Status quo: Widerspruchsbearbeitung deutlich effizienter
Als erster Anwendungsfall wurde im vergangenen Jahr die Bearbeitung der Widersprüche identifiziert: Aus bislang bis zu zehn verschiedenen Datenquellen, die der Mitarbeiter durchkämmen musste, wurde ein einheitliches Widerspruchs-Cockpit entwickelt, das alle relevanten Informationen übersichtlich zusammenfasst und so zur Verfügung stellt, dass sie weiterverarbeitbar sind. Die Widerspruchsfälle müssen nicht mehr einzeln manuell an die Mitarbeiter verteilt werden, sondern werden zu 60 Prozent automatisch je nach definierten Geschäftsregeln zugewiesen. Dadurch konnte allein der Arbeitsaufwand, der täglich bei der Verteilung der Fälle entstand, von zwei Stunden auf 15 Minuten reduziert werden. "Ziel ist es, durch die neue Lösung und die Prozessoptimierung die Leistung der gesamten Abteilung spürbar zu steigern", führt die zuständige Projektleiterin der KVH, Tanja Rehde-Ellinghaus aus.
80 Prozent der Prozesse sollen digitalisiert werden
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einem planvollen, strategischen und operativen Management der Geschäftsprozesse. Um diese künftig übergreifend zu optimieren, baut die KVH gemeinsam mit der Software AG ein neues Prozesshaus auf. Damit ist es möglich, alle Prozesse der KV Hessen und die IT-Landschaft zu dokumentieren sowie Geschäftsprozesse zu priorisieren. Nach Fertigstellung des Prozesshauses und der IT-Landkarte soll das derzeitige System, in dem die Ärztestammdaten erfasst sind, durch eine neue Lösung der Software AG abgelöst werden. Denn das alte Programm, das bereits seit vielen Jahren in vielen KVen eingesetzt wird, bietet vor allem bei den Schnittstellen einige Nachteile. Dazu sollen ein KV-weites Datenmodell für Ärzte erstellt und Datenpflege-Prozesse implementiert werden. Derzeit arbeitet die KVH zudem am Aufbau einer serviceorientierten Architektur (SOA), in der sich künftig alle Teilprojekte zusammenführen lassen. So können die Dienste der eingesetzten IT-Lösungen strukturiert genutzt werden. Im letzten Schritt plant die KV Hessen, ihren kompletten Abrechnungsprozess zu digitalisieren.
"Wir wollen in den kommenden zwei bis drei Jahren unsere komplette Organisation digitalisieren", erläutert Alexander Bender, Bereichsleiter Innere Dienste der KV Hessen und verantwortlich für IT-, Personal-, Finanz- und innere Verwaltungssysteme. "Hierfür haben wir eine optimale Ausgangsbasis geschaffen. Wir sind sehr gut aufgestellt, uns unter den Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland als Technologieführer zu etablieren. Mithilfe der Lösungen der Software AG wird es uns bis zum Jahr 2020 gelingen, bis zu 80 Prozent unserer Prozesse zu digitalisieren."
Über die Kassenärztliche Vereinigung Hessen
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen vertritt rund 9.500 niedergelassene Ärzte und 1.500 Psychotherapeuten in Hessen gegenüber der Politik und den Krankenkassen. Zu den Kernaufgaben, die der Gesetzgeber der KV übetragen hat, gehört die flächendeckende Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen ambulanten ärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung. Gleichzeitig übernimmt die KV im Rahmen des Gewährleistungsauftrags gegenüber den Krankenkassen die Gewähr dafür, dass alle vertragsärztlichen Leistungen ordnungsgemäß erbracht werden. Organisatorisch setzt sich die KV Hessen aus der gewählten Vertreterversammlung und dem Vorstand zusammen und beschäftigt ca. 650 Mitarbeiter an den fünf Standorten Frankfurt, Darmstadt, Gießen, Kassel und Wiesbaden.