Roche strich bei einem Lunch-Symposium am 7. September den Nutzen der engen Verzahnung von Pharma- und Diagnostikforschung für die Personalisierte Medizin heraus. Die effektive Suche nach Biomarkern ist in der Krebsforschung von hoher Bedeutung. Denn mithilfe der Diagnostik werden neue Ansätze für personalisierte Therapiemöglichkeiten sichtbar und es lässt sich ermitteln, ob der individuelle Patient voraussichtlich auf eine geplante Krebstherapie ansprechen wird oder nicht. Die Expertise von Roche sowohl in der Pharmazeutik als auch in der Diagnostik wurde anhand von Vorträgen zur klinischen Forschung und Praxis sowie aus der Pathologie deutlich.
Die Rolle der Pathologie
Dr. Mary Padilla, Pathologin bei der USamerikanischen Roche-Tochter Ventana Medical Systems Inc., sieht in der Untersuchung von krankheitsspezifischen oder relevanten Veränderungen im befallenen humanen Gewebe eine wichtige Quelle für neue Erkenntnisse in der Krebsforschung: "Die Zukunft der Pathologie hängt stark davon ab, ob sie sich auf die Verwendung neuer Tools und Technologien ausrichtet, mit denen Tumorprofile aus DNA, RNA oder Protein erstellt werden können", so Padilla beim ISOBM-Lunchsymposium von Roche. Dabei spielten Färbetechnologien wie die In-Situ-Hybridisierung eine wichtige Rolle für die Charakterisierung von Tumoren. Gewebebasierte Assays z. B. für Mutationen im Transfusionsgen EML4-ALK und im epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR exon 18 und 21) können, so die Medizinerin, neue Erkenntnisse bei nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) liefern, um diese spezielle Form des Lungenkrebses besser zu verstehen. Das kleinzellige Bronchialkarzinom (SCLC) ist bei Diagnosestellung in der Regel inoperabel, spricht aber gut auf eine Chemo- oder Strahlentherapie an. Dagegen steht beim nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom die Möglichkeit der operativen Entfernung des Tumors im Vordergrund. Ein Assay zur besseren Differentialdiagnose von SCLC und zum Monitoring von Patienten befindet sich bei Roche Professional Diagnostics aktuell in der Entwicklung. Der Elecsys proGRP assay wird hierzu voraussichtlich 2012 zur Verfügung stehen.
Biomarker in der Forschung und klinischen Praxis
Ein Vortrag von Dr. Stefan Holdenrieder, Berater am Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie des Universitätsklinikums Bonn, behandelte die Relevanz von Cytokeratinen bei verschiedenen Krebsformen. Holdenrieder referierte unter anderem über die Relevanz von Cytokeratin-19-Fragmenten (CYFRA 21-1) bei kleinzelligem und nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom sowie bei Pankreas- und Eierstockkrebs sowohl als prädiktiver Marker als auch zur Therapiesteuerung. Cytokeratine sind Proteine, die zur Form und Stabilisierung einer Zelle beitragen. Das Cytokeratin 19 kommt vor allem in den Epithelzellen der Bronchialschleimhaut vor. Eine Multicenter-Studie mit insgesamt 2063 Patienten bestätigte die klinische Relevanz von CYFRA-21-1 in der Diagnostik von Früh- und Spätformen der Tumoren. Holdenrieder: "Die Veränderung des CYFRA 21-1-Wertes während einer Chemotherapie ist bei Patienten mit einem nichtkleinzelligen Lungenkarzinom eng mit dem Ansprechen des Tumors auf die Therapie verknüpft und zeigt schon frühzeitig mit hoher Wahrscheinlichkeit den Behandlungserfolg an." Assays wie der von Roche erhältliche Elecsys CYFRA 21-1-Test sollten deshalb, so plädierte der Kliniker, bei zukünftigen klinischen Studien mit berücksichtigt werden.
Welche Bedeutung Biomarker bereits in der klinischen Praxis haben, stellte Dr. Lars Koop, Produktmanager Hämatologie/Onkologie bei der Roche Pharma AG, vor. Seit kurzem kann der immunhistochemische Nachweis des HER-2 Rezeptors auch zur Diagnostik beim Magenkarzinom verwendet werden. Mit dem Test lässt sich prüfen, ob die Tumorzellen die sogenannten HER2-Rezeptoren vermehrt ausbilden. Nur die Patienten, bei denen dies der Fall ist, erhalten den Wirkstoff Trastuzumab (Herceptin), der den HER2-Rezeptor als Zielmolekül bekämpft.
Über Roche Personalisierte Medizin
Die Personalisierte Medizin beruht auf der Erkenntnis, dass verschiedene Patienten mit der gleichen klinischen Diagnose unterschiedlich auf ein und dieselbe Behandlung ansprechen können. Während ein bestimmtes Medikament bei einem Patienten hochwirksam sein kann, zeigt es möglicherweise bei einem anderen Patienten trotz der gleichen Diagnose nicht dasselbe gewünschte Ergebnis. Mit der Personalisierten Medizin will Roche Therapien entwickeln, die zielgerichteter auf die Bedürfnisse von Patientengruppen zugeschnitten sind, und damit einen echten medizinischen Nutzen bieten - sowohl in Bezug auf die Steigerung der Lebensqualität als auch die Optimierung der Kosteneffizienz in der Gesundheitsversorgung. Mit seinem Knowhow auf den Gebieten der Molekularbiologie und klinischen Forschung - verbunden mit der firmeninternen Kompetenz in den Bereichen Diagnostics und Pharma - ist Roche in einer herausragenden Position, die Personalisierte Medizin weiter voranzutreiben.