Aktuell befindet sich die Wirtschaft auf der Schwelle zu einer grundlegenden Umwälzung – der vierten industriellen Revolution. Ganz wesentlich für zukünftige Fertigungsstandorte sind deshalb flexible und hochvernetzte Produktionslinien und -umgebungen zur Herstellung von Massen- oder individualisierten Produkten. Sehr vielversprechende Anwendungen liegen beispielsweise in der Medizintechnik oder im Fahrzeugbau. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen mit begrenzten Forschungs- und Entwicklungskapazitäten werden bei der Umsetzung der digitalen Transformation aber vor große Herausforderungen gestellt. Mit der SKZ Modellfabrik wird Industrie 4.0 nun praxisrelevant umgesetzt, um ganz maßgeblich dabei zu helfen, dieses abstrakte Thema auf einzelne Problemstellungen in der Produktion und der Anwendung herunter zu brechen – ein echtes Leuchtturmprojekt rund um die Thematik Industrie 4.0.
Die Modellfabrik 2020, deren interdisziplinär erforschte Ansätze gerade den kleinen und mittleren Unternehmen bei der Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen helfen sollen, wird in Würzburg in unmittelbarer Nachbarschaft zum SKZ Verarbeitungstechnikum und zum SKZ Technologie-Zentrum entstehen. Gerade diese Verbindung zu den etablierten Standorten macht es dann möglich, den Industriepartnern ein umfassendes Beratungsportfolio anbieten zu können – angefangen von einer hochmodernen technischen Ausstattung bis hin zu rund 500 Experten. Innerhalb des neuen Zentrums werden auf über 4.500 Quadratmetern Nutzfläche unterschiedliche Bereiche entstehen. So werden in der Modellfabrik die Aktivitäten des SKZ im Bereich der Forschung – Spritzgießen, Additive Fertigung, Fügen und Oberflächentechnik, Messen und Prüfen 4.0 (Prozessmesstechnik, Zerstörungsfreie Prüfung, Bauteileigenschaften) vorangetrieben. Aber auch die Aktivitäten in puncto Nachhaltigkeit, die gerade hochaktuell sind und die das SKZ schon seit über 10 Jahren – nicht erst seit der aktuellen „Plastik“-Diskussion – forciert, können dann ausgebaut werden. Auch Clusteraktivitäten für den Technologietransfer in Form von Tagungen, Workshops oder Expertenkreisen und das Marketing sollen in der Modellfabrik beheimatet werden. Aufgrund der enormen Bedeutung von Kunststoffen für eine immer größere Anzahl von Produkten liegen die Kunststoffverarbeitungsverfahren für die Umsetzung der Industrie 4.0 im Fokus. Zudem sollen neue Verfahren zur schnelleren und effizienteren und vernetzten Produktentwicklung, Einsatzfelder für künstliche Intelligenz und die Nutzung von BigData erprobt und nicht zuletzt die Entwicklung additiver Fertigungsverfahren vorangetrieben werden. Dazu gibt es aktuell auch die Bestrebung eine eigene schlagkräftige Forschungsgruppe Digitalisierung als Klammer und zur Vernetzung der Einzelthemen aufzusetzen.
„Mit der Modellfabrik wird ein weltweit einzigartiges Transferzentrum für Forschung und Entwicklung entstehen – hier werden wir zeigen, wie morgen gearbeitet wird!“, fasst Institutsdirektor Prof. Dr.-Ing. Martin Bastian zusammen.
Auf drei Stockwerken werden mehr als 100 Mitarbeiter interdisziplinär abteilungsübergreifend zusammenarbeiten. Es werden Labore und Technika mit mehr als 1.500 Quadratmetern für innovative Forschungsaktivitäten und bilaterale Industrieprojekte zur Verfügung stehen. Der großzügige Tagungsbereich kann 200 Besucher fassen und bietet genügend Platz für Ausstellungen.
Im Erdgeschoss wird sich eine Kinderkrippe für 12 Kinder befinden, um auch damit der flexiblen Arbeitswelt von morgen gerecht zu werden.
Das Bauvolumen des von Grellmann - Kriebel - Teichmann, Architekten BDA Diplomingenieure, entworfenen, hochinnovativen Gebäudes umfasst ca. 24 Millionen Euro. Dieses vergleichsweise niedrige Budget ist nur dank einer sehr effektiven und wirtschaftlichen Planung und Beschränkungen möglich. Als Projektsteuerer für das vom Freistaat Bayern geförderte Projekt ist Hitzler Ingenieure eingesetzt. Über die Unterstützung des Freistaats Bayern freut sich das SKZ sehr und bedankt sich sehr herzlich.
Mit der SKZ Modellfabrik wird das notwendige Know-how geschaffen, damit Bayern und Deutschland weiterhin einen Spitzenplatz bei der Industrie 4.0-Produktion einnehmen.