Innovation und Digitalisierung sind für REHAU keine Fremdworte. Sie gehören vielmehr zur DNA des Unternehmens. Trotzdem war das interaktive Webinar, zu dem REHAU am 23. Juni 2020 Kunden, Partner und Interessenten einlud, ein Novum. Unter normalen Umständen findet das Kantensymposium im Wechsel bei der HOMAG AG in Schopfloch oder bei IMA Schelling in Lübbecke statt. "Zum 29. Kantensymposium mussten wir uns aufgrund der Kontaktbeschränkungen etwas anderes einfallen lassen", sagt Matthias Hacker, Projektleiter und Senior Engineer für die Division Edgeband bei REHAU. "Die Sicherheit unserer Partner steht natürlich an erster Stelle, andererseits wollten wir auf den Experten-Austausch nicht verzichten." Nachdem einige Varianten durchgespielt wurden, einigte man sich darauf, das Kantensymposium in diesem Jahr als interaktives Webinar durchzuführen. Matthias Hacker und Jens-Uwe Affeldt, Leiter Product Engineering im Bereich Edgeband bei REHAU, führten durch die einstündige Präsentation. Die Zuhörer konnten zwischendurch Fragen stellen. Inhaltlich bot das Kantensymposium rund um das Thema Kante reichlich interessante Informationen und News, die in drei Themenabschnitten dargestellt wurden: Design, Qualität und Digitalisierung.
Design ohne Kompromisse
Für den Wunsch nach immer individuellerer Gestaltung von Möbelstücken konnte REHAU drei Neuheiten vorstellen: Mit RAUKANTEX contura lassen sich dreidimensionale Formen an der Kante ohne großen Bearbeitungsaufwand umsetzen - auch auf der Schmalfläche. Um letztere ging es auch bei der zweiten Neuheit: Lasertechnologie in Kombination mit dem Softforming-Verfahren stand im Mittelpunkt. Durch diesen Technologiemix kann ein komplett neues Qualitätsniveau an einer profilierten Schmalfläche erreicht werden. Im Bereich Design wurde der Eyecatcher RAUKANTEX lumina vorgestellt. Hierbei handelt es sich um speziell pigmentierte PMMA-Kanten, die im Fräsbereich eine lichtsammelnde Funktion zeigen: Die Kanten leuchten - und das ohne Energiezufuhr. Als Netzwerkpartner für das diesjährige Symposium konnte REHAU die Firma Lightweight Solutions aus Bad Aibling gewinnen. Die leichten, aber extrem robusten Trägerplatten von Lightweight Solutions zeigten im Praxistest eine hervorragende Performance. Die Platten wurden mit einer recyclingbasierten PET-Folie ausgerüstet und haben im Praxistest überzeugt. Bevor die Teilnehmerfragen beantwortet wurden, wurde noch die RAU-KANTEX pro Duo-Funktionsschicht vorgestellt, mit der zweifarbige Bauteile wie aus einem Guss gestaltet werden können - ganz nach dem REHAU Anspruch "Design ohne Kompromisse".
Zertifizierte Qualität
Dass REHAU auch bei der Qualität seiner Kantenlösungen keine Kompromisse macht, war Gegenstand des nächsten Abschnitts: REHAU stellte hier seine besonders dauerhafte Nullfuge RAUKANTEX pro OMR als perfekte Alternative zu einer PUR-Bekantung vor. Aufgrund der aktuellen Covid-19-Pandemie verzeichnet REHAU verstärkt Anfragen zu Kantenbändern mit antibakterieller/-mikrobieller Ausrüstung. Auch hierfür bietet REHAU verschiedenste Lösungen an. Herr Hacker betonte aber in seinem Vortrag, dass eine hygienisch sichere Platte nur in Kombination mit der Nullfugenbekantung erreicht werden kann: "Nicht die Material- und Oberflächenausführung der Standardkante ist heute der kritische Bereich, der für das Ansammeln von Bakterienkulturen verantwortlich ist; vielmehr ist die Kleberfuge hier als kritische Größe zu nennen." Im Folgenden wurden die ersten Partnerentwicklungen vorgestellt. IMA Schelling hat eine Wärmebildkamera entwickelt, die zur Prozessüberwachung in der Bekantung eingesetzt werden kann. Der Qualitätssicherstellung dient außerdem das Kantenprüfmodul, das eine herstellerunabhängige Kontrolle von Kantenmaterial sowie Prüfung relevanter Fügeparameter unter Produktionsbedingungen ermöglicht.
Aus der Welt der Werkzeugfertigung kam eine Lösung von Leitz: Diamaster EdgeExpert, ein Fügefräser, der mit hoher Zähnezahl und großem Achswinkel und einer Reihe weiterer Eigenschaften ideale Voraussetzungen für eine hohe Bearbeitungsqualität an Kanten und Schmalflächen mitbringt. Die Frage, wie man Qualität glaubhaft dem Kunden kommunizieren kann, brachte zum Abschluss des zweiten Teils das DIM Rosenheim ins Spiel. Das unabhängige Prüfinstitut für Möbel, Beschlagtechnik und Möbelzulieferprodukte hat gemeinsam mit REHAU ein "Kantenzertifikat" entwickelt, mit dem die Qualität der Schmalflächenbeschichtung von Möbelbauteilen mit Nullfugentechnologie bewertet werden kann.
Digitale Kantenwelt
Im dritten und letzten Teil ging es um das Thema Digitalisierung, einen der Schwerpunkte der Forschung und Entwicklung bei REHAU. Vom "Kantenlieferanten" habe man sich auch zum "Datenlieferanten" entwickelt. Hierfür hat REHAU das Servicepaket #edgeisdigital ins Leben gerufen. Warum diese Entwicklungen wichtig sind, wurde gleich im ersten Beitrag deutlich. Mit dem Pick2light Rollenlager zeigt IMA Schelling, wie digitale Prozesse den Arbeitsalltag erleichtern und eine prozesssichere Losgröße-1-Fertigung ermöglichen können. Dieses System nimmt dem Maschinenbediener viel Arbeit ab, da geführte Prozesse implementiert wurden: Farbverwechslungen, Falscheingaben von Daten in die Maschine gehören der Vergangenheit an. Weiterhin wird die Möglichkeit geschaffen, Transparenz über Bestände zu erreichen und die Nachverfolgbarkeit - welche Kante ist an welchem Bauteil - sicherzustellen. Es folgte ein Ausflug in die Zukunft mit der Vorstellung der Vorteile eines Kantenbandmanagements via RFID und des entsprechenden von REHAU entwickelten Service #edgeisdigital. #edgeisdigital ist eine digitale Lösung, die die Lagerhaltung und Verarbeitung von Kanten enorm vereinfacht, was auch das letzte Produkt des diesjährigen Kantensymposiums tun wird: REHAU entwickelt derzeit die App "REHAU myEdge", die Anwendern eine Reihe von nützlichen Services bietet: Mit einem Produktscanner, der Kantensuche, dem Kantenrechner sowie direktem Service und Support wird die App in der täglichen Arbeit einiges einfacher machen.
Nach einer abschließenden Fragerunde hatten die Teilnehmer noch Gelegenheit, das Webinar zu bewerten. "Wir haben viel positives Feedback bekommen und sind sehr zufrieden mit dem Event", so die Bilanz von Matthias Hacker. "Klar, am Ende fehlt doch der persönliche Kontakt, aber als Format für kleinere Neuvorstellungen werden wir diese Darstellungsform sicherlich häufiger nutzen. Und was das Kantensymposium betrifft, freuen wir uns schon, uns im nächsten Jahr wieder direkt mit den Kollegen zu treffen - und dann auch wieder mit dem traditionellen Kantenschmaus."