Herr Dr. Röhr, alle Lebensmittel, die in Deutschland verkauft werden müssen sicher sein. So kann man es auf der Seite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft nachlesen. Welche Rolle spielt dabei die Verpackungen?
Die jeweiligen Verpackungen sind ein integraler Bestandteil des Lebensmittelprodukts und unterliegen deshalb den gleichen Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit. Den Unterschied machen die Herstellungsprozesse aus. Hier sind die Risiken sicherlich differenziert zu bewerten. Leider wird die erforderliche technische Expertise durch die Verbraucher häufig unterschätzt, ebenso wie das technische Knowhow, das für die Konzeption und Herstellung erforderlich ist.
Welche Vorteile hat eine Kunststoffverpackung? Gibt es auch Nachteile?
Kunststoffverpackungen können auf eine Vielzahl von Füllgütern und Gebrauchsformen zugeschnitten und entwickelt werden. Anwendungen von kalt bis heiß, selektive Durchlässigkeiten für Gase und Feuchtigkeit, vielfältige Formgebung - die gesamte Variabilität von Kunststoffverpackungen ermöglicht die Funktion perfekt auf das entsprechende Füllgut abstimmen zu können. Auf der Grundlage von Risikobewertungen können alle diese Produkte für die Verpackung und den Schutz von Lebensmitteln sicher hergestellt werden. Alle Vorteile aufzuzählen würde den Rahmen sprengen.
Die Diskussion in Bezug auf Migration bei bestimmten Produkten und die damit verbundenen Risiken erfordern entsprechende Maßnahmen und Untersuchungen, um die Verpackungen belegbar sicher herzustellen. Die Entsorgung der Verpackung nach Gebrauch ist mitunter problematisch und die Unvernunft mancher Verbraucher weltweit ist schwer zu adressieren.
Was sind die wichtigsten Punkte, die ein Verpackungshersteller beachten muss, wenn er Lebensmittelverpackungen herstellen möchte?
Um die Lebensmittelsicherheit garantieren zu können, ist es essenziell, die sogenannte beabsichtigte Verwendung der entsprechenden Verpackung zu kennen. Nur so kann ein zuverlässiges Risikomanagement generiert und damit eine mögliche Gefährdung der Verbraucher ausgeschlossen werden. Die Analyse der gesamten Wertschöpfungskette hilft, um ein sinnvolles, effizientes Lebensmittelsicherheitsmanagement aufzubauen, auch wenn der Einfluss darauf eher begrenzt ist. Der Unterschied zum Lebensmittel ist, dass die spezifizierte Funktionalität, zum Beispiel Durchlässigkeit oder Dichtigkeit, der Produkte einen Einfluss auf die Sicherheit hat. Kommunikation zwischen den Teilnehmern an der Wertschöpfung ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig.
Können Sie uns kurz umreißen, was sich hinter den Abkürzungen BRCGS und HACCP verbirgt?
BRCGS (Brand Reputation through Compliance) ist wie FSSC 22000 (Food Safety System Certificate) und IFS (International Featured Standards) eine Organisation, die Standards für die Erfüllung der guten Herstellungspraxis im Bereich Lebensmittel und damit auch im Bereich der Lebensmittelverpackung als Grundlage für Zertifizierungen anbietet. Harmonisiert werden diese Anforderungsprofile, durch die GFSI (Global Food Safety Initiative), die den Benchmark für die Vergleichbarkeit der Standards zur Verfügung stellt. Allen gemeinsam ist, dass sie auf einer Risikobewertung beruhen, deren Grundlagen in den Prinzipien der HACCP (Hazard Analysis of Critical Control Points) festgelegt sind und im Codex Alimentarius der FAO/WHO publiziert sind.
Vielen Dank, Herr Röhr, für die Erläuterungen.
Weitere Informationen zu den Kursen erhalten Interessierte unter https://www.skz.de/bildung/kurs/haccp-fuer-die-herstellung-von-lebensmittelverpackungen bzw. https://www.skz.de/bildung/kurs/lebensmittelsicherheit-fuer-verpackungshersteller