Die Umfrage dokumentiert, auf welche Weise Unternehmen Freiberufler einsetzen, welche Aufgaben diese erledigen, für welche Abteilungen sie arbeiten und wie lange sie für das Unternehmen tätig sind. Im Ergebnis beschäftigen Unternehmen Freelancer vor allem für hochspezialisierte Aufgaben und mehr als die Hälfte (52,2 %) der deutschen Unternehmen setzt sie aufgrund ihrer speziellen Fachkenntnisse ein.
Freiberufler im Herzen der Unternehmen
Unternehmen wissen, dass sie agil sein müssen, können dies jedoch mit ihren internen Arbeitskräften nur unzureichend umsetzen. Lediglich 36 % der europäischen Unternehmen geben an, dass die Mehrheit ihrer Mitarbeiter über Qualifikationen verfügt, mit denen sie auch andere als die aktuell ausgeführten Aufgaben übernehmen können. Die Umfrage zeigt, dass europaweit Unternehmen aller Größenordnungen Freiberufler für periphere, aber auch für Kernaufgaben einstellen. Die Ergebnisse sind an dieser Stelle stark von der Unternehmensgröße abhängig: Während für 41.5 % der größeren Unternehmen mit 500-999 Mitarbeitern der regelmäßige Einsatz von Freiberuflern für Kernaufgaben durchaus üblich ist, betrauen lediglich 21,6 % der Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern Freelancer mit diesen wichtigen Aufgaben. Insgesamt werden in fast einem Drittel (31,4%) der deutschen Betriebe Freiberufler für Kernaufgaben eingesetzt - der höchste Wert unter allen befragten Ländern. Diesbezügliches Schlusslicht ist Belgien, dort setzt nur knapp jedes fünfte Unternehmen (18,8%) Freelancer für Kernaufgaben ein.
Interessant ist die Erkenntnis, dass in Deutschland nur 23,9 % der Unternehmen Freiberufler für Randaufgaben einsetzen und somit weitaus weniger als Betriebe, welche diese Personengruppe für Kernaufgaben brauchen. Der Blick auf Europa zeichnet hier ein anderes Bild: Über alle befragten Länder hinweg wurden in immerhin 43,4 % der Unternehmen mit 500–999 Mitarbeitern Freiberufler für periphere Aufgaben eingesetzt.
Freiberufler bieten kurzfristige Vorteile
Weniger als die Hälfte (42,8 %) der deutschen Unternehmen setzt häufig Freiberufler für kurzfristige Einsätze ein, in Frankreich sind es mit 47,4 % die meisten und in Belgien mit 33,8 % die wenigsten. Bei größeren Unternehmen ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Freiberufler häufig für kurzfristige Einsätze genutzt werden: 55,7 % der europäischen Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern setzen häufig Freiberufler für kurzfristige Projekte ein, in Betrieben mit 20-49 Beschäftigten sind es nur 32 % .
Den langfristigen Einsatz von Freelancern praktizieren hingegen europaweit nur 29,3 % der Unternehmen. Deutschland steht diesbezüglich mit 34,6 % an der Spitze, Belgien mit einem glatten Fünftel der Unternehmen auf dem letzten Platz.
Der Vorstand entscheidet – HR ist außen vor
In satten 61 % der deutschen Unternehmen entscheidet der Vorstand über den Einsatz von Freiberuflern, ein im europäischen Vergleich (34,1 %) sensationeller Höchstwert. Mehr als bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch ein anderes Ergebnis: Nur in 7,5 % der deutschen Betriebe haben Line Manager hier die Entscheidungshoheit und in schwachen 5,7 % der Unternehmen sind es die HR-Abteilungen. Dies ist ein deutliches Signal an die Entscheider in den Unternehmen, HR stärker in den Recruiting-Prozess gerade von Freelancern einzubeziehen. Untermauert wird diese Erkenntnis auch durch die Tatsache, dass mit 36,5 % lediglich ein gutes Drittel der in Deutschland befragten Unternehmen das HR-Team überhaupt über Entscheidungen mit Blick auf die Beschäftigung von Freiberuflern informiert. Die HR-Abteilungen werden folglich nur allzu oft außen vor gelassen.
„Europäische Unternehmen wissen um die Vorteile von Freiberuflern insbesondere mit Blick auf deren Fachkenntnisse - und beziehen diese Gruppe daher in das Herz der Organisationen ein“, kommentiert Hilde Haems, Chief HR Officer bei SD Worx Group. „Da Unternehmen verstärkt die Flexibilität ihrer Arbeitskräfte entwickeln, müssen gerade die HR-Abteilungen stets einen genauen Überblick über Fähigkeiten, besondere Talente und Fachkenntnisse aller Mitarbeiter haben - und zwar sowohl lang- als auch kurzfristig. Dabei können sich intelligente Tools für die Personaleinsatzplanung für die Mitarbeiter und das Unternehmen als hilfreich erweisen.“
IT-Abteilungen bei Freiberuflern führend
Auf europäischer Ebene werden Freiberufler mit 36 % am ehesten in IT-Abteilungen beschäftigt. Den höchsten Wert hat hier mit 41 % das Vereinigte Königreich, auf den Plätzen folgen Deutschland (37 %), Frankreich (34 %), die Niederlande (33 %) und Belgien (31 %). Doch auch andere Abteilungen erkennen die Vorzüge von Freiberuflern: Produktion (33 %), Vertrieb (28 %) und Marketing (27 %) stellen häufig Freiberufler ein. Im europäischen Vergleich aller Abteilungen in den Unternehmen ist die Wahrscheinlichkeit der Beschäftigung von Freelancern ausgerechnet in den HR-Abteilungen mit gerade einmal 15 % übrigens am geringsten.
Mobilität und Fluktuation
„Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Mitarbeiterfluktuation und dem Einsatz von Freiberuflern. Unternehmen mit einer höheren Fluktuationsrate arbeiten häufiger mit Freiberuflern zusammen als solche mit einer niedrigeren Fluktuationsrate. Eine hohe Fluktuationsrate könnte Unternehmen dazu veranlassen, schnell auf kündigungsbedingte Personalvakanzen zu reagieren. Der Einsatz von Freiberuflern ist hier deutlich schneller und einfacher abzuwickeln als ein üblicher Einstellungsprozess. Umgekehrt kann die verstärkte Beschäftigung von Freiberuflern dazu führen, dass fest angestellte Mitarbeiter ihre Karriereaussichten als getrübt betrachten und sich anderweitig umsehen. Daher ist es wichtig, dass Unternehmen einzuschätzen wissen, ob und wie sich der Einsatz von Freiberuflern auf das Engagement der eigenen Mitarbeiter und deren Identifizierung mit dem Unternehmen auswirkt“, folgert Professor Ans De Vos von der Antwerp Management School.
Über die Umfrage
SD Worx und AMS befragten eine repräsentative Gruppe von 1074 Arbeitgebern in den folgenden fünf Ländern: Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande und Vereinigtes Königreich. Die Befragung steht im Einklang mit der Forschungsagenda von SD Worx und der Antwerp Management School (AMS) für den SD Worx Chair „Next Generation Work: Creating Sustainable Careers“. Seit 2011 finden im Rahmen dieses Lehrstuhls Forschungsprojekte über die Arbeitswelt im Wandel und die damit verbundenen Konsequenzen für Unternehmen und Arbeitskräfte statt. Durch jährliche Umfragen und qualitative Studien dokumentiert der Lehrstuhl die Herausforderungen an die Menschen, die ein von Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit (VUCU) geprägter Arbeitsmarkt mit sich bringt. Ebenfalls beobachtet werden die sich verändernden Karriere- und Personalstrategien in den Unternehmen als Antwort auf diese Herausforderungen sowie die Karriereplanung der Menschen.
Die Zielgruppe wurde über ein Onlinepanel kontaktiert, wobei die Auswahl nach Größe und Branche des Unternehmens erfolgte. Gesamte Umfrage finden Sie hier.