Schichtarbeit – ein oft praktiziertes Arbeitszeitmodell
Knapp ein Drittel aller Beschäftigten in Deutschland arbeiten in Schichten. Darunter arbeiten 68 Prozent in Früh- und Spätschicht, vier Prozent in Dauernachtschicht sowie 28 Prozent im Dreischichtbetrieb.
Des Öfteren wird die Schichtarbeit mit der Produktion in Verbindung gebracht. Jedoch gibt es viele weitere Berufe, bei denen dieses Arbeitszeitmodell gang und gäbe ist. Der Geschlechteraspekt spielt in der Schichtarbeit ebenfalls eine Rolle. Hierbei gibt es typische Frauen- und Männerberufe, die sich bezüglich der Berufsgruppen und Wirtschaftsbereiche oft spalten.
Welche negativen Auswirkungen hat das Arbeiten in Schichten auf den Mitarbeitenden?
Es gibt verschiedene negative Auswirkungen, die aufgrund des Arbeitens in Schichten auftreten können. Vor allem die gesundheitlichen Risiken sind zu beachten, da das Arbeiten gegen die innere Uhr dazu führt, dass der Körper einer kontinuierlichen Belastung ausgesetzt ist. Laut dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) kostet eine Spätschicht einem Menschen 13 Prozent mehr Energie und eine Nachtschicht sogar 56 Prozent. Der Bio- und Schlafrhythmus des Mitarbeitenden wird demnach gestört und kann zu körperlichen und psychischen Konsequenzen führen. Es können folgende Symptome auftreten:
- Müdigkeit und Schlafstörungen
- Magenbeschwerden
- Abgeschlagenheit
- Essstörungen
- Nervosität
- Depressionen
- Verdauungsprobleme
- Herz- und Kreislauf-Erkrankungen
- Vitamin D Mangel
- Typ-2 Diabetes
Exkurs: Die biologische Leistungskurve eines Menschen
Schaut man sich die biologische Leistungskurve des Menschen an, wird sichtbar, dass der Körper am Tag auf Aktivität und in der Nacht auf Erholung programmiert ist. Demnach ist ein Mensch ein tagaktives Wesen. Die biologische Leistungskurve wird von einer "inneren Uhr" im 24-Stunden-Rhytmus gesteuert, die dafür sorgt, dass der Körper tagsüber auf Leistungsbereitschaft geschaltet ist.
Die Leistungsfähigkeit ist zwischen neun und zehn Uhr am höchsten und verfällt gegen 14 Uhr in ein kurzes Tief. Zum Nachmittag geht die Leistung wieder leicht nach oben, bevor sie ab ca. 20 Uhr wieder abfällt. Ab dem Zeitpunkt stellt sich der Körper langsam auf Ruhe und Erholung ein. Die niedrigste Leistungsfähigkeit liegt um drei Uhr nachts vor. Dieses kann damit erklärt werden, da nachts die wichtigsten Körperfunktionen wie die Herztätigkeit, Atmung, Muskulatur, Körpertemperatur sowie Verdauung auf ein Minimum reduziert wird.
Durch die geringe Leistungsfähigkeit in der Nacht kann indirekt auch dem Unternehmen geschadet werden, da die Fehlerquote und das Unfallrisiko steigen. In der Nachtschicht geschehen 30 Prozent mehr Unfälle als in der Frühschicht (Techniker Krankenkasse, 2017).
Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die negativen Auswirkungen der Schichtarbeit berücksichtigt werden müssen und dementsprechend versucht werden muss, diese zu minimieren. In diesem Kontext wird die Ergonomie in der Schichtplanung relevant.
Was bedeutet Ergonomie in der Schichtplanung?
Die Ergonomie setzt sich in der Arbeitswissenschaft mit der optimalen Gestaltung von Arbeitssystemen bezüglich der Abstimmung zwischen Mensch, Maschine und Arbeitswelt auseinander. Die Schichtplanung ergonomisch zu gestalten bedeutet gleichzeitig, die Gesundheit sowie die sozialen Kontakte der Mitarbeitenden zu berücksichtigen und somit die Zufriedenheit zu steigern.
Es gibt arbeitswissenschaftliche Empfehlungen, um die Ergonomie zu fördern. Demnach sollte es eine Vorwärtsrotation der Schichten geben. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Angestellte in einem vorwärts rotierenden Schichtsystem weniger Beschwerden aufweisen als in einem rückwärts rotierenden System. Des Weiteren liegt die Ruhezeit bei dem Wechsel von Früh- zur Spät- und von Spät- zur Nachtschicht bei jeweils 24 Stunden. Im Gegensatz dazu beträgt diese Zeit bei einer gleichbleibenden Schichtarbeit nur 16 Stunden. Daraus resultieren zusätzliche acht Stunden, die im privaten Kontext genutzt werden können.
Weitere arbeitswissenschaftliche Empfehlungen sind folgende:
1. Schnelle Rotation von Früh-, Spät- und Nachtschichten
2. Genügend Ruhezeit zwischen zwei Schichten (mind. 11 Stunden laut ArbZG)
3. Nicht mehr als drei Nachtschichten hintereinander
4. Keine Arbeitsperioden von acht oder mehr Arbeitstagen in Folge
5. Mindestens ein freier Abend pro Woche von Montags bis Freitags
6. Keine Anhäufung von Arbeitszeiten
7. Regelmäßige freie Wochenenden in kontinuierlichen Schichtsystemen
8. Berücksichtigung des Alters bei der Gestaltung der Schichtarbeit
9. Offenheit für individuelle Wünsche der Mitarbeitenden, Flexibilisierung und Individualisierung der Arbeitszeit
10. Vorhersehbare Schichtpläne mit möglichst zuverlässiger Einhaltung
11. Rechtzeitige Bekanntgabe der Schichtpläne
Die IG Metall hat zusammen mit der Gesellschaft für Arbeit, Chancengleichheit und Innovation mbH sowie dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), eine Checkliste eines ergonomischen Schichtplans erstellt. Diese können Sie sich hier herunterladen.
Berücksichtigung eines ergonomischen Schichtplans mit der Software PROCESS HR
Unsere Software PROCESS HR bietet die Möglichkeit, sowohl gängige als auch komplexe Schichten bzw. Schichtraster abzubilden.
Sie können die Schichten selber definieren, um die individuellen Bestandteile ihrer Schichtplanung mit einzubringen. Dabei können ebenfalls ergonomische Aspekte berücksichtigt und in das System eingepflegt werden.
Aus definierten Schichttagen wird eine Schichtwoche gebildet, die wiederum ein Bestandteil eines Schichtrasters mit wiederkehrender Schichtfolge (Wechselschicht) sein kann. Bei den Schichtrastern können Sie eine beliebige Anzahl von Schichtwochen als Wechselschicht definieren. Dabei kann des Weiteren die Reihenfolge der Schichtwochen festgelegt werden.
Mit PROCESS HR können Sie eine optimierte und automatische Einsatzplanung Ihrer Mitarbeitenden durchführen, die Ihre individuellen Belange berücksichtigt.