Die Energieverteilung in martimen Anwendungen befindet sich in einem starken Wandel. Insbesondere die steigende Komplexität von Schiffen und Plattformen für die geplanten Offshore-Windparks bringt neue technologische Herausforderungen mit sich. Gerade das Thema Sicherheit steht hier im Mittelpunkt: Die Energieverteilung von Schiffen und Offshore-Plattformen muss zu jedem Zeitpunkt gewährleistet sein.
Um sich zu diesem Thema über aktuelle Entwicklungen und Trends zu informieren, nutzten am 10. Mai 2012 rund 50 Teilnehmer aus der maritimen Branche den 3. Rittal Brachentag "Schiff & See" in Hamburg. Über den aktuellen Stand und die Perspektiven der Schifffahrts- und Schiffbaumärkte referierte Hauke Schlegel vom VDMA Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie. Obwohl sich der Schwerpunkt des Schiffbaus nach Fernost verlagert habe, würden - so der Experte - doch Deutschland und andere Länder aus Mitteleuropa die Rangliste der Zulieferländer anführen. Prof. Dr.-Ing. Günter Ackermann vom Institut für Elektrische Energiesysteme und Automation der Technischen Universität Hamburg-Harburg verdeutlichte, wie sich die elektrischen Maschinenleistungen seit 1995 etwa bei Passagierschiffen deutlich gesteigert haben. So verfüge zum Beispiel die "Celebrity Solstice" über 67,2 Megawatt Maschinenleistung. Der Bedarf an Nieder- und Mittelspannungsanlagen in Schiffen steige permanent, dabei zeige sich ein Trend zur dezentralen Energieversorgungen und zu Landanschlüssen während der Hafenliegenzeit.
Einen umfassenden Überblick, welche Anforderungen Klassifikationsgesellschaften an die Energieverteilung haben, gab Dietmar Frei von Phönix Testlab. Er erläuterte EMV- und Umweltprüfungen für eine Klassenzulassung und signifikante Änderungen der IACS (International Association of classification societies Ltd.) E10. Wie modernste Energieerfassungen und Auswertungen auf Megayachten und Kreuzfahrtschiffen aussehen, veranschaulichte Henry Fischer von Besecke.
Einen interessanten Einblick in aktuelle Strategien und Lösungen zur Energieübertragung im Offshore-Bereich gab Thomas Kreter, Systemberater von Rittal, am Beispiel des Projektes "HelWin2", einer Netzanbindung für den geplanten Nordsee-Offshore-Windpark Amrumbank West. Dort kommen Ri4Power-Anlagen von Rittal zur Energieversorung der HGÜ (Hochspannungs-Gleichstromübertragung)-Plattformen zum Einsatz. Welche Vorteile sich Anlagen- und Steuerungsbauern durch die Verwendung von effizienten Software- und Planungstools bieten, verdeutlichten Jan Fleming von Eplan und Claus Trapp von Rittal. Was die neue Vorschrift IEC 61439-1/-2 für Niederspannungsschaltanlagen von Herstellern von Schaltanlagen verlangt, erläuterte Michael Schell, Leiter Produktmanagement Power Distribution von Rittal. Bei einer abschließenden Diskussionsrunde, die von Wilfried Braun, Rittal, geleitet wurde, gingen die Referenten auf detaillierte Fragen der Fachteilnehmer ein.