Die Umstellung der Studiengänge auf das zweistufige Bachelor- und Mastersystem schlägt sich immer stärker auf dem Arbeitsmarkt nieder. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage des Queb e. V. unter mehr als 40 namhaften Unternehmen Deutschlands. "Der Bachelorabschluss ist zunehmend gefragt. Sobald das Diplom abgelaufen ist, wird sich der Bachelorgrad zum Teil auf bis zu 80 Prozent erhöhen", erklärt Susanne Hüsemann, Geschäftsführerin Queb e. V.. Der Zusammenschluss namhafter Unternehmen der Privatwirtschaft (aktuell 43 Mitglieder) ist ein Kompetenznetzwerk für innovatives Employer Branding und bündelt das relevante Wissen für ein langfristig erfolgreiches Personalmarketing.
Die Umfrage zeigt auch, dass die vereinzelte Kritik am neuen System, die Berufseinstiegschancen hätten sich verschlechtert und die Betreuung während des Studiums sei unterdurchschnittlich, nicht berechtigt ist. Tatsächlich existieren für Bachelorabsolventen sehr viele Einstiegsangebote. Beispiel DEKRA Automobil: Hier haben mehr als 50 Prozent der in den vergangenen 12 Monaten eingestellten Hochschulabsolventen den Bachelorabschluss. Auch bei Adidas und Bosch, die inhaltlich vollkommen unterschiedlich ausgerichtet sind, besitzen bereits mehr als 50 Prozent aller eingestellten Absolventen den Bachelor; bei Unilever sind es bereits 40 Prozent - Tendenz steigend. Oder Accenture: Allein im Bereich Accenture Technologies Solutions kommen auf einen Master- zwei Bachelorabsolventen.
"Rückwärtsgang geht an der Realität vorbei"
Angesichts dieser Zahlen stößt die immer wieder neu aufkommende Diskussion um die noch jungen Studienabschlüsse bei Experten auf Unverständnis. "Wie kann eine Reform, die über Jahre gereift und zusammen mit den Anforderungen eines modernen Hochschulsystems gewachsen ist, derart in Frage gestellt werden?", fragt Hüsemann und verweist nicht zuletzt auf Mecklenburg-Vorpommern. Hier können Studierende der Ingenieurwissenschaften ihr Studium seit Jahresbeginn wieder mit einem Diplom abschließen. "Diese rückwärtsgewandte Investition in einen überholten Abschluss konterkariert in hohem Maße die Realität der arbeitsplatzschaffenden Unternehmen", berichtet Hüsemann. "Besser wäre es, wenn alle Kräfte geschlossen in die verabschiedete Studienreform mit einheitlichen Bachelor- und Masterabschlüssen fließen würden."
Schließlich ist für die Geschäftsführerin des Queb e. V. die Frage nach den Hardund Softskills der Absolventen weitaus wichtiger als die "überflüssige Diskussion um einen veralteten Titel". Queb-Mitgliedsunternehmen wie STIHL, Bertelsmann, Infineon, Continental, EnBW, BMW, PricewaterhouseCoopers, Allianz oder Commerzbank fokussieren in ihren Stellenausschreibungen nicht nach der Art der Hochschulabschlüsse. Ähnlich wie die Deutsche Telekom betonen sie in ihren Anzeigen ihr Interesse am Menschen: "Entscheidend bei der Personalauswahl sind für uns Kompetenzen und Potenziale", bestätigt Marc-Stefan Brodbeck, Recruiting-Leiter Deutsche Telekom. Ohnehin hat sich schon längst im gesamten Hochschulmarketing die Gleichberechtigung der Abschlüsse durchgesetzt.