In Deutschland stehen drei Prozent aller Gebäude unter Denkmalschutz Auch bei ihnen besteht ein beträchtliches Potenzial zur Energieeinsparung, welches mit geeigneten Sanierungsmaßnahmen erschlossen werden kann. Denkmalschützer jedoch klagen über einen "Dämmwahn", der nicht vor historisch wertvollen Gebäuden Halt macht und fürchten das Ende aller schönen Architektur. Bei genauerem Hinsehen haben Denkmalschutz und Klimaschutz aber ein gemeinsames Ziel: beide wollen die Gebäude für die Zukunft erhalten - nicht als museales Beiwerk, sondern als genutzten Lebensraum. Sanierte Gebäude sind bei gesunkenen Nebenkosten für potenzielle Mieter attraktiver - dies ist im Interesse beider Parteien.
In einem Positionspapier spricht sich das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz für die energetische Sanierung aus, fordert allerdings eine gesonderte Betrachtungsweise für denkmalgeschützte Gebäude. Ihre Sanierung erfordert individuelle Lösungen, die nur mit gezielter Förderung und vor allem spezifischem Fachwissen umgesetzt werden können.
Einen Beitrag hierzu leistet der "Fachkongress Energetische Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden", der am 17.11.2011 bereits zum zweiten Mal im Rahmen der Kongressmesse DENEX® in Wiesbaden stattfindet. Er zeigt, welche Sanierungsmaßnahmen mit den gesetzlichen Vorgaben des Denkmalschutzes vereinbar sind und welche Techniken und Baustoffe sich am besten eignen. Zahlreiche umgesetzte Beispiele sorgen für Einblicke in Möglichkeiten, Kostenstruktur und erreichte Effizienzwerte.
Als Vorsitzende der Arbeitsgruppe Bautechnik beschäftigt sich die Landeskonservatorin Hessens Dr.-Ing. Roswitha Kaiser bereits jahrelang mit der Fragestellung denkmalverträglicher Baumaßnahmen und -techniken. Im Eingangsvortrag fragt sie nach der Vereinbarkeit von Denkmalschutz und Energieeffizienz.
Auf die Problematik der energetischen Sanierung von historischen Backsteingebäuden weist Albert Schett vom Denkmalschutzamt Hamburg hin. Wie viele andere norddeutsche Städte ist Hamburg von zahlreichen Backsteinbauten geprägt. Würden sie unter einer dicken Wärmedämmung verschwinden, wäre das charakteristische Stadtbild gefährdet. Der Senat hat deshalb eine "Handlungsempfehlung zur Erhaltung der Backsteinstadt Hamburg" herausgegeben. Das Denkmalamt engagiert sich zudem federführend im EU-Projekt "Co2ol Bricks", welches die Energieeffizienz von historischen Backsteingebäuden verbessern will, ohne ihren besonderen Charakter zu zerstören.
Speziell Industriedenkmäler betrachtet der Ingenieur Prof. Axel C. Rahn in seinem Vortrag. Der Strukturwandel hat in vielen deutschen Städten Industriegebäude hinterlassen, die in ihrer alten Funktion nicht mehr genutzt werden, aber von geschichtlichem und architektonischen Wert sind. Ein neues Nutzungskonzept verleiht ihnen neue Attraktivität, die vorhergehende Sanierung jedoch steht vor der besonderen Herausforderung, alte geschützte Bestandteile mit neuen Anforderungen an Nutzung und Energieeffizienz zu verknüpfen und bauphysikalisch praktikabel umzusetzen.
Die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, der Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung e.V. sowie das Kompetenzzentrum Hessen Rohstoffe (HeRo) e.V. unterstützen den Fachkongress als ideelle Träger.
Die DENEX®, Kongressmesse für Dezentrale Energiesysteme, Intelligente Energieverteilung und Effiziente Energieverwendung, findet am 17. und 18. November 2011 in den Rhein-Main-Hallen in Wiesbaden statt. Im Fokus stehen dezentrale Energiesysteme sowie intelligente und energieeffiziente Gebäudesysteme.
Weitere Informationen zur Messe und den Fachtagungen unter www.denex.info.