Ein Blick in die USA nimmt möglicherweise die Entwicklung hierzulande vorweg: das Jahr 2002 war das erste in der IT-Geschichte, in dem die dortige Software-Industrie Arbeitsplätze abbaute. Rund 150.000 verloren ihren Job. Im Silicon Valley bedeute das einen Stellenschwund von 10 Prozent. Derzeit meldet der Valley-Index eine Verlangsamung des Stellenabbaus auf 5 Prozent.
Auch in Deutschland mehren sich die Zeichen des Kahlschlags in den hiesigen Software-Entwicklungszentren. So beabsichtigt der IT-Riese IBM offenbar, noch in diesem Jahr 3000 Stellen in Billiglohn-Länder zu verlegen; Oracle und SAP hatten schon zuvor ähnliche Outsourcing-Absichten kundgetan. Einige mittelständische IT-Häuser wie Elsag Solutions machen es den Konzernen bereits nach.
Eine falsche und langfristig fatale Entwicklung, meint Georg Heeg, Chef des gleichnamigen mittelständischen Softwarehauses im Gespräch mit silicon.de. Outsourcing in Billiglohnländer bewirke die Arbeitslosigkeit auch Hochqualifizierter. Die Wirtschaft baue ihre eigene Kundschaft ab. Deutschland drohe schließlich die "Verslummung", Verelendung.
Deshalb scheinen neue Qualitätsstandard und die Flucht nach vorne das einzige Mittel zu sein für hiesige Softwareschmieden, um diesem fatalen Trend entgegen zu wirken: Verstehen, was die Anwender wollen. Dazu aber müssten die Entwickler lernen, wie ihre Kunden zu denken. "Weg von Bits und Bytes, von Speicher und CPU, von Datenstrukturen und Algorithmen!" fordert Heeg. Die Maxime laute nicht: "Wie bringe ich es meiner Maschine bei, sondern worüber reden wir?"
Gefragt seien Modellierer, die lernten wie ihre Anwender zu denken, nicht die in der Technik verhafteten Programmierer. Unter der Bedingung, dass IT-Dienstleister, zumindest wenn sie Smalltalk einsetzten, die Denkweise der Anwender verstehen lernen, ist für Heeg das Fazit klar: "Entwicklung in Deutschland ist bezahlbar, denn wir denken."
Marc Chanliau, Senior Product Manager bei Netegrity und OASIS-Veteran, pflichtet bei, wenn es um die Veränderung der Aufgaben von Software-Entwicklern geht. "Die Gattung Programmierer wird niemals aussterben", ereifert sich Chanliau. "Schauen Sie sich unser Unternehmen an. Wir programmieren." Im Übrigen finde natürlich auch herkömmliche, einfache Anwendungsentwicklung statt, "nur nicht hier oder in den USA, weil das zu teuer käme, sondern in Indien, in den großen Softwarefabriken."
Den gesamten Bericht zu diesem Thema finden Sie unter www.silicon.de/...