"Die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit verhaltensbedingten Auffälligkeiten nimmt weiter zu", sagte Bildungsdezernent Ulf-Birger Franz bei der Vorstellung der Planungen. "Daher werden wir neben inklusiven schulischen Angeboten einen geschützten Rückzugsraum benötigen, in dem betroffene Kinder und Jugendliche stabilisiert werden können." Durch die Konzentration von sonderpädagogischen, diagnostischen und therapeutischen Angeboten im Förderzentrum soll es gelingen, eine Beschulung der Kinder in ihrem individuellen, örtlichen Umfeld so schnell wie möglich wieder zu gewährleisten. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Schülerinnen und Schüler in der Förderschule auf der Bult liegt bei anderthalb Jahren.
Der aktuelle Sanierungsbedarf der Schule auf der Bult ist so groß, dass nur ein Neubau oder eine aufwändige Sanierung in Frage kam. "Wir haben uns für den Neubau eines Förderzentrums entschieden, weil die Lösung auf längere Sicht die kostengünstigere Variante ist", sagte Finanz- und Gebäudedezernentin Barbara Thiel. Die Sanierung des Standortes würde zwar zwei Millionen Euro weniger als der Neubau kosten, durch die Passivhausbauweise des neuen Förderzentrums werden aber die laufenden Energiekosten deutlich gesenkt. Nach der Beschlussfassung über den Neubau wird vor Projektstart eine Ermittlung der wirtschaftlichen Finanzierungsvariante (Public Private Partnership oder Eigenfinanzierung) durchgeführt.
In einem Architektenwettbewerb hatte sich der Entwurf des hannoverschen Architekturbüros ahrens grabenhorst architekten BDA mit großem Abstand gegenüber 26 anderen Büros durchgesetzt. Der Vorschlag sieht ein dreigeschossiges Gebäude vor, das durch viel Glas und Luft im Innern hell und überschaubar ist und damit den Schülerinnen und Schülern leicht Orientierung bietet. Das Förderzentrum soll in einer Baulücke auf dem Gelände der jetzigen Schule auf der Bult errichtet werden. Dabei wird der alte Baumbestand erhalten. Noch ist die Fläche im Besitz der Landeshauptstadt Hannover. Voraussetzung für den Neubau ist die Einigung über einen erforderlichen Grundstückstausch.
Eine dritte mögliche Variante, mit der Schule auf der Bult in ein anderes Schulgebäude umzuziehen, haben die Dezernenten nach eingehender Prüfung verworfen. "Zwar rechnen wir damit, dass durch die Inklusion die Schülerzahlen in unseren Förderschulen mit Schwerpunkt Sprache deutlich sinken, kein Gebäude wäre aber groß genug, um zusätzlich Schülerinnen und Schüler aus einem anderen Förderschwerpunkt aufzunehmen", sagte Ulf-Birger Franz.
Die Konzeption des Förderzentrums ist nicht allein auf schulische Angebote ausgerichtet. Es soll auch als Anlaufstelle für regionale Fort- und Weiterbildungskoordination, die Disposition von Mobilen Diensten, für Fachgespräche und sonderpädagogische Schulungen sowie für Beratungsangebote von Lehrkräften dienen.
Im laufenden Schuljahr besuchen 189 Kinder und Jugendliche mit starken Verhaltensauffälligkeiten die Schule auf der Bult. Die Ursachen für ihren besonderen Förderbedarf sind vielfältig und reichen von sexuellem Missbrauch über Sucht bis hin zu sozialer und psychischer Vernachlässigung. Durch den mobilen Dienst der Schule werden darüber hinaus derzeit 266 Schülerinnen und Schüler an über 100 allgemein bildenden Schulen in der Region Hannover betreut.