Der größte Teil der Investitionen in Weiterbildung kommt nicht bei den Lernern an
Die Gründe für diese Entwicklung liegen auf der Hand. Von den 30 Milliarden, die von den Unternehmen jedes Jahr in die Weiterbildung gesteckt werden, kommt nur ein Bruchteil in Form von Schulungen bei den Mitarbeitern an. Der Löwenanteil geht an die Betreiber von Seminarhotels und steckt in den Reisekosten oder der Abwesenheit vom Arbeitsplatz. E-
Learning per Video bietet da unschlagbare Vorteile. Die Reisekosten und Übernachtungskosten entfallen, die Abwesenheitszeiten verkürzen sich wesentlich. Dazu kommen Vorteile für die immer globaler aufgestellten Unternehmen. Denn oft ist es gar nicht möglich, alle Mitarbeiter an einem Ort zu versammeln. Die Möglichkeit, die Mitarbeiter per E-Learning zu trainieren ist denn auch meist die einzige Möglichkeit, viele Mitarbeiter zur gleichen Zeit über Neuerungen zu informieren und zum Beispiel auf neue Software oder neue Verhaltensweisen zu schulen.
Videolearning erreicht den Mittelstand
Obwohl E-Learning seit den 80er Jahren zu den Standards der betrieblichen Weiterbildung zählt, kann das volle Potenzial erst seit wenigen Jahren ausgeschöpft werden. Wesentlich dafür sind die größeren Bandbreiten und damit die Möglichkeit, Videos zu übertragen. Und Videos sind das Medium, mit dem man, wie Julius Yego gezeigt hat, weltmeisterlich lernen kann. Ausgelöst wurde der Boom des Videolernens in den Jahren 2010 bis 2012 von Unternehmen wie Udacity, EdX und Coursera in den USA oder Pink University in Deutschland. Heute betreiben die meisten großen Unternehmen eigene Lernplattformen, auf denen Mitarbeiter Zugriff auf ausgewählte Videos haben - und es werden immer mehr. Britta Kroker, Geschäftsführerin der Pink University beobachtet, dass derzeit der Mittelstand „massiv in E-Learning und Video-Learning investiert“.
Der Lernbedarf ist der wichtigste Lernmotivator
Dass durch vergleichsweise kurze E-Learnings ganze Seminare überflüssig werden können, liegt nach Lernexperten wie Nick Shackleton-Jones am sogenannten „Moment of Need“. Demnach ist der Lerneffekt dann am größten, wenn die Lernmaterialen genau in dem Moment zur Verfügung stehen, in dem man sie auch braucht. Also nicht im Seminar in ein paar Wochen, sondern sofort. Und das ist nur online möglich. Damit deutet sich ein grundsätzlicher Wandel in der betrieblichen Weiterbildung an. Lernen und Arbeiten werden immer mehr zusammengehören. Die britische Bildungsbloggerin Jane Hart spricht in diesem Zusammenhang vom „Workplace Learning“, also vom Lernen am Arbeitsplatz.
Lebenslanges Lernen für alle
Die Zeiten, in denen eine Ausbildung oder ein Studium fürs Leben reichen sollten, dürften damit unwiderruflich vorbei sein. Wie alle Unternehmensbereiche muss sich auch die betriebliche Weiterbildung neu erfinden. Sie muss, schneller, beweglicher oder, wie es derzeit heißt, agiler werden. Und auch für die Mitarbeiter tun sich neue Möglichkeiten auf. Wer sich heute weiterbilden will, ist nicht mehr vom guten Willen des Vorgesetzten abhängig. Wer will, kann online für wenig Geld an den besten Universitäten der Welt studieren. Oder er macht sich auf, der nächste Weltmeister im Speerwurf zu werden.
Interessantes zum Thema E Learning und digitale Weiterbildung
Die Digitalisierung der betrieblichen Weiterbildung ist auch das Schlüsselthema der Ende Januar stattfindenden Bildungsmesse „Learntec“ in Karlsruhe. Hier trifft sich die Lern-Branche zum Austausch, stellt neue Technologien und neue Inhalte vor. Wichtige Themen wie künstliche Intelligenz, Video-Learning und adaptives Lernen werden in vielfältigen Formen ausgestellt und diskutiert.