Das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende (GDEW) sieht den flächendeckenden Rollout intelligenter Messsysteme (iMS) und moderner Messeinrichtungen (mME) ab 2017 vor. Vielfach wird dies vorrangig als technische Herausforderung im Messwesen betrachtet. Doch diese Sicht-weise greift zu kurz. Referent Dr. Andreas Lied, Vorstand der Becker Büttner Held Consulting AG, wies darauf hin, dass durch das neue Gesetz der Zugang zum Energiekunden erheblich erleichtert werde. Der Vertrieb sollte deshalb unbedingt von Beginn an in die Rollout-Projekte eingebunden werden und auf Basis der künftig quasi live verfügbaren Verbrauchs- und Lastgangdaten sowie neuer technischer Optionen innovative Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln.
Chancen der Digitalisierung erkennen und nutzen
Sebastian Icks von smartOPTIMO betonte in seinem Vortrag, die Digitalisierung der Energiewende für den Vertrieb nicht nur als Risiko zu betrachten, sondern konsequent die damit verbundenen Chancen zu erkennen und zu nutzen. Icks erläuterte dies konkret an neuen technischen Möglichkeiten und ihrer Bedeutung für den Vertrieb. Die Erleichterung der zeitnahen Ablesung beispielsweise ermögliche die monats- oder wochenscharfe Abrechnung von Strom. Durch variable Tarifstrukturen sei eine individuellere Kundenbetreuung möglich. Durch verbesserte Standardlastprofilprognosen könnten der Einkauf und die Deckungsbeiträge optimiert werden.
Minimalinvasive versus progressive Strategie
Die Bedeutung der vertrieblichen Positionierung von Stadtwerken im Zeitalter der Digitalisierung machte Daniel Eling von smartOPTIMO deutlich. Er verglich potenzielle Auswirkungen einer reaktiven, minimalinvasiven Strategie mit den Folgen einer aktiven, progressiven Gangart. Das Ergebnis: mit der minimalinvasiven Strategie dominieren mittelfristig Schwächen und Risiken. Passive Vertriebsorganisationen hätten zum Beispiel keine bzw. zu spät Antworten auf innovative Wettbewerbsprodukte und müssten entsprechend mit Kundenverlusten und Deckungsbeitragseinbußen rechnen. Bei Vertrieben mit einer progressiven Strategie dominierten hingegen die Chancen. Sie könnten u.a. Akquisitionspotenziale abschöpfen und Bestandskunden mit Mehrwertdienstleistungen besser binden.
Das Netz- und Vertriebsforum von smartOPTIMO war 2016 so gut besucht wie noch nie. Den Workshop Technisches Kooperationsprojekt Messsysteme am Vortag besuchten 75 Teilnehmer – auch dies ein neuer Bestwert. Die Zahlen zeigen: Das Stadtwerkenetzwerk smartOPTIMO findet große Akzeptanz und wächst stetig weiter.