Hinter den beeindruckenden Zahlen steht eine Baustelle in Rheinland-Pfalz. An der BAB A6 in Höhe der Anschlussstelle Wattenheim wurde im August 2018 durch die Faber Bau GmbH aus dem benachbarten Alzey im August eine Grunderneuerung vorgenommen. Für die 70.000 m2 Asphaltbefestigung wurde zuerst eine 18,5 cm starke Tragschicht in zweilagiger Bauweise und 31.000 Tonnen Asphalt hergestellt. Dann folgten weitere 15.000 Tonnen für eine 8,5 cm dicke Asphaltbinderschicht.
„Diese Größenordnung war auch für uns schon etwas Besonderes“, erklärt Mike Herrmann, Bauleiter für den Bereich Straßen- und Tiefbau. Die Faber Bau GmbH hat hier als eines der größten alteingesessenen Bauunternehmen in der Region aber viel Erfahrung. 1909 gegründet, wurde sie 2010 an den französischen Konzern „Eiffage“ verkauft. Neben dem Hauptsitz in Alzey gibt es eine eigenständige Niederlassung in Schlierschied sowie die Eiffage Infra-Ost GmbH in Wilsdruff mit weiteren Standorten in Drebach und Trebbin.
Auf den fachlichen Nachwuchs legt man in der Faber-Gruppe außerordentlich hohen Wert. So sind von den derzeit insgesamt 663 Mitarbeitern in Rheinland-Pfalz 81 in der Ausbildung, was einem sehr guten Wert von mehr als zehn Prozent entspricht. „Wir haben auch in diesem Jahr wenig Probleme gehabt, unsere Ausbildungsplätze zu besetzen.“ Das spreche für den guten Ruf des Unternehmens in der Region, berichtet Hans-Werner Walter, technischer Leiter und Prokurist.
Der Arbeitsschwerpunkt des Unternehmens liegt im Straßenbau – fast ausschließlich im heimischen Rheinland-Pfalz. Aber auch Erd- und Kanalbau, Bauwerksinstandsetzung, Hoch- und Ingenieurbau sowie Recycling und Abbruch gehören mit zum Angebot. Der Jahresumsatz lag 2017 bei ca. 140 Millionen Euro. So sind für Bauvorhaben dieser Art durchaus schon Erfahrungen vorhanden. „Wir haben dieses Mal beschlossen, Softwarelösungen zu testen, welche den Materialstrom beim Einbau genau steuern können.“ Dabei sei man auch auf die PRAXIS EDV aufmerksam geworden, blickt Mike Herrmann zurück. Da das Vorstellungsgespräch überzeugte, habe man beschlossen, die App „VEGAS“ in der Ausbaustufe Vollautomatisierung als Pilotprojekt auf dieser Baustelle einzusetzen. So reiste Beate Volkmann mit Soft- und auch einiger Hardware nach Alzey und begann mit der Einrichtung.
Nach der Montage der PxFertiger-Konsole und der App-Installation auf den Smartphones aller Beteiligten wurden die Fahrzeuge mit GPS-Trackern ausgerüstet. „Mit dieser Voll-Ausbaustufe der VEGAS-Lösung konnten wir unsere geplanten Tagesleistungen problemlos erfüllen. Der Vorteil liegt darin, dass wir zu jeder Zeit einen genauen Überblick über die bereits eingebaute Menge sowie den Standort aller Lieferfahrzeuge gehabt und sofort gemerkt haben, wenn irgendwo etwas gestockt hat“, berichtet Herrmann begeistert. Wichtig sei dabei gewesen, dass diese Steuerung von allen Beteiligten auch „angenommen“ wurde. „Sowohl die Poliere auf der Baustelle als auch die Fahrer haben das System sofort akzeptiert, da es sehr einfach aufgebaut ist und in der Arbeit wenig Zeit kostet. Die Bedieneroberfläche ist übersichtlich und die Eingaben sind völlig unproblematisch.“ Ein weiterer Vorteil sei die Einbindung der Lieferscheine, so Herrmann. Die Lieferscheine wurden von beiden Mischanlagen vollautomatisch in VEGAS bereitgestellt. So könne genau nachvollzogen werden, welcher LKW wann an welchem Mischwerk beladen wurde. Das könne beispielsweise bei Reklamationen eine Rolle spielen.
Die Betreuung während der gesamten Testphase sei hervorragend gewesen. „Wenn es doch einmal unerwartete Schwierigkeiten gab, zum Beispiel durch selbst verschuldete menschliche Fehler, wurden die sofort gelöst“, ist Herrmann angetan. Um die Daten auch bei Sonnenlicht noch besser lesen zu können, kam der Wunsch nach einer farblichen Hinterlegung in einer Bedienoberfläche. „Das wurde innerhalb von zwei Stunden umgesetzt“, lobt Herrmann.
Getestet wurden auch die sogenannten „Transponder“, mit denen fünf Fahrzeuge ausgerüstet wurden. Diese melden sich bei Annäherung an den Fertiger automatisch über eine dort zusätzlich angebrachte Konsole an, quittieren dann das Ende des Befüllvorgangs und die Abfahrt von der Baustelle. Das habe hervorragend funktioniert, so Herrmann. „Eine komplette Ausrüstung war in diesem Fall jedoch für uns ungünstig, da nicht alle Fahrzeuge regelmäßig jeden Tag hier im Einsatz waren.“ Die tägliche Umrüstung wäre zu aufwändig gewesen.
VEGAS habe sich sehr gut bewährt, lautet das Fazit von Mike Herrmann. Die Baustelle habe die richtige Größenordnung für die Vollversion, um einerseits einen störungsfreien Ablauf zu gewährleisten, andererseits möglichst schnell eine Aussage zu bekommen, ob die Fahrzeuganzahl richtig gewählt wurde und die Lieferkapazität dazu passt. Selbst die Tatsache, dass die Kapazitäten der beiden Mischwerke in Kirchheimbolanden und Lampertheim sowie die Anfahrzeiten unterschiedlich sind, habe die App problemlos verarbeitet. „Es war immer genug Mischgut am Fertiger und die Standzeiten der Fahrzeuge waren minimal.“ Auch die eingesetzte Anzahl von 30 LKW habe sich als optimal erwiesen. „Wir hatten auch schon andere Baustellen, wo wir dann im Nachhinein relativ spät gemerkt haben, dass wir zu viele Fahrzeuge im Einsatz hatten.“ So etwas würde VEGAS sehr kurzfristig merken und eine neue optimierte Taktung vorschlagen, sieht Herrmann durchaus Potential für Einsparungen. Über einen „Soll-Ist Nachweis“ könnte es aber auch passieren, dass mehr Fahrzeuge berechnet und dann auch eingesetzt werden. So könnte man problemlos eventuelle Mehrkosten nachweisen.
Um einen Vergleich zu haben, wird jetzt noch die einfache VEGAS-App-Version ohne GPS-Tracker getestet. Hier lassen sich die Fahrzeuge zwar nicht genau orten, aber die Umlaufzeiten zwischen Mischwerk und Baustelle werden trotzdem automatisch erfasst und für die zukünftigen Touren angepasst. Mit diesen Daten kann die App optimale Kreisläufe berechnen, auf Veränderungen in der Fahrzeit oder beim Einbau reagieren und auch Taktungen optimieren.