Wenger verwies auf die seit 2011 bestehende enge Partnerschaft mit x-tention: „Wir konnten das Wachstum nicht mehr alleine bewältigen und haben uns einen starken Partner gesucht, mit dem wir Orchestra als Gesundheitsplattform etablieren können.“ Pramendorfer pflichtete ihm bei: „Wir haben 71 Prozent der Anteile an soffico erworben, weil wir eine gemeinsame Perspektive sehen.“ Die Übernahmen der soffico GmbH in Deutschland und der Tochtergesellschaft integic AG in der Schweiz stärken, so Pramendorfer, die Stellung von x-tention im E-Health-Markt der D-A-CH-Region.
Nach einem spannenden Impulsvortrag von Dr. Knut Woller von gkv informatik über die gravierenden Veränderungen der zukünftigen Arbeitswelt stellte Daniel Galler die Orchestra Healthcare Edition vor. Dabei richtete er den Fokus auf den neuen IHE-Layer, der auf Orchestra aufsetzt, aber auch mit weiteren IHE-fähigen Lösungen verwendet werden kann. Für die Einführung des internationalen Standards IHE gibt es eine Reihe von Gründen: Gesundheitspolitische Entwicklungen wie das E-Health-Gesetz in Deutschland, die ELGA-Initiative in Österreich oder das elektronische Patientendossier in der Schweiz führen zu einer verstärkten Vernetzung der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen und schreiben auch IHE vor. Durch Big Data und Gesundheitsapps kommen zukünftig große Datenmengen auf die Gesundheitseinrichtungen zu, die auf einer zentralen Plattform verwaltet werden. Vor allem aber bietet sich die IHE-Plattform an, weil in Zukunft viele kleine Anwendungen auf den Gesundheitsmarkt drängen und zu einer zusätzlichen Vernetzung führen, die nach starken intelligenten Anwendungsszenarien verlangt, so Galler. IHE stieß bei den anwesenden IT-Fachleuten auf reges Interesse. Denn viele von ihnen räumten im persönlichen Gespräch ein, bislang noch nicht mit diesem Thema in Berührung gekommen zu sein.
Professor Dr. Bernd Hafenrichter, der als Geschäftsführer für die Entwicklung von Orchestra verantwortlich ist, stellte die Innovationen und zahlreichen Verbesserungen des neuen Release im Detail vor. Zu den Innovationen zählten im Bereich IHE die Entwicklung von Master Patient Index, Document Sharing und Authentifizierung. Eine weitere neue Komponente, um den Benutzer stärker einzubinden, ist der Worklist-Server. Außerdem ist der Health Check jetzt in Orchestra integriert. Damit können Anwender über vordefinierte Checks das System während des Betriebs besser überwachen. Orchestra wurde außerdem um ein Komponentenframework erweitert. „Wir wollen die Architektur so gestalten, dass sie dauerhaft und solide weiterentwickelt wird“, sagte Hafenrichter. Kunden müssen bei kleineren Änderungen künftig nicht mehr auf das Erscheinen eines kompletten Releases warten, sondern erhalten ein Plug-In, das sie schnell in ihr System einbinden können. „So können wir gezielt an einzelnen Stellschrauben drehen“, erklärte Hafenrichter. Unter den Verbesserungen hob er die Prozessmodellierung sowie neue Schedule-Modelle und Sicherheitsmechanismen hervor. Außerdem startet das neue Release aufgrund einer geänderten Speicherverwaltung erheblich schneller.
Eine weitere wichtige Neuerung erläuterte Florian Heymel, der die Neuausrichtung des Produktmanagements vorstellte. Künftig erscheinen pro Jahr zwei große Feature-Releases und sechs Service-Releases. Mit dieser neuen Aufteilung sollen Verzögerungen beim Erscheinen der Releases der Vergangenheit angehören. Heymel stellte auch die Roadmap für das Jahr 2017 vor.
Anschließend nutzten die Veranstaltungsteilnehmer die Möglichkeit, in Innovationsworkshops mit den Entwicklern zu diskutieren und neue Entwicklungen anzuregen. Auch hier stieß vor allem das Thema IHE auf großes Interesse. Um den Einsatz von IHE ging es auch in einem Beispiel aus der Praxis, das Martin Jackisch von der Universitätsmedizin Greifswald vorstellte. Die Greifswalder nutzen die von x-tention aufgebaute E-Health Plattform, um sich mit regionalen Dienstleistern zu vernetzen und die integrierte Versorgung voranzutreiben mit dem Ziel, die Gesundheitsversorgung in der Region zu stärken. Jackisch demonstrierte die erfolgreiche Umsetzung von E-Health-Konzepten mit Orchestra am Beispiel der konsiliarischen Behandlung von pädiatrischen Notfällen und der telemedizinischen Nachsorge bei Fällen von Mangelernährung. „IHE war für uns sehr neu“, erklärte Jackisch. „Wir waren deshalb froh, dass uns x-tention alles in einem fertigen Rahmen zur Verfügung gestellt hat.“
Auch die Schweizerische Post konnte bereits Erfahrungen mit Orchestra und IHE sammeln. Silvio Frey und Helen Loosli stellten in ihrem Beitrag vor, wie mit Orchestra die Integration der E-Health Plattform in die Spitallandschaft gelang. Dreh- und Angelpunkt in der Schweiz ist das elektronische Patientendossier, das nach einer gesetzlichen Vorgabe IHE-konform sein muss. „Die Primärsysteme müssen mit dem Patientendossier sprechen können. Das war unsere größte Herausforderung“, sagte Frey. In der Praxis bedeutet dies, die Systeme IHE-kompatibel zu machen. Die Schweizerische Post hat mit Orchestra das Zuweisermodul in die Spitäler integriert. „Dabei hat uns die strategische Partnerschaft mit x-tention sehr geholfen“, stellte Frey abschließend fest.
Auch die Teilnehmer des Anwendertreffens lobten die partnerschaftliche Atmosphäre in Augsburg. Sowohl in den Pausen zwischen den Vorträgen und Workshops als auch im Verlauf der gemeinsamen Abendveranstaltung hatten die Mitarbeiter von x-tention und soffico stets ein offenes Ohr für Wünsche und Anregungen. Für die Teilnehmer ging die Veranstaltung mit der Erkenntnis zu Ende, dass IHE künftig eine stärkere Rolle in ihrer Arbeit spielen wird. x-tention und soffico werden sie dabei tatkräftig unterstützen.
HEALTHCARE-COM / Dr. Michael Lang