Was bei der Wahl eines Speichers zu beachten ist erklärt Hauke Heitshusen von der Powertrust GmbH aus Bremen. Er ist Berater für Sonderprojekte und weiß, dass Anforderungen an Stromspeicher im privaten, gewerblichen und landwirtschaftlichen Bereich steigen.
Redaktion: Wie finden zukünftige Anwender aus der Vielfalt des Angebotes den für ihre Zwecke richtigen Stromspeicher?
Hauke Heitshusen: Wenn Kunden sich für einen Stromspeicher entscheiden wollen sie möglichst unabhängig von Stromversorger sein und so viel Sonnenstrom als möglich nutzen. Deshalb ist der erste Schritt immer den eigenen Stromverbrauch zu analysieren. Wie hoch ist der Jahresverbrauch, zu welcher Tageszeit und an welchen Tagen wird wie viel Strom verbraucht. Das ist bei privaten Anwendern und Gewerbe die gleiche Vorgehensweise.
Redaktion: Ihre Stromspeicher starten bei einer nutzbaren Kapazität von 7,5 Kilowattstunden. Speicher mit kleineren Kapazitäten wurden aus dem Programm genommen, warum?
Hauke Heitshusen: In der Praxis hat sich gezeigt, dass kleinere Stromspeicher ihren Anwendern weniger Autarkie bringen. Ein Stromspeicher muss eine gewisse Kapazität haben, um den Bedarf abdecken zu können und die passende Lade- und Entladeleistung bereitzustellen. Ein Haartrockner mit 2 Kilowatt belastet den heimischen Energieverbrauch nach einer halben Stunde Haarstyling bereits mit einer 1 Kilowattstunde. Wird noch der Wasserkocher, Spülmaschine, Trockner, Waschmaschine, Fernseher, Computer und andere Verbraucher betrieben sind die 7,5 Kilowattstunden schnell aufgebraucht. Um möglichst wenig Strom aus dem Netz zu beziehen sollte ein Stromspeicher aber mindestens den Nachtbedarf abdecken. Nutzbare Kapazität und abgegebene Leistung des Speichers müssen zum Verbrauch des Anwenders passen.
Redaktion: Haben Sie ein Beispiel?
Hauke Heitshusen: Für einen Vierpersonenhaushalt werden rund 5000 Kilowattstunden Jahresverbrauch gerechnet. Das sind pro Tag knapp 14 Kilowattstunden. Wenn wir dann davon ausgehen, dass dieser Haushalt 50 % seines Stroms am Abend oder frühen Morgen verbraucht sind dies etwa 7 kWh. Wir empfehlen einen Stromspeicher, der mindestens den Nachtbedarf deckt, weil sonst zu viel Energie aus dem Netz bezogen wird und das will niemand.
Redaktion: Welche Rolle spielt die Lade- und Entladeleistung bei einem Stromspeicher?
Hauke Heitshusen: Lade- und Entladeleistung sind entscheidend für die Autarkie und damit den Klimaschutz. Je höher die Entladeleistung, desto mehr Verbraucher können gleichzeitig betrieben werden. Auch hier wird klar, je mehr gespeicherter Sonnenstrom genutzt werden kann, desto weniger Strom muss aus dem Netz bezogen werden.
Redaktion: Welche Rolle spielt die Ladeleistung?
Hauke Heitshusen: Die Ladeleistung gibt an wie viel Strom ein Stromspeicher pro Zeiteinheit einlagern kann. Je schneller ein Stromspeicher Energie einlagert, desto effektiver arbeitet er für den Anwender. Er kann auch an Tagen mit nur wenig Sonnenstunden voll geladen werden, er kann aber mehrmals am Tag gefüllt werden, wenn der Bedarf höher ist und die Sonne scheint. Unsere Stromspeicher sind so ausgelegt, dass sie mit unseren Photovoltaikpaketen in rund 3 Stunden komplett beladen sind. Somit ist sichergestellt, dass möglichst wenig Strom aus dem Netz zugekauft werden muss.
Redaktion: Die Mehrzahl der Anwender in Deutschland setzt auf Lithium-Ionen-Akkutechnik. Sie setzen auf Blei-Akkutechnik - warum?
Hauke Heitshusen: Lithium-Ionen Akku-Technik ist relativ neu und sie hat unzweifelhaft hat Vorteile. Bei Bleibatterien denkt jeder sofort an die Blei-Säure –Batterie im PKW. Dazu kommt, dass Blei einen schlechten Ruf wegen Vergiftungen aus bleihaltigen Wasserleitungen. Wir sagen, auch die Blei-Akkutechnik hat sich weiterentwickelt und es gibt gute Argumente für den Einsatz von Blei-Akkutechnik in Stromspeichern und gegen die noch relativ neue Lithium-Ionen Technik.
Redaktion: Bitte erläutern sie das!
Hauke Heitshusen: Wir arbeiten mit Blei-Kristall-Akkus, deren Elektrolyt nicht in flüssiger, sondern in fester, kristalliner Form mit geringer Restfeuchtigkeit vorliegt. Dadurch sind die Akkus sehr sicher, brennen und explodieren nicht und gasen praktisch nicht aus. Blei-Akkus sind alle sehr temperaturtolerant. Wir installieren unsere Speicher in unbeheizten Garagen, Stallungen, Lager- und Werkshallen. Lithium-Ionen Speicher müssen an solchen Standorten aktiv beheizt oder gekühlt werden und dafür wird Energie verbraucht. Das ist aus unserer Sicht nicht besonders nachhaltig. Ein weiterer Punkt ist die bemerkenswerte Recyclingquote von Blei-Akkus. Bleibatterien werden zu nahezu 100 Prozent in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt. Gemeint ist hier die ganze Batterie, also vom Kunststoffgehäuse, interne- und externe Bauteile, bis zum Blei selbst. Für uns ist das Recycling ein wichtiges Argument, denn wir sind in den erneuerbaren Energien unterwegs, da sollte die Wertschöpfungskette über den ganzen Lebenszyklus betrachtet werden. Vorteil für den Anwender ist, dass die Akkus nach Gebrauch als wertvoller Rohstoff gelten und nicht als Sondermüll. Prinzipiell können Powertrust Speicher auch mit Lithium-Ionen Akkus betrieben werden, aber deren Recyclingquote liegt aktuell noch bei unter 50 Prozent.
Redaktion: Wie sollten Menschen die sich aus Klimaschutzgründen für einen Stromspeicher interessieren also vorgehen bei der Speicherwahl?
Hauke Heitshusen: Lernen Sie als erstes Ihren Verbrauch kennen. Den Jahresverbrauch erhalten Sie von Ihrem Stromanbieter, den Tagesverbrauch erfahren Sie indem Sie mehrere Tage ihren Stromzählerst beobachten. Suchen Sie nach einem Standort für ihren zukünftigen Speicher. Befindet sich der geplante Standort in einer wechselwarmen Umgebung empfehlen wir einen Bleispeicher, die sind temperaturtolerant ist. Ladeleistung und Entladeleistung sind ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung für den richtigen Speicher. Hohe Leistungen sind nicht nur für maximale Unabhängigkeit vom Stromnetz wichtig. Für Elektromobilität und Wärmepumpenbetreiber sind sie Pflicht, denn mit kleinen Leistungen entsteht eine Leistungslücke und Anwender müssen mehr Strom aus dem Netz ziehen. Das kostet unnötig Geld und ist wegen der hohen Kohlestromanteile im Stromnetz auch noch schlecht für das Klima. Das ist ja nicht Sinn der Erneuerbaren Energien.
Redaktion: Herr Heitshusen, vielen Dank für das Gespräch.