Die Chemikerin Prof. Dr. Petra Dittrich entwickelt scheckkartengroße Chips mit miniaturisierten Laborkomponenten und nutzt dazu Methoden der Mikro- und Nanotechnologie. Ziel ihrer Arbeit sind Labona-Chip-Systeme, die alle Funktionen eines großen Labors auf einem Kunststoffträger integrieren, um auch komplexe Analysen simultan vornehmen zu können. "Das könnte vielleicht einmal das lange Warten auf Laborwerte überflüssig machen, weil Blutproben oder Proben anderer Körperflüssigkeiten direkt vor Ort in der Arztpraxis analysiert und ausgewertet werden können", erklärt die Wissenschaftlerin. Die winzigen Reaktionsplattformen eignen sich auch für die Grundlagenforschung. So arbeitet Petra Dittrich derzeit an einem Chip, auf dem einzelne Zellen aufgebracht werden können, um grundlegende Prozesse und Reaktionsmechanismen von hochkomplexen Systemen wie einer lebenden Zelle zu verstehen.
Der Biologe Dr. Matthias Selbach, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, Berlin-Buch, erforscht, wie Zellen die Proteinbiosynthese steuern. Mit einer neuen Markierungsmethode, dem "pulsed SILAC-Verfahren", hat er gezeigt, dass so genannte Mikro-Ribonukleinsäuren (microRNAs) die Proteinproduktion in der Zelle entscheidend beeinflussen. Der Wissenschaftler und sein Team haben dazu Aminosäuren, die Bausteine der Proteine, mit stabilen Isotopen markiert. Die Zellen bauen die markierten Aminosäuren daraufhin in die Proteine ein. Anschließend ist es möglich, die Proteinsynthese mithilfe eines Massenspektrometers zu quantifizieren. "Unser Ziel ist es, grundlegende Lebensprozesse auf Proteinebene zu verstehen", sagt Matthias Selbach. "Und es würde uns freuen, wenn sich daraus bald konkrete diagnostische und therapeutische Anwendungen ergeben könnten." Die microRNAs sind sehr kleine RNAs, die aus nur knapp zwei Dutzend Nukleotid-Bausteinen bestehen. Sie können sich an komplementäre Abschnitte einer Boten-Ribonukleinsäure anlagern und verhindern, dass das jeweilige Protein aufgebaut wird. Sie entscheiden also, welche Proteine produziert werden.
Über den Analytica Forschungspreis
Mit dem Analytica Forschungspreis werden innovative und in Deutschland ausgeführte Forschungsarbeiten geehrt. Vergeben wird der mit insgesamt 50.000 Euro dotierte Preis von der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM) und Roche. Ziel ist es, Spitzenkräfte der bioanalytischen Forschung zu identifizieren und ihre wegweisenden Arbeiten zu honorieren. Der Preis ist damit auch als Stärkung für den Wissenschaftsstandort und die Forschung in Deutschland zu verstehen. Die Auszeichnung dient der Anerkennung neuer methodischer Entwicklungen und neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse auf dem Gebiet der molekularen, biologischen sowie biochemischen Analytik. Die Preisträger werden von der GBM und von Roche vorgeschlagen. Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch eine Jury, bestehend aus Vertretern der GBM und von Roche.