlagen sind Komplettsysteme, bei denen in einer Vorstufe das Wasser von Schmutzpartikeln, Bakterien und Viren befreit und in einer Nachbereitung mit selbst erzeugtem Chlor für die keimfreie Speicherung in einem Wassertank aufbereitet wird. Das Kernstück der Anlage basiert auf dem Membranverfahren der Elektrodialyse. Anders als bei herkömmlichen Entsalzungstechnologien, die auf Thermie oder Umkehrosmose basieren, ist die Elektrodialyse besonders wartungsarm und ist wegen des geringen Energiebedarfs gut geeignet für die Stromversorgung mit Solarenergie. So konnte ein komplett autarkes System entwickelt werden, welches keiner zusätzliche Infrastruktur oder Stromversorgung bedarf.
Florian Martini, Projektingenieur bei Phaesun, hat die Installationen in Tansania durchgeführt. „Es war wunderbar zu sehen, wie sich die moderne Technologie in die traditionellen Lebensweisen der Maasai einfügt“, so Martini. „Von großem Vorteil ist, dass im Gegensatz zu anderen Entsalzungstechnologien keine Abfallprodukte anfallen und auch kein Diesel zum Betrieb der Systeme notwendig ist. Das saubere Wasser wird sehr geschätzt!“
Der Kontakt zu dem Maasai-Dorf kam über den Laubener Agraringenieur i.R. Eberhard Westhauser zustande. Herr Westhauser pflegt seit Jahren enge Kontakte zu den Maasais in der Steppe Tansanias und unterstützt mit der MissionEineWelt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern Projekte zur Wasserversorgung in dieser Region. Er berichtet: „Wenn es genügend regnet sorgen große Auffangbecken bis in die Trockenzeit für eine ausreichende Wasserversorgung für die Maasai und ihre Rinderherden. Das Grundwasser ist allerdings versalzen und durch verlängerte Trockenperioden in den letzten Jahren, mussten die Maasai immer öfter auf versalzenes Grundwasser zurückgreifen.“
Bei der Anlage in Tansania handelt es sich um die siebte Anlage, die im Rahmen des REvivED Water Projektes installiert wurde. Die vorherigen Pilotanlagen versorgen Schulen, Tempel und Privathaushalte in Ostafrika und Indien mit Trinkwasser. Bei der Anlage in der tansanischen Steppe wird zum ersten Mal eine kommunale Trinkwasserstelle bedient, bei der die Bewohner für das Wasser wie bei einem Wasserkiosk bezahlen und so ein lokaler Watchman für den Betrieb der Anlage bezahlt werden kann. Durch dieses Modell wird die Anlage vor Ort vorbildlich gepflegt und der Betrieb ist nachhaltig gesichert.
Phaesun verfolgt per Modem über ein Remote Monitoring und Control System die Performance der Anlage und kann Einstellungen am System ändern, etwa wenn der Salzgehalt des Grundwassers schwankt.
Das REvivED Water Projekt läuft bis Mai 2020, ab dann bietet Phaesun das Wasserentsalzungssystem in seinem Produktportfolio an.
Über RevivED Water: REvivED Water ist ein Entwicklungs- und Innovationsprojekt, gefördert durch das EU Horizon2020-Programm im Bereich „ Niedrigenergielösungen zur Trinkwassergewinnung“. Im Rahmen des Projektes arbeiten 10 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus sechs europäischen Ländern daran, die Elektrodialyse zur Entsalzung von Meer- und Brackwasser zu nutzen und markttaugliche Systeme zu entwickeln. REvivED Water hat eine Projektlaufzeit von vier Jahren und endet im April 2020. Dieses Projekt wurde aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union im Rahmen der Förderlinie Nr. 685579 gefördert.