Welchen Stellenwert haben IT-Systeme in der Logistik?
Es gibt kaum eine Branche, die so stark auf die Unterstützung durch IT-Systeme angewiesen ist wie die Logistik. Bei jedem Warenfluss fallen Daten an, die gespeichert und übertragen werden müssen. Ob es dabei um den Lager- oder Empfangsort, die Art der Güter, den Umfang einer Sendung oder ihren Zustand geht. Und nicht zuletzt ist der elektronische Datenaustausch deshalb so wichtig für die Logistik, weil er sämtliche Prozesse erheblich beschleunigt.
Welche Faktoren fallen beim Datenfluss besonders ins Gewicht?
Wer mit Waren umgeht, benötigt Informationen darüber, was mit ihnen geschehen soll. Fehlen diese Daten, entstehen rasch große Verzögerungen oder ein Prozess kommt sogar völlig zum Erliegen. Ein Beispiel: Wenn ein vollbeladener Sammelgut-Lkw am Speditionsterminal ankommt und die Sendungsdaten nicht vorliegen, wissen die Umschlag-Mitarbeiter nicht, auf welche Nahverkehrsfahrzeuge die Sendungen verladen werden sollen. Dadurch können unter Umständen Laufzeitzusagen nicht eingehalten werden, was insbesondere bei zeitdefinierten Transportleistungen die ohnehin schmalen Margen gefährdet.
Wo liegen denn die Hauptrisiken beim Datenaustausch in der Logistik?
Die entscheidenden, Punkte liegen an den Schnittstellen. Bei jedem Warenübergang werden Daten übertragen. Wenn dann eine Information ihren Adressaten nicht erreicht, wird die Prozesskette unterbrochen. Mit Versender, Empfänger, Versand- und Eingangsspediteur gibt es bereits bei jedem Transport vier hauptsächliche Kommunikationspartner. Innerhalb dieser vier Organisationen sind wiederum jeweils mehrere Mitarbeiter an der Sendungsbearbeitung beteiligt. Dieser Personenkreis wächst also schnell nahezu exponentiell an.
Welche Möglichkeiten gibt es, die bestehenden Risiken zu handhaben?
Ein Information Security Management (ISMS) stellt ein ausgezeichnetes Instrument für den Umgang mit IT-Risiken dar. Ausgehend von einer umfassenden Gefahrenanalyse entwickelt es Überwachungsmechanismen und Notfallmaßnahmen, die darauf abzielen, möglichst rasch wieder in den Regelbetrieb zurückkehren zu können. So entsteht ein deutlich höheres Maß an Prozesssicherheit, das Kosten spart. Zusätzlich bieten ISMS beim Daten-Management einige strategische Vorteile.
Welche strategischen Vorteile sind das?
Neben dem grundsätzlichen Risikomanagement schafft ein ISMS einen kontinuierlichen Überblick über den Status der Systeme und wichtige vordefinierte Kennzahlen. So bietet es eine optimale Steuerungsgrundlage, um Risiken proaktiv abwenden zu können. Darüber hinaus macht es neben den operativen auch die finanziellen Risiken handhabbar, weil es mit seiner Systematik auch sämtliche Folgerisiken in komplexen Prozessketten erfasst.
Für die Außendarstellung ist die Tatsache positiv, dass Zuverlässigkeit durch ein ISMS auch zertifiziert werden kann.. Zum Beispiel stellt die Just-in-Sequence-Logistik für Produktionsbetriebe extrem hohe Anforderungen an den Logistiker. Hier profitiert er davon, dass er seine Leistungsfähigkeit dokumentieren kann.
Wie lässt sich ein solches Steuerungsinstrument am besten implementieren?
Verteilte Computernetzwerke, wie sie für die Anforderungen der Logistik benötigt werden, sind äußerst komplex. Deshalb empfehle ich Logistikern, das Management der IT-Risiken in die Hände von Experten für Informationssicherheit zu geben. Sie überblicken am besten, welche Sicherungsmaßnahmen erforderlich sind, damit keine Information verloren geht. Dann können auch die Prozessspezialisten nachts ruhig schlafen.
Sehen Sie das Interview auch als Video bei www.logistik-tv.net.