„Wir entwickeln Sehen für Maschinen und Roboter“, lautet der Leitsatz des senswork Innovation Lab in München. Das jüngste Aushängeschild des Burghauser Unternehmens verfolgt neue Wege und arbeitet an Lösungen für die optische Inspektion mittels Deep Learning und KI. Innovative Technologien werden frühzeitig aufgegriffen, um sie für Industrie und Forschung nutzbar zu machen. „Damit bereiten wir den Weg für die Zukunft der Qualitätssicherung“, sagt Rainer Obergrußberger, Geschäftsführer von senswork.
Deep Learning ist ein Verfahren der Künstlichen Intelligenz (KI) – ein Teilgebiet der Informatik, bei dem Software so modelliert wird, dass sie bis zu einem gewissen Grad „lernfähig“ ist. In der Bildverarbeitung werden selbstlernende Methoden zur Merkmalsbeurteilung mit neuronalen Netzen implementiert. Häufig handelt es sich dabei um Aufgabenstellungen, die ein Mensch intuitiv löst, die sich aber nur schwer beschreiben lassen und sich damit den bislang vorherrschenden regelbasierten Verfahren entziehen. Mit Deep Learning werden die Anwendungen in der Bildverarbeitung enorm erweitert.
Für den Einsatz von Deep-Learning-Verfahren in der Bildverarbeitung bietet senswork sowohl für Industrieunternehmen als auch für die Forschung eine Begleitung über den gesamten Planungs- und Integrationsprozess an. Um die Machbarkeit einer Aufgabe zu analysieren, wird generell eine Vorstudie durchgeführt. Dafür sind Bilddaten des zu prüfenden Vorgangs notwendig, die entweder bereits beim Kunden vorhanden sind oder die mit einem Bildverarbeitungssystem vor Ort aufgezeichnet werden.
Fokus auf Deep Learning
Deep Learning eignet sich vor allem für 2D- und 3D-Technologien, etwa bei Prüfobjekten mit diffusen, transparenten oder gekrümmten Oberflächen, bei denen die Fehlermerkmale eine große Bandbreite aufweisen. Dazu gehört zum Beispiel das Erkennen von Rissen auf rauen Oberflächen in der Druckgusstechnologie. Auch die Beurteilung von Naturprodukten wie Pflanzenwachstum oder Lebensmittel ist mit Deep-Learning-Systemen möglich.
In seinem Innovation Lab arbeitet senswork aktuell an der Bildanalyse großer Datensätze mittels neuronaler Netzwerke, der Erzeugung und Auswertung hochauflösender 3D-Messanwendungen sowie der Datenerfassung außerhalb des vom Menschen wahrnehmbaren Wellenlängen-Bereiches.
Kontinuierliches Wachstum seit der Gründung vor zehn Jahren
Seit der Gründung vor zehn Jahren hat sich der Hersteller von Highend-Lösungen kontinuierlich vergrößert und seine Tätigkeitsfelder weiter ausgebaut. Heute arbeiten fast 30 Mitarbeiter an vier Standorten, einer davon jüngst in Tennessee/USA eröffnet, der größte Teil jedoch am Hauptsitz in Burghausen.
Zu den Stammkunden zählen in der Industrie ansässige Firmen wie Wacker, Rosenberger, Siemens und Alete. Die Systeme werden vorwiegend im Automotive-Bereich, im Maschinenbau, in der Medizintechnik und in der Lebensmittelindustrie eingesetzt. Die digitale Bildverarbeitung ist in vielen Fällen der Garant für 100-prozentige Produktqualität.
Der erste Umzug von Rosenheim nach Burghausen fand im September 2013 statt. Der erste Prüfautomat wurde behelfsweise in einem Container mit Doppelflügel-Türen konstruiert und aufgebaut. „Diesen hatten wir kurzfristig angemietet, denn der fertigmontierte Automat hätte nicht durch die Eingangstür gepasst“, erinnert sich Roman Rieger, Geschäftsführer von senswork. Ende 2017 folgte der Umzug an den heutigen Standort, nur eine Straße weiter, nachdem die alten Räumlichkeiten endgültig zu klein geworden waren.
500 Quadratmeter Fläche mit eigener Werkstatt und modernem Testlabor
Auf einer Fläche von 500 Quadratmetern mit eigener Werkstatt und modernem Testlabor tüfteln, entwickeln, konstruieren, bauen und programmieren die Ingenieure und Techniker aus verschiedensten Fachrichtungen an neuen Kameraprüfsystemen. Und Platz zu wachsen gibt es auch noch.
Das Portfolio umfasst mittlerweile neben den Kamerasystemen zur Automatisierung und Qualitätssicherung auch Komplettsysteme und Sonderlösungen. Von der Planung über die Umsetzung mit Prototyping, Konstruktion, Integration und Inbetriebnahme liefert senswork alles aus einer Hand.
Das, was senswork auszeichnet, sind viel Engagement, Ideenreichtum und Investitionsbereitschaft. „Unsere Neugierde und unsere Begeisterung für die Bildverarbeitung sind der Antrieb, die Herausforderung unserer Kunden mit hoher Qualität zu meistern“, sagt Roman Rieger. Auch in Zeiten von Corona managt senswork innovative Projekte erfolgreich. Der Umsatz 2020 war trotz Corona auf Vorjahres-Niveau.