Dazu kommen noch vorgegebene Einbauzeiten, welche die logistische Gesamtplanung auch nicht einfacher machen.
Mischmeister, Wäger und Bauleiter sind normalerweise auf diese Situationen trainiert und entwickeln hier eine unglaubliche Flexibilität, um den ganzen Lieferprozess optimal am Laufen zu halten. Das Telefon steht dabei kaum still, denn zwischen all diesen Beteiligten, zu denen auch die Fahrzeugführer gehören, muss alles möglichst genau abgestimmt werden.
„Das kostet jedoch Nerven, Zeit und somit auch Geld.“ Dabei lassen sich auch diese Prozesse mit überschaubarem Aufwand sehr effektiv und nachhaltig digitalisieren und somit wesentlich stressfreier gestalten, so Beate Volkmann, Vorstandsmitglied der PRAXIS EDV-Betriebswirtschaft- und Software-Entwicklung AG aus Pferdingsleben in Thüringen. Aktuelles Online-Kartenmaterial, GPS-Tracker, dynamische Auftrags-Apps, Unternehmenscloud bis hin zu Fertiger-Konsolen sind hier nur einige Stichworte, die dazu gehören.
„Es ist wie bei fast allen Digitalisierungen bereits vorhandener analoger Abläufe – es werden die schon vorhandenen Ressourcen eingebunden oder auch komplett durch neue Systeme ersetzt.“ Einen „Königsweg“ gebe es dabei nicht. Je nach den vorhandenen Voraussetzungen würden unterschiedliche Wege zum Ziel führen, dass sämtliche Daten jederzeit allen Beteiligten zur Verfügung stehen und so die gesamte Lieferkette vom Werk bis zur Baustelle optimiert werden kann, erklärt Beate Volkmann. Die wichtigste Voraussetzung dafür sei, dass alle beteiligten aktiven Komponenten mit entsprechender Technologie ausgestattet sein müssen, um die Informationskette vollständig dauerhaft und vor allem verlässlich nutzen zu können.
Das beginnt bei den Fahrzeugen, die mit einem GPS-Tracker ausgestattet werden. Dazu bekommt das Fahrzeug eine dynamische Auftragsapp, die ihn über alle Bereiche des Auftrages, der Situation auf der Straße, auf der Baustelle und im Werk informiert. Mischmeister und Wäger erhalten ebenfalls eine entsprechende Software und wissen dann genau, wann welche Mengen an Baustoffen zur Verfügung stehen müssen. Gleichzeitig werden die Fahrzeuge in Abhängigkeit von der Strecke in der Anzahl so disponiert, dass einerseits Zeitpläne eingehalten werden und andererseits aber keine unnötigen Standzeiten entstehen. Dabei können auch mehrere aktive Baustellen abgeglichen und im Bedarfsfall bei der Disposition unterschiedliche Fuhrparks mit eingebunden werden. Der Bauleiter weiß über eine eigene App, wann welche Baustoffe genau bei ihm ankommen. Nach- und Abbestellungen sind ebenfalls problemlos möglich.
Verbunden ist alles über die Unternehmenscloud, die an einer zentralen Stelle Daten permanent sammelt, auswertet, hochrechnet und ständig über den aktuellen Zustand informiert. Die Software kann dabei vorschlagen, was und wie verändert werden muss, um die Produktion, den Zulauf von Material und den Einbau zu optimieren. „Wir hatten schon Fälle, wo nach der Digitalisierung die rotierende Fahrzeugflotte deutlich reduziert werden konnte, da die Software eine wesentlich effektivere Taktung berechnet hatte“, sieht Beate Volkmann durchaus deutliches Einsparpotential. Und was für Beton und Asphalt gelte, könne auch in Steinbrüchen und Sandgruben für die Auslieferung von normalen Schüttgut ohne Probleme zur Anwendung kommen. „Wichtig ist nur, dass man den ersten Schritt geht und anfängt.“ Langjährige Erfahrungen hätten gezeigt, dass sich die anfängliche Skepsis der Beteiligten schnell legt, weiß Beate Volkmann. „Läuft das System dann erst einmal stabil, möchte kaum jemand mehr darauf verzichten.“