Kurz vor der Messe im vergangenen April kündigte der Veranstalter überraschend an, die Messe ab 2017 nach Friedrichshafen zu verlegen. Gerade weil viele Aussteller und Besucher den Messestandort Villingen-Schwenningen als ideal ansehen, haben wir kritisch nachgefragt, um einige Hintergründe zu dem Umzug zu erfahren. Einige Dinge waren ja schon bekannt: Das Messegelände platzte aus den Nähten und die Infrastruktur in Villingen-Schwenningen machte mehr und mehr Probleme.
Dazu befragten wir den den Projektleiter der TURNING DAYS Martin Hämmerle.
Das Messegelände in Villingen-Schwenningen ist doch eigentlich groß genug. Wieso kam es dennoch zu dem benannten Platzproblemen?
Martin Hämmerle: Das Messegelände ist durchaus groß, aber nur ein geringer Teil des Messegeländes ist mit einem festen, belastbaren Boden versehen. Und dieser befestigte Boden ist entscheidend für den Erfolg der Messe: Kern des Messekonzepts war, die Aussteller zu durchmischen. Die Idee dahinter: Attraktive Aussteller mit Maschinen unter Span neben weniger bekannten Ausstellern zu platzieren, die so von den gleichmäßigen Besucherströmen profitieren. Durch die immer größer werdenden Messestände der Maschinenanbieter, die auf festen Boden angewiesen sind, konnten immer weniger andere Aussteller dazwischen platziert werden. Das Ergebnis war: Viele kleinere Aussteller, die in der Halle E ohne festen Boden ausstellten, waren mit der Messe sehr unzufrieden - verständlich, da sich die Besucher in diesem Bereich der Halle kaum aufhielten. Projiziert man diese Entwicklung in die Zukunft, wäre die Messe am Standort Villingen-Schwenningen früher oder später in ihrer Vielfalt eingegangen.
Wird der Standortwechsel dazu führen, dass die Besucher vom Heuberg und dem Schwarzwald ausbleiben?
Martin Hämmerle: Diese Sorge haben wir des öfteren von Ausstellern gehört, die während der Messe mit ihren Besuchern darüber gesprochen haben. Der Unmut der Besucher vom nahegelegenen Heuberg war auf der letzten Messe deutlich zu spüren. Jedoch hat sich das in den letzten Monaten zunehmend relativiert, viele Aussteller berichten davon, dass sich das heute schon bei vielen Kunden ganz anders anhört. Natürlich müssen wir unseren Beitrag dazu leisten, das Messeangebot so zu gestalten, dass sich der Besuch lohnt und die Besucher vom Heuberg und Schwarzwald die längere Anfahrtszeit in Kauf nehmen. Auch ein Shuttle Service soll Erleichterung schaffen - wir bieten Unternehmen eine direkte und kostenlose Verbindung auf das Messegelände am Bodensee an.
Ich gehe dennoch davon aus, dass wir nicht alle Besucher vom Heuberg überzeugen können, die Messe zu besuchen, aber - soviel kann ich schon verraten - spätestens wenn wir in den kommenden Wochen das neue Messekonzept im Detail präsentieren werden, wird sich der eine andere Besucher überzeugen lassen. Denn wir werden ein paar wesentliche Neuerungen einführen, die einen Besuch wirklich lohnenswert machen und die in dieser Form von größeren Fachmessen nicht kopiert werden können.
Welche weiteren positiven Auswirkungen erhoffen Sie sich von dem Umzug?
Martin Hämmerle: Wirft man einen Blick auf die Bodenseeregion, fällt zunächst das angrenzende Ausland auf. Im nahegelegenen Dornbirn gab es bis 2013 die Technologiemesse, die unter anderem das Thema Zerspanen im Fokus hatte, was zeigt, dass im Vorarlberg die Branche ebenfalls vertreten ist. Und für Besucher aus der angrenzenden Schweiz wird der Weg zu den TURNING DAYS nun deutlich kürzer. Was man aber schnell übersieht ist die Region Oberschwaben, hier haben sich in den vergangenen Jahren viele Kurzdreher angesiedelt, die unter anderem für die Luft- und Raumfahrtindustrie arbeiten. Diese haben wir bislang in Villingen-Schwenningen überhaupt nicht erreicht, eine Besucherzielgruppe, die ganz neu hinzukommen wird.
Was passiert mit dem Messethema, wird dies auch auf andere Bereiche der Zerspanungstechnik ausgeweitet?
Martin Hämmerle: Genau diesen Fehler werden wir nicht begehen. Wir bleiben der Branche treu, es wird auch weiterhin “Die Drehermesse” bleiben. Der Messebeirat hat sich dafür in seiner letzten Sitzung im November ganz klar und einstimmig ausgesprochen, was wir so umsetzen. Gerade die Konzentration auf das Thema Drehen ist eines der Alleinstellungsmerkmal der Messe, dies wird bleiben, zumal es im Bereich Kurz- und Langdrehen ausreichend Aussteller- und Besucherpotential gibt.