Dieser Problematik sahen sich die Architekten Brauen + Wälchli aus Lausanne gegenübergestellt, als sie mit der Planung für das Erweiterungsgebäude des Internationalen Olympischen Komitees IOC beauftragt wurden. Seit 1968 befindet sich der Hauptsitz des IOC im Schloss Vidy in Lausanne. 1986 wurde dem herrschaftlichen Sitz aus dem 18. Jahrhundert ein funktionales Verwaltungsgebäude von Architekt Pedro Ramírez Vásquez zur Seite gestellt. Aufgabe war es, diese bestehenden Gebäude mit einem neuen Baukörper zu verbinden. Dieser sollte ein Foyer mit Zugängen zu Schloss und Verwaltungstrakt, ein Restaurant sowie zwei Konferenzräume mit Übersetzerkabinen umfassen. Anliegen der Architekten war es ein Gebäude zu konzipieren, das nicht mit den bestehenden Elementen in Konkurrenz tritt, sondern als Bindeglied wirkt. Ein klarer, reduzierter Baukörper mit eigenständigem Charakter - durch seine transparente Hülle nahezu entmaterialisiert - übernimmt seit Mai 2008 diese Funktion. Um das geforderte Raumvolumen in der Außenwirkung weitestgehend zu minimieren, wurde das Gebäude in Richtung Park um ein Geschoss ins Erdreich eingegraben, lediglich das ebenerdige Restaurant tritt als Körper in Erscheinung. Abgrabungen entlang der Fassade schaffen Lichthöfe, die Tageslicht in das untere Geschoss fallen lassen. Zur Straße weist der Baukörper durch die Split-Level-Bauweise ein-einhalb Geschosse auf, sodass die übereinander liegenden Konferenzräume großzügig mit Tageslicht versorgt werden.
Der Neubau verkörpert Minimalismus pur: Die Trag-konstruktion wurde so reduziert, dass die Decke nahezu schwebend erscheint. Das zweifach gefaltete Dach lagert lediglich auf einer massiven Kernzone, wenigen tragenden Wänden und einzelnen filigranen Kreuz-Stahlstützen auf. So bleiben die Blickbeziehungen nach außen ungestört und die Idylle des Parks bildet die Kulisse für sämtliche Innenräume. Die raumhohen Glaselemente, welche den Baukörper zu allen Seiten umhüllen, haben freie Kanten und werden nur oben und unten gehalten. Die vertikalen Fugen sind mit Silikon abgedichtet. Für die transparente Hülle hat SCHOLLGLAS rund 570 m2 Wärmeschutzverglasung in unterschiedlichen Abmessungen bis zu einer Größe von fünf Metern geliefert.
Die Gläser zeichnen sich durch einen niedrigen U-Wert von 1,1 W/m2K aus und sorgen für eine hohe Energieeffizienz. Die GEWE-therm Isolierverglasung besteht aus einer äußeren 15 mm starken Monoglasscheibe mit einer Spezialbeschichtung, sowie einem Verbundsicherheitsglas aus zwei 15 mm dicken Floatglasscheiben und vierfacher PVB-Folie. Der Scheibenzwischenraum von 16 mm ist mit Argon gefüllt. Die Besonderheit der Gläser besteht zum einen in den großen Abmessungen, zum anderen in der speziellen Beschichtung auf Position 2 der mit 15 mm ungewöhnlich starken Außenscheiben. Diese wird im Vakuumverfahren aufgebracht und sorgt für ein niedriges Emissionsvermögen. In Kombination mit der Isolier-verglasung kann dadurch das Aufheizen des Innenraums durch Sonneneinstrahlung verringert und Wärmeverluste im Winter reduziert werden. So bleibt trotz vollflächiger Verglasung ein effizienter Wärme- und Sonnenschutz gewährleistet.
Der IOC-Neubau geht durch seine großzügige Transparenz eine Beziehung zu seiner Umgebung ein - Natürliches und Konstruiertes gehen nahtlos ineinander über. Und das nicht nur in optischer Hinsicht, denn die wirtschaftliche Wärmeschutzverglasung von SCHOLLGAS bringt das Gebäude nicht nur technisch auf den neuesten Stand, sondern sorgt außerdem für eine positive Energiebilanz.