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Achtung Zecken!

Jährlich erkranken rund 60.000 Menschen an Borreliose

(PresseBox) (Hannover, )
Sie sitzen in Gräsern, in Büschen, auf Blättern: Zecken sind auch in der Region Hannover weit verbreitet. Gerade jetzt, wenn das Wetter wieder schöner wird und viele Menschen in den Osterferien durch die Natur streifen, ist die Wahrscheinlichkeit, von den kleinen schwarzen Krabbeltieren gestochen zu werden, besonders hoch. Da Zecken auch Krankheiten wie die FrühSommerMeningoEncephalitis (FSME) und Borreliose übertragen können, sollten Spaziergänger, Naturliebhaber oder Hobbygärtner einige wichtige Regeln nach einem Zeckenstich beachten.

"Während FSME vor allem in Süddeutschland vorkommt und in unserer Gegend kein Risiko darstellt, ist Borreliose in ganz Deutschland ein ernsthaftes Erkrankungsproblem - auch in der Region Hannover", sagt Dr. Hans-Bernhard Behrends von der Region Hannover. Jährlich erkranken rund 60.000 Menschen an Borreliose. Das Tückische an der Krankheit: Man kann sich vor ihr nicht durch eine Impfung schützen und sie verläuft zunächst unerkannt. "Nur die Hälfte der Patienten hat den Zeckenstich überhaupt bemerkt, so dass typische Erkrankungszeichen nicht immer mit der Borreliose in Verbindung gebracht werden", sagt der Amtsarzt. Außerdem imitiere Borreliose Symptome vieler anderer Krankheiten, wodurch die Diagnose zusätzlich erschwert werde, so der Leiter des Gesundheitsamtes.

Als Anzeichen für eine Infektion gilt eine so genannte ringförmige Wanderröte, die sich ein bis drei Wochen nach dem Zeckenstich bildet. Die Hautrötung kann sich spontan wieder zurückentwickeln, in manchen Fällen folgen ihr aber auch Wochen bis Monate später schmerzhafte Nervenentzündungen oder Gelenkbeschwerden. Nicht oder zu spät mit Antibiotika behandelte Infektionen können chronische Krankheitserscheinungen an Nervensystem, Herz, Gelenken und Haut hervorrufen.

Der Amtsarzt betont, dass aber nicht jeder Zeckenstich automatisch zu einer Infektion führt. "Nur ein Fünftel bis ein Viertel der Zecken tragen die Borrelien in sich", so Dr. Hans-Bernhard Behrends. Und von den "Borrelien-Zecken" wiederum überträgt nur jede 10. bis 25. die krankheitsauslösenden Erreger auch auf den Menschen. "Wir nehmen an, dass tatsächlich nur einer von hundert Zeckenstichen eine Borreliose beim Menschen verursacht."

Dennoch sollte man nach jedem Zeckenstich die Einstichstelle genau beobachten und die Entwicklung der Haut im besten in einer Art Tagebuch festhalten: Wann und wo wurde ich gestochen? Bilden sich Hautrötungen? Treten grippeähnliche oder andere Beschwerden auf? Schmerzen die Gelenke? Wenn solche Fragen mit "ja" beantwortet werden, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Durch eine rechtzeitige Behandlung lässt sich Borreliose gut beherrschen und ausheilen.

Wichtig ist, eine am Körper entdeckte Zecke unmittelbar zu entfernen. Mit einer geeigneten, zum Beispiel in der Apotheke erhältlichen Zange fasst man die Zecke direkt über der Hautoberfläche löst sie durch langsames, geduldiges Ziehen. Drehen oder Zerquetschen führen nicht zum Erfolg - im Gegenteil: Die Abgabe der Krankheitserreger kann dadurch sogar beschleunigt werden. Auch so genannte Hausmittel wie Öltropfen wirken nachteilig, weil durch Reizungen die Zecke die Erreger nur schneller in die Haut einbringt.

Bleibt der Zeckenkopf in der Haut stecken, braucht man sich keine Sorgen zu machen. "Die Borrelien tragen die Tiere im Darm, und der ist mit dem Zeckenkörper entfernt", sagt Dr. Behrends. Die betreffende Stelle kann desinfiziert und sollte wegen einer Entzündung im Auge behalten werden. "Aber eine Blutvergiftung entsteht praktisch nicht, auch ist es nicht erforderlich, sich nach einem Zeckenstich vorbeugend mit Antibiotika zu versorgen."

Auch Haustiere sollten regelmäßig nach Aufenthalten im Freien nach Zecken abgesucht werden. Am wirkungsvollsten schützt man sich vor Infektionen durch sorgfältiges Absuchen des Körpers und der Kleidung nach anhaftenden Zecken. Im besten Fall meidet man einfach ihre typischen Lebensräume. Da Zecken sehr empfindlich gegen Austrocknung sind, leben sie hauptsächlich in dichten Sträuchern, die auch im Hochsommer zwischen ihren Stängeln dicht über dem Erdboden eine hohe Luftfeuchtigkeit bieten. Ein solcher Unterwuchs kommt vor allem in Laub- und Mischwäldern mit Eiche und Buche vor, aber auch in Gärten und Parks. Zusätzlich spielt die Umgebungs- und Bodentemperatur eine Rolle: Bei einer Temperatur unter fünf Grad Celsius stellen Zecken jede Aktivität ein.

Zecken sind Gliederfüßler und gehören zur Klasse der Spinnentiere, wie man an den acht Beinen der geschlechtsreifen ausgewachsenen Exemplare erkennen kann. Zecken verfügen über zwei Mundwerkzeuge, mit denen sie in die Haut der Wirte eindringen. Auch wenn man umgangssprachlich oft von Zeckenbissen spricht, handelt es sich korrekterweise eher um einen Stich.

Über die Mundwerkzeuge wird neben einem Gerinnungshemmer, der den Blutfluss zur Saugstelle stärken soll, ein klebriger Stoff verspritzt, durch den die Zecke auch bei Bewegungen des Wirts nicht abfällt. Durch eine Art lokales Betäubungsmittel kann das Opfer den Einstich oft über einen längeren Zeitraum nicht bemerken. Um sich vor dem Immunsystem des Wirtes zu schützen, kommt beim Stich außerdem noch ein entzündungshemmender Stoff zum Einsatz.

Die bekannteste Zeckenart in Mitteleuropa ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), die zur Familie der Schildzecken gehört. Ihr Entwicklungszyklus dauert ein bis drei Jahre.

Bild 1:

Dr. Hans-Bernhard Behrends, Leiter des Fachbereichs Gesundheit der Region Hannover, und Dr. Petra Spieler, Leiterin des Fachdienstes Verbraucherschutz und Veterinärwesen der Region Hannover, rufen dazu auf, Zeckenstiche ernst zu nehmen und eine Infektion rechtzeitig behandeln zu lassen.
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