Nachdem Anfang des Jahres mehrere Stahlwerke in Norditalien komplett schließen mussten, stiegen die Preise für Stahl bereits Mitte März deutlich. Aufgrund langer Lieferzeiten und einem geschrumpften Angebot ist mittelfristig mit einer Preissteigerung von bis zu 35% pro Tonne Stahl zu rechnen.
Der Stahlanteil von Werkzeugen macht weniger als 10% ihrer Gesamtkosten aus. Falls der Stahlpreis wie prognostiziert ansteigt, verteuern sich die Werkzeugkosten um 2,5%. Rechnet man die Preiserhöhung der ebenfalls aus Stahl gefertigten Standardkomponenten mit ein, so ist mit Preissteigerungen von bis zu 3,5% im zweiten Halbjahr 2020 zu rechnen. Das ist ein durchaus beachtlicher Anstieg, wenn man bedenkt,
dass die Preise für Umformwerkzeuge in Deutschland noch zwischen 2018 und 2019 um durchschnittlich 2,4% gefallen waren.
Von Werkzeugherstellern in Europa ist bekannt, dass deren aktuelle Auftragslage noch recht mager ist. Dadurch könnte sich die anstehende Preissteigerung noch in Richtung des vierten Quartals verzögern. Das wird jedoch kaum verhindern, dass es langfristig aufgrund des geringeren Angebotes bei erhöhter Nachfrage zu Preissteigerungen kommen wird.
Dramatischer ist die Situation bei Bauteilen aus Stahlblech, die mit Umformwerkzeugen hergestellt werden. Hier würde eine Stahlpreiserhöhung direkt auf die Einzelteilpreise durchschlagen. Die kalkulatorischen Stückkosten könnten sich dadurch um etwa 23% erhöhen – für laufende Produktionen und neue Anläufe eine echte Herausforderung!
Um eine derartige Verteuerung in der Lieferkette abzufangen, sollten Kosten und Kapazitäten idealerweise langfristig vereinbart bzw. eingeplant und außerdem auf eine V-förmige Erholung des Angebots abgestimmt werden. So lautet die Empfehlung von Stefan Mangold, Spezialist für Werkzeuge bei der Schnitzer Group, der unter anderem in der Kostenanalyse für Umformwerkzeuge tätig ist: „Hierzu ist auch weiterhin eine globale Einkaufsstrategie erforderlich, um regionalen Engpässen entgegenzusteuern. Eine Umkehr der Globalisierung für spezifisch hergestellte Produkte wie Werkzeuge, würde kurzfristig zu Engpässen führen und ist langfristig nicht erforderlich“, so Mangold.