Jens Palandt, Dezernent für Umwelt, Klima, Planung und Bauen der Region Hannover, erklärt: „Länger andauernde Hitzeperioden sind infolge des Klimawandels keine Ausnahmeerscheinungen mehr. Im Gegenteil, sie werden den Prognosen nach noch häufiger werden. Die Zahl der Sommertage mit mehr als 25 Grad und der heißen Tage mit mehr als 30 Grad hat bereits zugenommen, ebenso die Häufigkeit von Tropennächten, in denen die niedrigste Lufttemperatur nicht unter 20 Grad fällt.“
Hitze ist eine Gefahr für die menschliche Gesundheit
Hitze belastet nicht nur die Umwelt, sondern stellt aus verschiedenen Gründen auch eine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. „Hitze belastet das Herz-Kreislauf-System und begünstigt damit Herzinfarkte und Schlaganfälle. Hohe Lufttemperaturen und eine intensive Sonneneinstrahlung führen zu einer erhöhten Luftschadstoffbelastung und zu bodennahem Ozon, das wiederum Atemwegbeschwerden begünstigt. Außerdem fördern höhere Durchschnittstemperaturen die Verbreitung von Krankheitserregern und deren -überträgern,“ berichtet Christine Karasch, Gesundheitsdezernentin der Region Hannover. Das Umweltbundesamt geht von mehr als 5.000 zusätzlichen Sterbefällen pro Jahr durch Hitze in den kommenden 25 Jahren aus. Das Gesundheitsamt hat über seine Datenbank bereits Pflege- und Seniorenheime, Arztpraxen, Apotheken und weitere Einrichtungen, die zum Schutz von gefährdeten Personengruppen beitragen können, über die Warnmeldung informiert.
Regionspräsident Steffen Krach rät: „Gerade Ältere, Kranke, Eltern für ihre Kinder, aber auch viele andere sollten jetzt vorsorgen und Belastungen vermeiden, um gesund durch die Hitzeperiode zu kommen. Meiden Sie die Mittagshitze, trinken Sie viel Wasser, verlegen Sie körperlich Anstrengendes auf den Morgen oder den Abend. Achten Sie auf sich und helfen Sie anderen, die Unterstützung benötigen.“ Ausführliche Gesundheitstipps gibt die Region in dem Faltblatt „Große Hitze! – Was tun?“ und auf ihrer Internetseite www.hannover.de/hitze.
Das tut die Region Hannover
Um für die Auswirkungen des Klimawandels optimal vorbereitet zu sein und hohe Lebensqualität in der Region Hannover zu erhalten, hat die Regionsverwaltung eine umfassende regionale Anpassungsstrategie erarbeitet – das Klimaanpassungskonzept (KLAK). Eine Schlüsselmaßnahme darin ist ein „Leitfaden zur Erstellung von Hitzeaktionsplänen“ durch die Kommunen. Die Pläne bündeln Informationen für Verbraucher*innen, Öffentlichkeitsarbeit, gesundheits- und sozialpolitische Erfordernisse sowie planerische und städtebauliche Ansätze.
Ein wichtiger Ansatzpunkt bei der Klimafolgenanpassung sind die dicht bebauten und versiegelten städtischen Bereiche in Hannover, Garbsen, Laatzen, Langenhagen und auch Barsinghausen. Sie sind durch Hitze besonders belastet – vor allem nachts. Dann ist das Phänomen der Überwärmung deutlich zu spüren, wenn Gebäude, Straßen, Stellflächen die gespeicherte Hitze des Tages abstrahlen und diese städtischen Wärmeinseln nicht mehr abkühlen. „Im Rahmen der Klimaanalyse schauen wir, wo die Wärmebelastungen besonders groß sind und wie sich durch bauliche Maßnahmen kühlende Luftströmungen fördern lassen“, sagt Jens Palandt. Diese planerischen und baulichen Umgestaltungen gehören wie die Förderung von mehr Grün zur Abkühlung in den Straßen, an Fassaden oder auf Hausdächern zur langfristigen Anpassungsstrategie.
Hintergrund: Steigende Jahresmitteltemperaturen
Schon heute liegen die Jahresmitteltemperaturen in der Region Hannover rund 1 Grad über den Mittelwerten der 1950er bis 70er Jahre. Langfristig könnten es über 3 Grad werden. Damit hätte Hannover ungefähr die heutige Jahresmitteltemperatur von Venedig. Ob sich damit auch das Urlaubsgefühl von „Dolce Vita“ in unserer Region einstellt? Vermutlich nicht: Größere Hitze und höhere Wassertemperaturen führen zum Beispiel zu mehr Blaualgen in den Badeseen. „In Hannover-Ricklingen, in Altwarmbüchen, dem Steinhuder Meer und anderen Seen haben wir heute schon immer wieder Probleme mit Blaualgen“, erläutert Palandt. Die Folge: sterbende Fische und Einschränkungen bzw. gesundheitliche Gefahren für Badende.