In Maringá, eine Flugstunde westlich von São Paulo, produziert die Usina Santa Terezinha Group Zucker und Ethanol aus der eigener Ernte. In der letzten Anbausaison dienten die riesigen Felder des Unternehmens als Versuchsfläche für die Erprobung eines Fahrzeugprototyps von Volvo Trucks. Das Fahrzeug wurde entwickelt, um zu untersuchen, wie automatisiertes Fahren verhindern kann, dass Boden verdichtet und Ernte beschädigt wird. Das wiederum käme dem Ertrag zugute. Das Potenzial für die Steigerung des Ernteertrags ist gewaltig: bis zu zehn Tonnen je Hektar und Jahr.
„Mit der Lösung von Volvo Trucks können wir die Produktivität nicht nur für eine einzelne Ernte, sondern für den gesamten Lebenszyklus der Zuckerrohrpflanze erhöhen. Dieser umfasst etwa fünf bis sechs Jahre“, erklärt Paulo Meneguetti, Finance & Procurement Director von Santa Terezinha.
Gegenwärtig wird die Zuckerrohrernte mit Erntemaschinen und von Hand gesteuerten Lkw eingebracht, die im Schritttempo nebeneinander herfahren. Wenn ein Lkw voll ist und seine Fracht wegbringt, tritt ein anderes Fahrzeug an seine Stelle und der Vorgang beginnt von vorn. Die große Herausforderung für den Lkw-Fahrer besteht darin, die Geschwindigkeit des eigenen Fahrzeugs mit der der Erntemaschine zu synchronisieren. Gleichzeitig muss er so in der Spur bleiben, dass keine Pflanzen zerstört werden, aus denen die Ernte des nächsten Jahres entsteht.
Dieses Problem hat Volvo Trucks in Gestalt eines Fahrerassistenzsystems gelöst, mit dem das Lenken automatisch erfolgt. Es sorgt dafür, dass der Lkw beim Ansteuern, Begleiten und Verlassen der Erntemaschine immer genau auf Kurs bleibt. Damit wird verhindert, dass die Pflanzen niedergefahren und beschädigt werden. Mit Hilfe zweier GPS-Empfänger folgt das Fahrzeug den Koordinaten einer Karte des Zuckerrohrfelds. Zwei Gyroskope gewährleisten, dass nicht nur die Vorderräder, sondern alle Teile des Fahrzeugs mit großer Präzision gesteuert werden. So beträgt die seitliche Abweichung vom vorgegebenen Kurs des Fahrzeugs nie mehr als 25 mm. Beim Beladen kann der Fahrer die Geschwindigkeit wahlweise per Tempomat anpassen oder manuell beschleunigen und bremsen. Da der Fahrer nicht mehr seine volle Aufmerksamkeit auf das exakte und ermüdende Lenken richten muss, kann er sich besser auf seine Arbeit konzentrieren, was auch dem Komfort und der Sicherheit am Arbeitsplatz zugute kommt.
„Mit dieser Lösung werden wir schon bald in der Lage sein, die Produktivität unserer Kunden in der Zuckerrohrindustrie deutlich zu erhöhen. Gleichzeitig werden wir die Arbeitsbedingungen und die Sicherheit ihrer Fahrer verbessern. Dies wird den Beruf attraktiver machen, sodass sich Fahrer leichter finden und besser an den Betrieb binden lassen“, sagt Wilson Lirmann, Präsident der Volvo Group Lateinamerika.
Im Sommer geht das Forschungsprojekt in die Produktentwicklungsphase, in der weitere Praxistests folgen werden. Die fertige Lösung dürfte in absehbarer Zeit danach auf den Markt kommen. Bereits dieses Jahr wird Volvo Trucks seinen Kunden eine moderne Kartenlesefunktion auf der Basis von GPS-Daten anbieten, mit der Fahrer einen zuvor festgelegten Kurs besser halten können. Dabei wird das eigentliche Lenken in dieser Phase noch von Hand erfolgen.
Der selbstlenkende Lkw für den Transport von Zuckerrohr ist eines von mehreren Forschungs- und Entwicklungsprojekten von Volvo Trucks auf dem Gebiet der Fahrzeugautomation. Erprobt werden derzeit auch ein selbstfahrender Lkw für Bergbauaufgaben im nordschwedischen Bergwerk Kristineberg und ein selbstfahrendes Abfallentsorgungsfahrzeug im schwedischen Göteborg. Damit soll herausgefunden werden, welchen Beitrag Systeme mit unterschiedlichem Automationsgrad im Hinblick auf mehr Produktivität und Sicherheit und ein besseres Arbeitsumfeld leisten können.
Fakten
- Fahrzeug: selbstlenkender Volvo VM für den Transport von Zuckerrohr
- Automation: Das System besteht aus GPS-Empfängern, zwei Gyroskopen (IMU), einem Schrittmotor für die Lenkung und einem Display für den Fahrer.
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