Diese gefühlte Wahrnehmung stehe allerdings in krassem Gegensatz zur Realität: Noch immer verdienen berufstätige Frauen durchschnittlich 23 Prozent weniger als Männer. Aufgaben in Beruf, Haushalt, Kindererziehung und der Pflege von Angehörigen werden immer noch ungerecht zu Lasten von Frauen verteilt. In der Folge seien Frauen überproportional von Altersarmut betroffen - eine alarmierende Situation, sagt Mundt.
Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit sieht Petra Mundt für 2011 deshalb in der Schaffung existenzsichernder Arbeitsplätze für Frauen. "Das gilt besonders für Alleinerziehende", betont die Gleichstellungsbeauftragte. In der Region leben 11 000 Alleinerziehende, die Grundsicherung nach dem Sozialgesetzbuch II beziehen. 95 Prozent hiervon sind Frauen. Das Projekt "Produktionsnetzwerk zur Integration Alleinerziehender in den Arbeitsmarkt" (ProAida), das im Frühjahr 2009 in Laatzen ins Leben gerufen, knüpft genau hier an. "Wir vom Team Gleichstellung setzen uns dafür ein, Netzwerke wie diese in die Region zu bringen und zu unterstützen", sagt Petra Mundt. Sie unterstütze daher auch die Bewerbung der Region für ein Nachfolgeprojekt.
Einen zweiten Schwerpunkt setzt die Gleichstellungsbeauftragte für 2011 beim Thema häusliche Gewalt. Die Zahl der Vorfälle steige seit 2003 kontinuierlich, erläutert sie. "Das hat aber auch mit verändertem Anzeigeverhalten und einer anderen Wahrnehmung von Gewalt gegen Frauen zu tun." In der Region stehen aktuell Garbsen und Seelze mit 222 und 141 gemeldeten Fällen auf dem ersten und zweiten Platz, gefolgt von Laatzen (154) und Langenhagen (153). Festzustellen ist zudem, dass sich die Zahl der gemeldeten Übergriffe in Gehrden von 16 auf 30 fast verdoppelt und in Barsinghausen von 22 auf 62 sogar fast verdreifacht hat.
Handlungsbedarf sieht Mundt auch beim Thema mehr Frauen in Führungspositionen und bei Gender Mainstreaming - also der Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebenssituationen von Männern und Frauen, um eine Gleichstellung in allen relevanten Bereichen zu erreichen. Die Arbeit an geschlechtergerechten Entscheidungen - von der EU als zentrale Aufgabe an alle Mitgliedstaaten weitergegeben - sei auf Landes- und Bundes- Ebene ins Stocken geraten. "Gender Mainstreaming als positive ergänzende Strategie zur klassischen Frauenförderung braucht auch in der Region neuen Mut", appelliert Mundt an die Verantwortlichen. Es müsse ein Konzept entwickelt werden, um die Verantwortung aller für diese Strategie weiter zu sensibilisieren. Der Gleichstellungsbericht der Region sei ein Schritt auf dem Weg dorthin.