Hendrik Salewski, Geschäftsführer des Reifen24.de Onlineshops erklärt, warum das Zeichen, das die Wintertauglichkeit von Reifen belegt, zum Herbst 2024 so viel Aufmerksamkeit erzeugt. Denn schließlich ist es bereits seit 2018 gesetzlich verpflichtend – zumindest teilweise, denn eine Ausnahme galt bislang noch.
Absolut Alpine: Schonfrist-Ablauf im September 2024
Das Symbol stammt ursprünglich aus den USA und hat sich in Deutschland seit nunmehr fast 7 Jahren als verpflichtender Nachweis für wintertaugliche Pneus etabliert. Seit dem 1. Januar 2018 müssen alle neu produzierten Ganzjahres- und Winterreifen das Alpine Symbol tragen, um vom Gesetzgeber für den winterlichen Betrieb anerkannt zu werden.
Nach Ablauf einer Schonfrist gilt dies ab Oktober 2024 nicht mehr nur für Neureifen, sondern für sämtliche Winter- und Ganzjahresreifen im Straßenverkehr. Akut betroffen sind dadurch insbesondere solche Reifen, die bis Ende 2017 hergestellt wurden und noch ohne das Bergpiktogramm mit Schneeflocke im Umlauf sind. Das Reifenalter bzw. Produktionsdatum ist der DOT-Angabe auf der Reifenflanke zu entnehmen.
„Wer noch mit reinen M+S Reifen unterwegs ist, die nicht das Alpine Symbol tragen, darf diese nur noch bis zum 30. September 2024 fahren“, sagt Salewski und verweist damit gleichzeitig auf die finale Pflicht, die am 1. Oktober 2024 in Kraft tritt.
Alpine Symbol und M+S: Worin liegt der Unterschied?
Hendrik Salewski ist seit rund 20 Jahren im Reifen eCommerce und hat die Entwicklungen der Produkte sowie die gesetzlichen Regelungen rund um Reifen stets aus erster Hand miterlebt.
Er sagt: „Die M+S Kennzeichnung gibt es schon sehr lange. Warum sie nicht länger als verbindliches Qualitätsmerkmal für Wintertauglichkeit angesehen werden kann, ist einfach erklärt: Reifenhersteller können das Attribut völlig frei und eigenmächtig ihren Produkten zuschreiben, ohne dabei verbindliche Kriterien erfüllen zu müssen.“
Damit war die Bezeichnung zwar schon immer eine grobe Orientierung für Autofahrer, aber nie ein sicherer Nachweis für winterliche Eigenschaften von Reifen. M+S steht wörtlich für Matsch und Schnee bzw. Mud and Snow. Aber wie unterscheidet sich das Alpine Symbol in dieser Hinsicht?
„Das Alpine Symbol ist eine verpflichtende Vorgabe des Gesetzgebers und an feste Maßstäbe gebunden. Damit ein Reifen das Zeichen tragen darf, muss er gewisse Anforderungen in Tests unter winterlichen Bedingungen erfüllen“, betont Salewski.
Es können auch beide Elemente - 3PMSF Symbol und M+S Aufschrift - gleichzeitig auf einem Reifen zu finden sein, gesetzlich relevant ist dabei aber immer nur das Alpine Symbol.
Fristablauf 2024: Zeitpunkt ist zweckgebunden
Warum müssen Neureifen bereits seit 2018 das Alpine Symbol tragen und aus welchem Grund endet die Schonfrist für M+S Reifen im Betrieb erst am 30. September 2024?
„Das hat alles Sinn und Zweck...“, weiß Salewski: „... denn es wäre ökologisch und ökonomisch nicht vertretbar gewesen, Anfang 2018 auch schon die gebrauchten Reifen aus dem Verkehr zu ziehen, die erst kurze Zeit gefahren wurden bzw. wenig Laufleistung aufwiesen. Mit der Dauer der Schonfrist hat der Gesetzgeber eine möglichst wirtschaftliche und unter Sicherheitsaspekten vertretbare Restnutzungsdauer eingeräumt.“
Gemeinhin wird bei der Nutzungsdauer von Reifen dazu geraten, diese nach etwa 6 bis 8 Jahren zu ersetzen – sofern nicht vorher andere Faktoren wie z. B. Abnutzung den Reifen in den Ruhestand schicken. Zwischen der Einführung des Alpine Symbols am 1. Januar 2018 und dem finalen Fristablauf am 30. September liegen knapp 7 Jahre, womit sich die Übergangsphase eng an dieser allgemeinen Empfehlung orientiert.
Auch der Stichtag 1. Oktober erklärt sich von selbst, denn in diesem Monat sollte nach der bewährten O-bis-O-Faustformel die Saisonbereifung von Sommer auf Winter umgestellt werden. „Zu dieser Zeit erlebt die Nachfrage nach Winterreifen natürlich ihren Peak – und seit einigen Jahren erfreut sich zunehmend auch das stetig wachsende Angebot an Ganzjahresreifen größerer Beliebtheit denn je“, das sei im Reifen24.de Onlineshop jedes Jahr deutlich zu beobachten, berichtet Salewski.
Ob Winter- oder Ganzjahresreifen die richtige Wahl sind – das lasse sich meist nur anhand individueller Kriterien abwägen, sagt der Reifen-Experte und verweist damit auf Einflüsse wie die jährliche Laufleistung, das Fahrzeug, die eigenen Fahransprüche oder den Wohnort mit seinen regionalen Eigenheiten.
Gibt es ein Allwetterreifen-Verbot?
Der Reifen24.de Geschäftsführer kann bei dieser Frage schnell Entwarnung geben: „Das vermeintliche Verbot von Allwetterreifen ist eher ein Missverständnis. Natürlich sind Allwetterreifen ohne Alpine Symbol ab Oktober 2024 unzulässig, aber das gilt ebenso für entsprechende Winterreifen. Ein generelles Verbot gibt es nicht! Ganz im Gegenteil…“
Salewski spielt dabei auf die enorm steigende Popularität von Ganzjahresreifen an. Durch zahlreiche Vorteile für Verbraucher und die stete Weiterentwicklung der Multitalente für alle Jahreszeiten bilden sie je nach Anforderung eine echte Alternative zu Sommer- und Winterreifen. Schon allein die zweimal jährlich anfallenden Werkstattkosten oder der Eigenaufwand beim Räderwechsel können sich Verbraucher durch Ganzjahresreifen sparen.
„Ganzjahresreifen sind voll im Trend und ein Verbot ist nicht in Sicht. Das vermeintliche Verbot kann auch auf die Formulierung zurückzuführen sein, nämlich ob man von Allwetterreifen oder von Ganzjahresreifen spricht. Während die Begriffe einerseits synonym zueinander stehen, können sie andererseits aufgrund spezifischer Feinheiten auch unterschiedlich interpretiert werden.“
Dass die All-Season-Talente auf dem Vormarsch sind, zeigt nicht zuletzt das Produktsortiment bei Reifen24.de: Neben knapp 14.000 Winterreifen sind bereits heute (Stand: August 2024) gut 11.000 Ganzjahresreifen im Shop gelistet - selbstverständlich alle mit dem Alpine-Symbol. Zum Vergleich: Die Zahl der verfügbaren Sommerreifen bewegt sich bei mehr als 28.000 Produkten.
Bußgeld, Punkte, Versicherung: Konsequenzen ohne Alpine Symbol
Wer seit 2018 bereits neue Ganzjahres- oder Winterreifen gekauft hat, ist mit dem Alpine Symbol schon auf der sicheren Seite. Die Nutzung von Reifen mit DOT (Produktionsdatum) 2017 oder früher kann aber im Straßenverkehr ab Oktober 2024 Konsequenzen haben.
„Zunächst sind das Reifenalter generell wie auch die spezifischen, an das Alpine Symbol gekoppelten Eigenschaften eines alpinen Reifens durchaus sicherheitsrelevant. Ein älterer Reifen kann aufgrund seiner Materialeigenschaften und seiner Abnutzung nicht mehr die gleiche Leistung erbringen wie ein neuwertiges Exemplar. Ganz unabhängig davon besteht die Gefahr, dass der Versicherungsschutz durch unzulässige Bereifung ab Oktober beeinträchtigt wird“, warnt Salewski und rät betroffenen Verkehrsteilnehmern dringend dazu, die Frist ernst zu nehmen.
Nicht zuletzt winken bei Missachtung der Alpine Pflicht Bußgelder und Punkte in Flensburg. Die genauen Strafen sowie viele weitere Details zum Alpine Symbol sind im Reifen24.de Info-Cockpit zusammengefasst.