Mit dem Bundeswettbewerb »Nachhaltige Urbane Logistik« möchte das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gemeinsam mit dem Umweltbundesamt Projekte und Maßnahmen auszeichnen, die in besonderer Weise für eine nachhaltige Logistik in deutschen Städten stehen. Dabei geht es um innovative städtische Logistikkonzepte aus dem ganzen Bundesgebiet, die vor allem ökologisch, aber auch ökonomisch und sozial nachhaltig sind.
Was ist Smart City Loop?
Es sind die immer gleichen Themen, die die Urbane Logistik beherrschen: Verkehrslärm, Staus, Feinstaubbelastung, fehlender Parkraum, drohende Fahrverbote. Die Liste ist lang, der Handlungsbedarf zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens in Städten und Ballungsräumen groß. Ideen dafür gibt es viele. Das innovative Logistikkonzept »Smart City Loop« versucht das Problem schon auf der »Vorletzten Meile« anzugehen – indem es den Güterverkehr unter die Erde legt. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Materialfluss IML untersucht eine Machbarkeitsstudie, wie sich der unterirdische Transport technisch und wirtschaftlich realisieren lässt.
Um in Zukunft die Innenstädte weiterhin beliefern zu können, bedarf es innovativer Logistikkonzepte – darin sind sich Städte, Logistikdienstleister und Händler einig. Wie diese konkret aussehen sollen, darüber lässt sich streiten. Obwohl es viele Studien und Initiativen zum Thema gibt, haben Kommunen und Wirtschaft dem unterirdischen Transport zur Belieferung der Innenstadt bisher nur wenig Beachtung geschenkt. Nicht selten wird die Idee als »nicht realisierbar« abgetan, da die Umsetzung schlicht »zu teuer« sei. Das Konzept »Smart City Loop« könnte jetzt aber für Aufwind sorgen, da es nicht nur mit einer schnellen technischen und rechtlichen Realisierung überzeugt, sondern auch in puncto Kosten.
Einen Durchmesser von 2,80 Metern sollen die Röhren haben, in denen Güter auf Ladungsträgern wie Paletten oder Transportbehältern vollautomatisch und unterirdisch transportiert werden. Ausgehend von einem Güterverkehrszentrum bzw. einem City Hub am Stadt-rand sollen die Waren die letzten vier bis acht Kilometer bis in die Innenstadt zu einem Micro-Hub befördert werden. Von da aus erfolgt die Feinverteilung durch bestehende Lösungen, wie beispielsweise E-Bikes oder Elektro-LKW.
Der Clou: Es sollen Kanäle anstelle von Tunneln gebaut werden. Im Vergleich zum Tunnelbau (1 km > 100 Mio €) kostet der Kanalbau nämlich nur einen Bruchteil (1 km ca. 3 Mio €) und ist mit deutlich unkomplizierteren Genehmigungsverfahren verbunden. Schon bei der Konstruktion der Röhren sollen nur etablierte Verfahren und Fördertechniken zum Einsatz kommen. Dadurch fallen selbst die Entwicklungskosten gering aus.
Der unterirdische Transport bringt viele Vorteile mit sich.
Lärm, Staus, Unfälle und Feinstaubbelastungen in Ballungsräumen werden reduziert und schon während der Bauphase findet keine oder nur kaum Belastung der Umwelt statt, da der Bau der Röhren unterirdisch erfolgt. Lediglich im Bereich der Zugangsschächte ist die Baustelle oberirdisch auf kleiner Fläche sichtbar. Langfristig spart das Konzept Flächen, verkürzt Fahrzeiten für alle Verkehrsteilnehmer und verhindert Fahrverbote. Und auch Lieferunternehmen profitieren davon: Für sie bedeutet der unterirdische Warentransport in die Innenstadt bessere Planbarkeit, eine Erweiterung der Lieferzeiten auf auch außerhalb der Ladenzeiten und völlige Unabhängigkeit von oberirdischen Verkehrsstaus und Witterungsverhältnissen.
Finanzieren soll sich der Transport über Gebühren, zum Beispiel von Händlern, die pro Palette zahlen – wie heute für Stauraum im LKW. Um den Transport technisch zu realisieren kommen für den Warenversand und die Ein- und Ausschleusung nur modernste und vollautomatische Fördertechniken zum Einsatz. Die Micro-Hubs können dabei in bestehende Immobilien, wie beispielsweise Einkaufszentren, integriert werden oder eigenständige Logistik-immobilien sein. Im Fokus des gesamten Transports steht aber nicht nur die Warenversorgung, sondern auch die Entsorgung. Retouren, Transportverpackungen, Leergut und Abfälle werden also im gleichen System aus der Stadt herausbefördert und am Stadtrand zum Weitertransport verladen.
Derzeit wird vom Fraunhofer IML - im Auftrag der Smart City Loop GmbH - eine Machbarkeitsstudie zu den Themen technische Umsetzung, Wirtschaftlichkeit sowie Einflüsse auf das oberirdische Verkehrsaufkommen und Emissionsverringerung erstellt.