Die Jenaer Uniklinik hat mit Unterstützung der SAP drei Kernprozessketten ihrer Medikamentenversorgung ausführlich untersucht und zu einem RFID-gestützen Ablauf zusammengefasst: Mit Hilfe so genannter passiver RFID-Tags – also Funketiketten, die nicht aktiv senden – lassen sich Sammelbehälter für Arzneimittel von der Klinikapotheke bis zur Intensivstation sowie einzelne Medikamentenpackungen für Patienten in Echtzeit verfolgen ("Tracking"). Gleichzeitig ist eine digitale Zuordnung ("Matching") der Arzneimittel zum Patienten am Pflegebett möglich. Diese tragen dafür am Handgelenk ein RFID-Armband mit einer Referenzcodierung. Das Pflegepersonal kann diese Codierungen über einen Handscanner auslesen und die entsprechenden Patientendaten aus dem IT-System des Krankenhauses abrufen, die dann auf einem Lesegerät angezeigt werden. Fehlmedikationen durch Verwechslung werden mit der RFID-Anwendung drastisch reduziert. Eine Speicherung von persönlichen Daten auf dem Patientenarmband erfolgt dabei nicht, die Verabreichung inklusive genauer Angaben über Medikament, Menge und Uhrzeit dokumentiert das System automatisch in der elektronischen Patientenakte.
RFID-Tracking für 89 Pflegebetten
Zusammen mit Intel Solution Services sorgt SAP in den nächsten Monaten für die Installation und Inbetriebnahme der RFID-Technologie in Jena. Es ist geplant, die Implementierung bis Oktober 2006 abzuschließen. Dafür werden die individuellen Arzneimitteldosierungen für Patienten ("Unit Dose"), die Transportkisten der Apotheke sowie die Stahlbehälter des automatischen, internen Beförderungssystems mit RFID-Tags ausgestattet. Intel Solution Services stellt die Hardware-Infrastruktur bereit, darunter Lese- ("Port Scanner"), Kommunikations- und Empfangsgeräte sowie RFID-Tags. Dieser durchgängige Prozess von der Apotheke bis zum Patienten wird im ersten Schritt für 24 Pflegebetten in der Intensivmedizin umgesetzt, bis zu 65 weitere Betten werden später folgen.
"Etwa jeder zwanzigste Patient erleidet internationalen Studien zufolge eine unerwünschte Arzneimittelwirkung, wobei mehr als die Hälfte dieser Fälle vermeidbar wären", erklärt Dr. Michael Hartmann, Direktor der Apotheke am Uniklinikum Jena und Mitglied im Expertenausschuss des Europarats für pharmazeutische Fragen. "Wir haben deswegen unsere bestehende SAP NetWeaver-Plattform für die RFID-Nutzung erweitert und setzen auf SAP-Technologie, um die Behandlungsqualität unserer Patienten deutlich zu verbessern, die Medikamentenversorgung sicherer zu machen und potentielle, unerwünschte Arzneimittelwirkungen verringern zu können."
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen weiter reduzieren
Neben der erhöhten Behandlungsqualität verbessern die Funketiketten auch den Logistikprozess am Universitätskrankenhaus: Die Klinikapotheke kann bedarfsgerechter prognostizieren und bestellen, und damit Lagerkapazitäten einsparen. Die digitale Identifizierung der Arznei ist bis auf Verpackungsebene möglich, so dass die SAP-Anwendung Medikamente beispielsweise schneller lokalisieren und auch das Erreichen des Verfallsdatums automatisch melden kann. Zukünftig will die Klinik auch ihre medizinische Expertise ausbauen: Durch die elektronische Dokumentation der Arzneimittelverabreichung lassen sich Unverträglichkeiten bei bestimmten Krankheitsbildern nachvollziehen und anonym auswerten. Auf diese Weise lassen sich künftig alternative Medikationen entwickeln.
"Das Uniklinikum Jena beweist, dass neben Handel und öffentlicher Verwaltung auch Branchen wie das Gesundheitswesen das Innovationspotential der RFID-Technologie gewinnbringend nutzen können", betont Dr. med. Peter Langkafel, Projektleiter und Senior Business Consultant bei SAP. "Mit diesem neuartigen Einsatz von RFID im Krankenhaus zeigen wir einmal mehr, wie SAP moderne Technologien für die Kunden in wirtschaftlichen Nutzen umsetzt."
Informationen zum Uniklinikum Jena
Das Universitätsklinikum Jena (UKJ) ist die einzige Uniklinik in Thüringen mit einer über 200-jährigen Geschichte. Das UKJ ist mit mehr als 4.000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in der Region und verfügt über eine Behandlungskapazität von 1.375 Betten. Jährlich werden 250.000 Patienten stationär und ambulant in den 26 Klinikgebäuden behandelt. Rund 1.900 Studierende der Medizin und Zahnmedizin erlernen am UKJ die Heilkunde. In den 25 Instituten des Uniklinikums arbeiten Wissenschaftler aus 25 Nationen in Forschung und Entwicklung. Im Jahr 2005 wurden die Teams des UKJ zu etwa 4.100 Notfällen gerufen, der Rettungshubschrauber der Klinik flog über 1.000 Hilfseinsätze. Zu den Schwerpunkten der ambulanten Operationen am UKJ zählen Augenheilkunde, Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie, HNO sowie Mund-, Kiefer- und Gesichtchirurgie. Weitere Informationen im Internet unter www.uniklinikum-jena.de