Als Unternehmer zurück in die Uni – das ist ein Perspektivwechsel der besonderen Art. Denn Holger Piening, geschäftsführender Gesellschafter von Piening Personal, weiß noch genau, wie damals alles anfing. Schon zu Studienzeiten hat er viel im elterlichen Betrieb gejobbt und so Einblicke in die Personaldienstleistungsbranche erhalten, die ihn bis heute fasziniert. In einem 90-minütigen Vortrag vor 200 Bachelor-Studierenden der Wirtschaftswissenschaften erzählte er, was Unternehmens- und Personalführung in einem Familienunternehmen ausmachen und wie er die Zeit als junger Unternehmer erlebte.
Management by Leidenschaft
Während Agnes und Jürgen Piening, Eltern von Holger Piening und Gründer von Piening Personal, das Geschäft in Bielefeld leiteten, ging er ab 1984 als 23-jähriger MBA-Absolvent seinen eigenen Weg. „Ich kam gerade aus den USA zurück – hochmotiviert. Ich wollte mein eigenes Ding machen und mich nicht ins gemachte Nest setzen“, erklärt Holger Piening. Und das tat er auch. Er gründete ein Tochterunternehmen in Berlin und startete bei Null in einem neuen Markt. „Wir hatten damals zwar keinen Kicker im Büro, das Startup-Feeling war aber trotzdem perfekt“. Piening erzählt: „Wohnung und Büro gehörten zusammen, wir waren mit allen Mitarbeitern per Du und ich war 24 Stunden am Tag erreichbar. Mit hohem persönlichen Einsatz konnten wir uns in einem engen Markt durchsetzen. Man kann sagen, es war Management by Leidenschaft – wir haben viel ausprobiert. Das, was funktioniert hat, wurde fortgesetzt. Im Laufe der Zeit bauten wir immer mehr Niederlassungen auf.“
Der Mensch steht im Mittelpunkt
1995 zogen sich Agnes und Jürgen Piening aus dem Geschäft zurück und Holger Piening, der inzwischen elf Jahre Berufserfahrungen gesammelt hatte, zog zurück nach Bielefeld und übernahm die Geschäftsführung des gesamten Unternehmens. Piening erzählte den Studierenden, wie der Generationswechsel ablief, welche Phasen das Familienunternehmen durchlebte und wie es die Wirtschafts- und Finanzkrise meisterte. „Wichtig ist zu jeder Zeit, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Wir sind nicht auf kurzfristige Profitmaximierung, sondern auf nachhaltiges Wirtschaften auf Basis einer langfristigen Zusammenarbeit mit zufriedenen Mitarbeitern ausgerichtet“, erläutert Holger Piening. „Als Familienunternehmen nimmt die Reputation einen besonderen Stellenwert ein“, betont er.
Piening möchte mit dem Einsatz für die Stiftungsprofessur Forschung und Lehre zum Thema „Familienunternehmen“ ermöglichen und die Region damit fördern. Piening freut sich darauf, Forschungen der Studierenden zu unterstützen. So werden bspw. Abschlussarbeiten begleitet und Praktika angeboten. Über fünf Jahre finanziert der Personaldienstleister die Professur von Frau Prof. Dr. Christina Hoon und ihren Mitarbeitern mit insgesamt 25.000 Euro. 2015 ist der Lehrstuhl an den Start gegangen. „Wir engagieren uns, weil uns die Ausbildung von Nachwuchskräften für die Region sehr wichtig ist“, erklärt Holger Piening. Er ergänzt: „Wir wünschen uns, dass die Jungakademiker auch auf die Unternehmenskultur familiengeführter Unternehmen vorbereitet werden." Der Stiftungslehrstuhl wurde auf Initiative mehrerer Familienunternehmen und Institutionen der Region Ostwestfalen-Lippe gegründet.