Damit aus optischen Gründen an der Gebäudefassade keine sichtbaren Entwässerungsleitungen verlaufen, mussten diese hinter die Gebäudefassade verlegt werden. Dadurch waren nur geringe Querschnitte der Fallrohre möglich, welche das gesamte Oberflächenwasser vom Flachdach und der umlaufenden, darunterliegenden Terrasse aufzunehmen hat. Es galt deshalb sicherzustellen, dass ein Einfrieren nicht möglich ist.
Die Anforderungen an das Beheizungssystem wurden folgendermaßen definiert:
- wirtschaftliche Arbeitsweise
- chemische Resistenz gegen UV-Strahlung und bituminöse Dachbaustoffe
- witterungs- und alterungsbeständig
- robuster Aufbau des Heizbandes
- sicherer und autarker Betrieb
- geringer Wartungsaufwand
- einfache Verlegung
Damit dies erfolgen kann, wurde neben werksseitig vorkonfektionierten, verlegefertigen Heizschleifen von Quintex ebenfalls eine Steuerverteilung mit integrierter Schnee- und Eismeldeanlage geliefert.
Diese bewertet neben der Temperatur auch die entsprechende Umgebungsfeuchte.
Beide Parameter sind einstellbar. Die Heizung wird dadurch nur eingeschaltet, wenn die Temperatur unter den eingestellten Temperaturwert abfällt und gleichzeitig die Umgebungsfeuchte am Feuchtefühler den eingestellten Feuchtegrad übersteigt. Dies bedeutet, dass entweder Tauwasser oder Niederschlag als Schnee-/Eisregen bei frostgefährdeten Temperaturen vorherrschen und es bei diesen Witterungsverhältnissen sinnvoll ist, die Dachrinnenheizung zu betreiben.
Beide Fühler sind auf dem Flachdach im Freien platziert und erfassen die Witterung unmittelbar vor Ort. Das Steuergerät ist in der Elektroverteilung eingebaut und zeigt die vorherrschenden Parameter im Display an. Der zuständige Gebäudetechniker kann somit mit einem Blick erkennen, ob geheizt wird oder die Heizung außer Betrieb ist.
Auch im Fall einer Störung wird dies angezeigt und über einen potentialfreien Kontakt auf Klemme geführt. Dies gewährleistet einen sicheren und wirtschaftlichen Betrieb.
Üblicherweise werden kleinere Dachrinnenheizungen rein thermostatisch über die Außentemperatur geregelt betrieben. Dies hat zur Folge, dass die Heizung auch dann in Betrieb genommen wird, auch wenn keine Gefahr der Vereisung besteht, da es entweder nur trocken kalt ist oder aber kein Schmelzwasser anfällt. Für kleinere Anlagen ist dies eine „tolerierbare“ Form der Regelung.
Für größere Anlagen jedoch, ist dies jedoch nicht zu empfehlen. Der Energieverbrauch bei einer Dachrinnenheizung von 100m Länge würde sonst bei den jährlichen Betriebskosten schnell mehrere Hundert bis Tausend Euro betragen, wie nachfolgende Beispielrechnung mit angenommenen Werten aufzeigt:
Berechnet wird die Zeit, in der der Umgebungsthermostat
einschalten würde, weil die Außentemperatur von 5°C
unterschritten ist, jedoch keine Feuchte vorhanden ist.
Die Berechnung ist beispielhaft und erfolgt auf Grundlage
von Durchschnittswerten.
Durchschnittliche Leistungsaufnahme: 25 W/m
Heizkreislänge: 100 m
Tage/a <5°C OHNE Feuchte 1) 60 Tage
Anschaffungskosten Eismelder 2) 760,00 EURO
Anschaffungskosten Dachrinnenfrostwächter 2) 162,00 EURO
Kostennachteil Eismelder zu Dachrinnenfrostwächter: 598,00 EURO
Energie Mehraufwand:
Pro Stunde 2,5 KWh
Pro Tag 60 KWh
Pro Jahr 3600 KWh
Energiekosten:
Strompreis je KWh 0,30 EURO/KW
Je Betriebsstunde 0,75 EURO/KW
Pro Tag 18,00 EURO/KW
In einem Jahr 1080,00 EURO/KW
Amortisation: 0,55 Jahre
Oder: 7 Monate
1) Frostperiode von November - April = 6 Monate
2) Listenpreise Quintex GmbH 2017
Auch bei Betrachtung dieser theoretischen Rechnung ist leicht zu erkennen, dass es sinnvoll ist, die Einschaltdauer einer Dachrinnenheizung auf die wirklich erforderlichen Tage/Jahr zu beschränken und somit die Betriebskosten für den Eigentümer / Mieter so gering wie möglich zu halten!
Diese Aufstellung zeigt auch, dass die vermeintlich teure Anschaffung einer Schnee- und Eismeldeanlage nur kurzfristig teurer ist. Wie hier dargestellt, hätte sie sich die Investkosten bereits nach sehr kurzer Zeit amortisiert.
Schließlich soll mit der Dachrinnenheizung vordergründig kein Schnee abgetaut werden, sondern lediglich ein Abflusskanal für anfallendes Schmelzwasser freihalten werden.
Im Einzelfall und bei statischen Problemen wegen unzulässig hohen Schneelasten bei spezifischen Dachkonstruktionen kann es sinnvoll sein, besonders kritische Bereiche mit einer Dachflächenheizung auszustatten. Hier werden jedoch i.d.R. höhere Heizleistungen von 200-250 W/m² benötigt, da hier echte Abtauvorgänge realisiert werden müssen, um unzulässig hohe Schneelasten zu vermeiden. Auch bei solchen Heizsystem ist eine Temperatur- und Feuchte geführte Regelung essentiell, um die Betriebskosten auf ein minimales Maß zu beschränken.
Im Erfurter Objekt wurden ca. 100m selbstbegrenzendes Heizband von Quintex mit Zuleitungen in den entsprechenden Längen verlegt. Die Anschlussteile wurden werksseitig vorkonfektioniert und mit einer wasserdichten Schrumpfmuffe versehen.
Neben Protokollen und entsprechenden Dokumentationsunterlagen wurde von Seiten des Architektenbüros worschech architects eine Nutzereinweisung des zuständigen Gebäudetechnikers durch den Hersteller, der Firma Quintex, gewünscht.
Eine Dachrinnenheizung sollte wie jedes technische Produkt, regelmäßigen technischen Wartungsintervallen unterliegen. Es ist deshalb ratsam und auch sinnvoll, vor Beginn der Frostperiode, diese auf ordnungsgemäßen Betrieb zu überprüfen.
Hierzu wird in der Regel die Heizung kurzzeitig manuell in Betrieb genommen, die Einstellparameter des Steuergeräts überprüft, sowie eventuelle Verunreinigungen am Feuchtefühler beseitigt.
Bis auf diese jährlich durchzuführenden Maßnahmen, ist die elektrische Dachrinnenheizung jedoch wartungsfrei und gewährleistet über viele Jahre hinweg einen sicheren Betrieb.
Bild 1: Heizband mit bitumenresistentem Fluorpolymer-Außenmantel auf Bitumen-Dachbahnen doppelt verlegt. Heizband wird als Schleife in einer Länge ausgeführt. Der Anschluss und das Ende sind wasserdicht vermufft.
Bild 2: verlege fertige Heizschleife für ein Fallrohr vor der Endmontage mit Schrumpf-Endmuffe
Bild 3: Heizband im Bereich eines Dacheinlaufs. Das Heizbandende wird über den Dacheinlauf in das Fallrohr eingeführt und endet dort.
Bild 4: Steuerschrank mit Sicherungen, Fehlerstromschutzschalter, Lastschütz, Zu- und Abgangsklemmen und Störmeldeleiste.
Das Steuergerät der Schnee- und Eismeldeanlage ist gut erreichbar für eine einfache Bedienung eingebaut. Die Anzeige zeigt den tatsächlichen Zustand vor Ort auf dem Dach an und ob geheizt wird oder nicht. Die Bedienung erfolgt einfach über drei Tasten in der Gehäusefront.