Neuartige Virustechnologien sind ein vielversprechendes genetisches Werkzeug, um die Expression von Genen in Säugerzellen kontrolliert zu steuern. Das macht Sie interessant für die Entwicklung neuartiger Impfstoffe. Anders als bei klassischen Impfungen werden dabei nicht inaktive oder abgeschwächte Pathogene in den Patienten gegeben. Stattdessen werden Viren als Gen-Vehikel genutzt, um die Körperzellen des Patienten so umzuprogrammieren, dass sie krankheitsspezifische Antigene selbst synthetisieren und direkt dem Immunsystem präsentieren.
Im Gegensatz zu vielen klassischen Ansätzen favorisiert diese Methode eine zelluläre Immunantwort unter starker Beteiligung von T-Helferzellen. Dies stärkt die Immunisierung. Im Weiteren bietet die Technik die Möglichkeit, nicht nur präventiv zu schützen, sondern zusätzlich bereits im Körper aktive Erkrankungen oder Tumore wirkungsvoll zu bekämpfen. Aus kommerzieller Sicht ermöglicht die Methode den Verzicht auf die kostspielige Synthese abgeschwächter Pathogene, was sich am Ende auch auf Preis und Verfügbarkeit einer neuen Therapie auswirkt.
Nach einer ersten Meldung vom 28. Oktober 2015 gelang die deutlich verbesserte Produktion anspruchsvoller Viren-Konstrukte mit Hilfe einer neu etablierten Ziellinie. Das erste Produkt dieser Produktionszellen, Ad19a, ist nun im Tier auf seine Eignung als Impfstoff getestet worden. Die Ergebnisse überstiegen dabei alle Erwartungen.
Nach der Applikation der modifizierten Ad19a Vektoren in Mäusen beobachteten deutsch-dänische Wissenschaftler vor allem eine starke T-Zell Aktivierung, was auf eine solide zelluläre Immunantwort hinweist. Die Aktivierung der T-Zellen erreichte dabei Werte, die mit denen gewöhnlicher Vektorsysteme übereinstimmten oder sie sogar übertrafen.
Av‘s sind ein fester Bestandteil unserer (Micro-) Umwelt. Das bedeutet: Prä-Immunisierung gegen verschiedene AV-Serotypen stellt ein allgegenwärtiges Phänomen innerhalb der Bevölkerung dar. Gerade gegen die in der Forschung so oft eingesetzten Serotypen Ad5 und Ad2 bestehen in einigen Gebieten Immunitäten bei bis zu 80% aller Personen. Als viel seltenerer Serotyp bietet Ad19a einen erheblichen Vorteil für die Medizinische Entwicklung, da auf ihm basierende Therapien jetzt häufiger angewandt werden können. Des weiteren scheint Ad19a vorzugsweise und besonders effektiv antigen-präsentierende Immunzellen zu transduzieren, was die Anzahl der zu verabreichenden Viren pro Patient deutlich reduziert und kostengünstiger macht: eine weitere Erleichterung für die Entwicklung bevölkerungsweiter und erschwinglicher Therapien.
Erste klinische Versuche mit dem vielversprechenden Ad19a könnten bereits Anfang 2017 beginnen.