Das Siegel hat die IHK als einen Baustein gegen den Nachwuchsmangel auf den Weg gebracht. Hintergrund ist, dass mehr als jeder dritte Betrieb im IHK-Bezirk nicht alle Ausbildungsplätze besetzen kann, so das Ergebnis der IHK-Ausbildungsumfrage 2018. „Die Ursachen sind vielfältig“, sagt IHK-Beraterin Heidrun von Wieding, aber klar sei: „Je besser Unternehmen ausbilden, desto mehr profitieren die Azubis von ihrem Berufseinstieg. Langfristig sorgt das dafür, dass die duale Ausbildung attraktiver für junge Menschen wird.“
Ausbildungsmarketing, Ablauf, Rahmenbedingungen und Ansprechpartner während der Ausbildung und Ausbildungsabschluss – fünf Kategorien sind für das Siegel „Exzellente Ausbildungsqualität“ entscheidend. Im ersten Schritt geht es um eine Selbsteinschätzung: 33 Fragen zu den genannten Kategorien müssen die Unternehmen in einem Qualitäts-Check beantworten. Wie sind Ausbildungsvergütung und Arbeitszeiten geregelt? Gibt es einen detaillierten Ausbildungsplan und klar zuständige Ausbildungsverantwortliche? Erhalten die Azubis regelmäßig Feedback? Gibt es Förderangebote für lernbeeinträchtigte Jugendliche und werden die Azubis auf die Abschlussprüfung vorbereitet? Auch ist relevant, ob die Betriebe Projekte zur Berufsorientierung umsetzen und ob während der Ausbildung ein Austausch im In- oder Ausland vorgesehen ist.
„Durch den Qualitäts-Check erhalten die Unternehmen eine strukturierte Darstellung des Ist-Zustands und damit eine erste Idee, wo es möglicherweise Verbesserungspotenzial gibt“, erklärt Heidrun von Wieding. Auf Wunsch geben dann im zweiten Schritt die IHK-Ausbildungsberater auf Grundlage der Selbsteinschätzung Tipps und Hilfestellungen.
Möchte sich das Unternehmen im dritten Schritt seine guten Ausbildungsleistungen durch das Qualitätssiegel bescheinigen lassen, muss es einer Überprüfung standhalten. Drei unabhängige Juroren – ein IHK-Ausbildungsberater sowie zwei externe Ausbildungsexperten – prüfen die Antworten aus dem Qualitäts-Check. Bei erfolgreichem Durchlauf wird die „Exzellente Ausbildungsqualität“ bescheinigt. Ein detaillierter Abschlussbericht mit Handlungsempfehlungen vervollständigt das Verfahren. Der Qualitäts-Check und die Fachberatung sind kostenfrei, erst wenn es zum Audit kommt, werden, je nach Anzahl der Auszubildenden, Entgelte zwischen 700 und 1.400 Euro fällig.
Eine Investition, die sich auszahlt, sagt Ausbildungsleiterin Birgit Hinze: „Die Anforderungen an die Ausbildungsberufe ändern sich und das erfordert ein anderes Herangehen an die Ausbildung. Wir haben bei der Vorbereitung auf das Audit selbst noch einiges gelernt.“ Außerdem hilft das Siegel, die exzellente Ausbildungsleistung sichtbar zu machen: Alle zertifizierten Unternehmen werden auf der IHK-Homepage unter www.ihk-lueneburg.de/... veröffentlicht. Die Unternehmen selbst können Urkunde und Logo des Qualitätssiegels werbewirksam einsetzen, beispielsweise in Stellenanzeigen oder auf der unternehmenseigenen Homepage.
Demnächst erfährt das Vorhaben eine noch größere Reichweite – ab sofort gibt es das Qualitätssiegel unter dem Namen TOP AUSBILDUNG niedersachsenweit. „Alle niedersächsischen Industrie- und Handelskammern haben sich auf ein einheitliches Verfahren mit gleichen Kriterien verständigt“, berichtet Heidrun von Wieding, „unser Konzept ist darin aufgegangen“.