Cloud-Computing ist endgültig in Deutschland angekommen. Rund 75 Prozent der deutschen Unternehmen planen, implementieren oder setzen Cloud-Services und Technologien bereits ein. Dabei spielen Hybrid- und Multi-Cloud-Infrastrukturen eine zentrale Rolle, um die Integration auf Daten-, Anwendungs- und Prozessebene sicherzustellen.
Der deutsche Cloud- Markt hat sich im internationalen Vergleich in der Vergangenheit etwas langsamer entwickelt. Ein Grund dafür liegt in dem Sicherheitsbedürfnis deutscher Unternehmen. Ein weiterer Grund ist, dass nachhaltige IT-Veränderungen in Dekaden und nicht in ein paar Jahren oder Monaten vollzogen werden. Bei den Entscheidern, die während der Entstehungszeit des Cloud-Computings noch auf herkömmliche Lösungen gesetzt haben, laufen die Abschreibungszeiträume und IT-Lebenszyklen aus. Wo jetzt Hard- und Software-Lösungen ersetzt werden müssen, rücken Cloud-Services in den Fokus für den IT-Betrieb.
Aus diesem Trend entwickelte sich die gemeinsame Idee eines Symposiums. "In Gesprächen sind wir uns darüber einig geworden, eine Plattform zu schaffen, um für regionale Unternehmen praxisbezogene Impulse zu geben", so die Initiatoren Frank Geus, Geschäftsführer von bestserv, und Wolfgang Kuhl, Leiter der IT-Abteilung bei Pharmaserv. Die beiden Marburger Firmen arbeiten bereits länger zusammen an dem Thema Cloud. bestserv verlegte im Jahr 2013 seine Housing-Aktivität in das neue Pharmaserv-Data-Center.
Dass das Thema momentan den Nerv trifft, wurde an dem kurzweiligen Nachmittag deutlich. 60 Vertreter regionaler Unternehmen kamen, um unterschiedliche Vorträge zum Thema zu hören, sich zu informieren und auszutauschen. In der Vortragsreihe, zu der auch eine Vertreterin von Microsoft eingeladen war, wurden die Gäste umfassend zum Thema Cloud informiert.
Frank Geus befasste sich mit der Private- und Public-Cloud und erklärte, was sich hinter einer Hybrid-Cloud verbirgt. "Der Benutzer merkt dabei nicht mehr, von welchen Systemen der Dienst angeboten wird, auf den er gerade zugreifen möchte. Das ist für den Benutzer unerheblich, was auch den Standort des Rechenzentrums betrifft", erklärte er. Die garantierte Verfügbarkeit, Sicherheit und Flexibilität sind im Vergleich weitaus höher gegenüber einer lokalen Lösung. Darüber hinaus kann immer auf die neusten Produkte zurückgegriffen werden, inkl. der zugehörigen Lizenzierung.
"Für Cloud-Computing spielt der Breitbandausbau in Deutschland eine wichtige Rolle", erläuterte Wolfgang Kuhl in seinem Vortrag und skizzierte die Versorgung in der Stadt und dem Landkreis. "Wir müssen uns nicht vor den Ballungsgebieten verstecken", so Kuhl. In seinem Vortrag stellte er das moderne Data-Center auf dem Gelände der Behringwerke vor. Während den anschließenden Führungen wurde deutlich, welchen hohen Stellenwert das Thema Sicherheit genießt. Insbesondere für Unternehmen aus der Region ist dies von Interesse, da Pharmaserv der einzige Anbieter dieser Art in Mittelhessen ist.
Carola Pantenburg, Geschäftsführerin von Skilllocation, stellte Cloud-Computing aus Sicht von Microsoft vor. "Der Anteil des Anbieters liege bereits bei 90 Prozent weltweit", so Pantenburg. Neben einer vorhandenen breiten Kundenbasis in Deutschland, verfügt Microsoft über den Vorteil, alle Betriebsmodelle zu unterstützen. Neben der Azure Public Cloud stehen Hosted-Modelle wie Cloud OS Partner Network und Azure Pack sowie Private Cloud Lösungen, zum Beispiel Windows Server, System Center oder Azure Pack bereit, die für Unternehmen in einem hybriden Szenario enden können.
Carola Pantenburg lieferte viele Beispiele in Form von Live-Demos. Unter anderem brachte sie die rechtliche Seite und den Dokumentenschutz auf den Prüfstand und stellte die Übereinstimmung mit deutschen Gesetzen und Regelwerken heraus. Cloud-Computing ermöglicht das Abfangen von Leistungsspitzen, flexibles Agieren und höhere Verfügbarkeit der Server. Sie stellte abschließend die rhetorische Frage, ob es noch zeitgemäß für Unternehmen sei, Server und Software anzuschaffen.
Neben Vertretern regionaler Unternehmen waren auch Jan-Bernd Röllmann, Marburger Stadtmarketing, und Klaus Hövel, Geschäftsführer von Marburg Tourismus und Marketing, Gäste des Symposiums. "Ein spannendes und in die Zukunft gerichtetes Thema", so Hövel, der in die neue Stadthalle mit der fusionierten Tourismusgesellschaft aus Stadt und Kreis einziehen wird. Weiteres positives Feedback haben die Organisatoren bereits erhalten. "Das ermutigt uns, diese Veranstaltung zu wiederholen", so Frank Geus und Wolfgang Kuhl.