Der Herr Bundespräsident hat Herrn Dr. Jaritz in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um das Allgemeinwohl das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Herr Dr. Jaritz hat sich über mehr als drei Jahrzehnte besondere Verdienste im Bereich der Interessenvertretung von Behinderten erworben.
Generell vertreten Menschen mit Behinderungen, die in Werkstätten für Behinderte beschäftigt sind und/oder in Wohneinrichtungen für Behinderte leben, ihre Interessen so weit wie möglich selbst. Sie bilden dazu Werkstatt- und Heimbeiräte. Viele Menschen mit geistiger Behinderung sind jedoch zur Vertretung ihrer Interessen infolge der Schwere ihrer Behinderung nur sehr eingeschränkt in der Lage.
In der Regel nehmen die Eltern, andere Angehörige oder gesetzliche Betreuer ihre Interessen wahr. Sie bilden in den Einrichtungen eigene Beiräte und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Vertretung der Interessen der Menschen mit Behinderungen und ihrer Angehörigen.
Diese einzelnen Angehörigen- und Betreuerbeiräte haben in Niedersachsen einen Landesverband, in dem sie unabhängig von den großen Verbänden der Wohlfahrtspflege zusammenarbeiten.
Aus eigener Betroffenheit, sein autistischer Sohn lebt in einer Einrichtung für Behinderte, war Herr Dr. Jaritz Initiator und anschließend 1986 Begründer des Landesverbandes der Angehörigen- und Betreuerbeiräte in Werkstätten und Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderungen in Niedersachsen (LAKEW). Bis 2007 hatte er insgesamt 21 Jahre das Amt des 1. Sprechers inne.
Der Gründung vorangegangen waren acht Jahre Bemühungen um eine überörtliche Zusammenarbeit von Elternbeiräten aus niedersächsischen Werkstätten. Herr Dr. Jaritz leistete in diesen Jahren Überzeugungsarbeit. Er bereiste einzelne Werkstätten und Heime und ermunterte Eltern und Betreuer sich zusammenzuschließen, bzw. Beiräte zu gründen, um eine wirksame Interessenvertretung für Behinderte Menschen zu erreichen. Mittlerweile sind im LAKEW Eltern- und Betreuerbeiräte aus 35 niedersächsischen Einrichtungen zusammengeschlossen, die ca. 15.000 Menschen mit Behinderungen vertreten.
In der Funktion als 1. Sprecher war Herrn Dr. Jaritz ein regelmäßiger Informations- und Erfahrungsaustausch innerhalb des Verbands von großer Bedeutung. Dazu wurde u.a. alljährlich eine Mitgliederversammlung durchgeführt, zu der Referenten geladen wurden, die über aktuelle Themen berichteten. Darüber hinaus war er Ansprechpartner in allen Fragen rund um das behinderte Kind und half bei Problemen mit Behörden.
1985 gehörte Herr Dr. Jaritz dem Gründungsausschuss des Bundesverbandes (BKEW) an, dessen Hauptaufgabe er darin sah, Einfluss auf Gesetzgebungsvorhaben des Bundes im Bereich der Behinderten zu nehmen. Er war im Vorstand des BKEW einer der Motoren der Verbandsarbeit, nahm an insgesamt 38 Mitgliederversammlungen teil und hatte u.a. das Amt des Schriftführers inne.
Der BKEW betrachtet es als einen Erfolg seiner Lobbyarbeit, dass 2001 eine Regelung in das Sozialgesetzbuch aufgenommen wurde, dass in den Werkstätten ein Eltern- und Betreuerbeirat errichtet werden kann.
Ende 2007 gab Herr Dr. Jaritz auf Grund einer schweren Erkrankung seine Mitarbeit sowohl im LAKEW als auch im BKEW auf.
Die über Jahrzehnte geleistete ehrenamtliche Arbeit findet mit der Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland die ihm gebührende Würdigung und Anerkennung.