Das „digitale“ Zeitalter in der Branche hat begonnen. Was verbirgt sich genau hinter der Abkürzung SMI?
Das Kürzel SMI steht für „Standard Motor Interface“, welches eine einheitliche elektronische Schaltung sowie ein genormtes Verfahren für die Übertragung von Befehlen beschreibt. Diese digitale und kompatible Schnittstelle für elektrische Antriebe wurde speziell für Anwendungen in Rollladen und Sonnenschutzsystemen konzipiert. Extremen Anforderungen an Robustheit, Wirtschaftlichkeit und vor allem auch intelligenter Kommunikation wird SMI mehr als gerecht. Im Bereich der Neuentwicklungen steht SMI daher gleichsam für einen großen Schritt nach vorn. Mit sehr hoher Genauigkeit setzt SMI auch in der Positionierung ganz neue Maßstäbe und ermöglicht etwa im Bereich Sonnenschutz eine exakte Sonnen-Nachführung. Bislang unmögliche Funktionen können nun endlich realisiert werden, um so auch die zentrale Überwachung der Rollladen- und Sonnenschutzanlagen erheblich zu erleichtern.
Selve ist eines von insgesamt sieben Unternehmen, aus denen die SMI-Group besteht. Sonst konkurrierende Unternehmen ziehen nun an einem Strang – wieso?
Wir haben nicht nur gemeinsam ein innovatives Interface entwickelt, sondern es auch noch zusammen sehr erfolgreich auf dem SMI-Group-Messestand im Rahmen der jetzigen light+building in Frankfurt präsentiert. Denn: Vor dem Trend zur Vereinheitlichung kann nun mal niemand die Augen verschließen, Kompatibilität ist das Gebot der Stunde. SMI ist entstanden durch die Initiative einer Gruppe verschiedener Antriebs- und Steuerungshersteller, die diesen Bedarf erkannt und sich mit dem Wunsch, eine herstellerübergreifende Schnittstelle zu schaffen, intensiv beschäftigt hat.
Wie lief die gemeinsame Entwicklung von SMI ab? Welche Rolle spielte dabei SELVE?
SELVE gehört zu den Gründungsmitgliedern des SMI-Arbeitskreises. Daher trug natürlich auch unsere Entwicklungsabteilung ihren Teil zu der Umsetzung einer kompatiblen Schnittstelle bei. Seit 2001 hat die SMI-Arbeitsgruppe Technik regelmäßig getagt, um wesentliche Dinge anzustoßen und auf den Weg zu bringen Um das Ziel einer einheitlichen und herstellerübergreifenden Interfacelösung und damit Interoperabilität zu erreichen, wird ein einheitliches Datenformat in Kombination mit einer sehr sicheren Übertragungstechnik benötigt. Die daraus resultierende Entwicklung wurde in Teilaufgaben zerlegt und auf die einzelnen beteiligten Firmen verteilt. Und so wurde Stück für Stück die ganze Technologie auf die Beine gestellt. Als Resultat haben wir jetzt ein einheitliches Motorinterface in differentieller Signalübertragungstechnik, bestehend aus einer einheitlichen Schaltung in Verbindung mit einem einheitlichen Datenformat. Die Hardware-Schnittstellen-Entwicklung ist dabei die Aufgabe gewesen, die die Entwicklungsabteilung von SELVE übernommen hat.
Zu Beginn diesen Jahres wurden dann von den jeweiligen Unternehmen verschiedenste Antriebe mit SMI-Schnittstellen zertifiziert. SELVE bietet gleich vier unterschiedlich leistungsstarke Motoren mit digitalem Interface an: die Antriebe SE 2/7-SMI, SE2/11-SMI, SE2/17-SMI und SE 2/25-SMI. Und die stießen jetzt als innovative Produktneuentwicklungen auf dem SELVE-Stand bei der Frankfurter Messe auf ein sehr großes Interesse.
Und worin liegen die Vorteile einer gemeinsamen SMI-Schnittstelle?
Insgesamt lassen sich meines Erachtens drei wesentliche Hauptvorteile nennen. Ausgehend von der wirklich innovativen Rahmenbedingung, dass sich Antriebe unterschiedlicher Hersteller über die gleichen Befehle und die gleiche Codierung ansprechen lassen, stehen zudem noch zwei weitere wichtige Aspekte im Vordergrund. SMI ermöglicht den bidirektionale Datenaustausch mit dem Antrieb. Jetzt kann man tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Motor kommunizieren – und zwar bidirektional, also in beide Richtungen: Befehle senden und auch Rückmeldungen empfangen. Die sich daraus ergebenden zahlreichen neuen Funktionen sorgen für einen zusätzlichen Nutzen.
Ein weiteres entscheidendes Plus von SMI ist die einfache Verdrahtung.
Für welchen zusätzlichen Nutzen sorgen denn diese Funktionen? Und was hat der Fachbetrieb davon?
SMI schafft die neue Möglichkeit, Rollladen und Sonnenschutzsysteme durchgängig digital zu steuern. Denn: Bislang wurde in Gebäuden digitale Technik nur in der Steuerungstechnik in Form von BUS-Systemen - wie etwa EIB oder LON - eingesetzt. Die digitale Datenübertragung hörte jedoch beim Motor auf. Jetzt kann dank SMI aber tatsächlich auch mit dem Motor kommuniziert werden. Dadurch ergeben sich ganz neue Anwendungsmöglichkeiten. Neben der Möglichkeit spezielle Befehle zu geben, beispielsweise dass der Rollladen auf 37 Prozent zuzufahren ist, erhält man nun ebenfalls vom Antrieb Rückmeldungen. Jeweilige Positionen, wo der Motor sich derzeit befindet, können erfragt werden. Zudem können aber auch Alarmmeldungen abgerufen werden, wenn etwa ein Behang klemmt oder versperrt ist. Diese Rückmeldungen sind für den sicheren Betrieb und die Visualisierung in Gebäudeleitsystemen äußerst wichtig.
Der Umstand, Befehle an der Motor geben zu können, lässt eine exakte Positionierung zu, wie sie bislang nicht möglich war. Dieser Aspekt ist besonders wichtig in der Sonnenschutztechnik, wo Lamellen der Sonne nachgeführt werden und eine bestimmte Winkeleinstellung einnehmen müssen. Bislang wurden solche Vorgänge zeitgesteuert, jetzt wird dem Motor selbst der Befehl gegeben. Gerade im Bereich der Sonnenschutztechnik ist eine sehr hohe Genauigkeit gefordert, bei der ein exakt positionierter SMI-Antrieb zweifelsohne ganz neue Maßstäbe setzt.
Für die Fachbetriebe stellt mit Sicherheit auch die einfache Installation und Verdrahtung enorme Vorteile dar. SMI-Antriebe können auch mit 230VAC-Signalen betrieben werden, so daß der Installateur die Montage und Endlageneinstellung wie gewohnt mit einem einfachen Motorfahrkabel durchführen kann. Anschließend erfolgt die Verdrahtung. Mit SMI können bis zu 16 Antriebe an einem Strang betrieben werden. Diese werden einfach an einer 5-adrigen Standardinstallationsleitung parallel geschaltet. Dennoch kann durch ein Adressiersystem aber auch jeder Antrieb einzeln gesteuert werden.
Darüber hinaus wirkt sich die herstellerübergreifende Vereinheitlichung zweifelsohne auch positiv für die Fachbetrieb aus. Die Durchsetzbarkeit am Markt wird mit dem Prädikat „SMI“ mit Sicherheit gesteigert.
Wie bewerten Sie die künftigen Marktchancen von Produkten mit SMI?
Mit SMI-Antrieben, die neue Kommunikationsmöglichkeiten schaffen, ist SELVE als modernes, zukunftorientiertes Unternehmen hervorragend aufgestellt. SMI erfüllt schon jetzt Komfortansprüche der Zukunft und wird mit Sicherheit besonders in größeren Gebäuden, die mit BUS-Systemen ausgestattet sind, zunehmende Anwendung finden. Die Resonanz auf der jetzigen light+building in Frankfurt gibt mir bei dieser Einschätzung Recht.
SELVE geht darüber hinaus aber auch davon aus, dass SMI ebenfalls im Home-Bereich seine Verbreitung findet. Dafür sprechen ganz klar neben der einfachen Verdrahtung auch die zusätzlichen neuen Funktionen. In diesem Sektor werden wir auch einfachere Steuerungen anbieten. Diese wurden auf der Frankfurter Messe bereits als absolute Produktneuheiten präsentiert. SMI-Taster, SMI-Timer und SMI-USB-Interface bieten die Vorteile der gesamten Technologie - und das ohne großen Aufwand.
Die Möglichkeit der Datenübertragung und Rückmeldung nutzen wir auch, um Antriebe zu parametieren, also um spezielle Funktionen einstellen zu können. So kann dem Motor etwa mitgeteilt werden, ob er auf Drehmoment oder Position fahren soll. Dementsprechend können auch Anschlagskräfte eingestellt oder ebenso der Auflaufschutz ein- oder ausgeschaltet werden.
Welche weiteren Neuentwicklungen gibt es noch bei SELVE?
Unabhängig von SMI haben wir in Lüdenscheid einiges angestoßen und zur Produktionsreife gebracht. Aufbauend auf unsere bisherigen Entwicklungen haben wir die komplette intronic-Steuerungslinie neu erarbeitet. Das auf der R+T 2003 präsentierte Programm wird derzeit am Markt eingeführt. Unser umfassendes und vielseitiges Steuerungssystem wurden für die unterschiedlichsten Anwendungen im Rollladen- und Markisenbereich entwickelt. Und ist als Funkversion sowie auch als leitungsgebundene Ausführung erhältlich. Die von uns verwendete Funktechnologie bietet einen großen Vorteil, da auf der eigens neu eingerichteten 868 MHz-Frequenz gefunkt wird. Somit kommt es nicht zu Überlagerungen - mit anderen Funk-Geräten, z.B. Babyphones - wie sie auf der bisheriger 433 MHz-Frequenz zu beklagen waren. Außerdem werden wir immer wieder von unseren Kunden für die einfache Handhabung der Funktionalitäten wie Endlageneinstellung und Gruppentrennung gelobt.
Die Weiterentwicklung unserer SE-Antriebe gehört ebenfalls zu unseren derzeit anstehenden Projekten. So wollen wir unsere normalen SE-Antrieben künftig auch mit konfigurierbaren Mikrocontrollern ausrüsten, um so mit dem Produkt herstellerspezifische Anfragen noch besser bedienen zu können. Dieses SE-Redesign ist derzeit in Entwicklung, wird aber zum Ende diesen Jahres rund sein.
Ein Schwerpunkt unserer Entwicklungsabteilung wird weiterhin das Thema Funk bleiben. Wir werden intronic-Antriebe für unsere weiteren Baureihen entwickeln, zudem soll für unser gesamtes Programm die Funktechnologie vervollständigt werden. Denn: Gerade im Home-Bereich wird künftig die Nachrüstung mit intronic und Funk eine wichtige Rolle spielen. Dort, wo eine komfortable, ortsungebundene Bedienung gewünscht wird und eine neue Verdrahtung nicht möglich ist, bieten unsere Produkte eine hervorragende Alternative.
Wie sieht die Zukunft aus?
Der Trend zur Motorisierung in der Branche ist eindeutig da und wird noch mehr Gewicht bekommen. Gerade Antriebe mit einer präzisen SMI-Schnittstelle werden einen erheblichen Marktanteil gewinnen. Ich gehe davon aus, dass speziell in der Gebäudeleittechnik mit modernen BUS-Systemen die Auszeichnung „SMI“ andere Antriebe vom Markt verdrängen wird. Die Digitaltechnik, die neue intelligente Funktionen und zusätzlichen Nutzen schafft, ist auch in unserer Branche auf dem Vormarsch und lässt sich nicht mehr bremsen.