„Die Kosten des Netzausbaus in Deutschland können um bis zu 20 Prozent reduziert werden, wenn die Netze lastnah ausgebaut werden“, erklärte Lars Waldmann von Agora Energiewende. Die Teilnehmer auf dem Podium beklagten, dass von Seiten der Politik die Tendenz zu altbewährten Ansätzen und Lösungen, die kurzfristig kostengünstiger seien, bestehe. Sie waren sich einig, dass die Photovoltaik nicht der Hauptgrund für den anstehenden deutschen Netzausbau sei. Dieser werde vor allem für Gas- und Kohlekraftwerke sowie für den Ausbau der Windenergie benötigt. „Ich würde das Thema Netzausbau in Verbindung mit Photovoltaik nur vorsichtig in den Mund nehmen“, unterstrich Bernd Engel, Vorstandsbeauftragter Netzintegration bei SMA Solar Technology AG.
Die Podiumsteilnehmer gehen davon aus, dass der Großteil des weiteren Photovoltaik-Ausbaus im städtischen und stadtnahen Bereich passieren wird „und hier brauchen wir keinen Netzausbau“, so Engel weiter. „Es wird immer interessanter in oder in der Nähe von Städten zu bauen, da Netzkosten einen zunehmend größeren Anteil an den Stromkosten ausmachen werden“, ergänzte Frauke Thies, Policy Director bei EPIA. Laut einer aktuellen, von Agora Energiewende in Auftrag gegebenen Studie könnte noch ein wesentlich größerer Teil an Energie aus Erneuerbaren in das bestehende Stromnetz integriert werden, wenn die bestehenden Spitzen um 20 Prozent gekappt würden, fügte Lars Waldmann hinzu.
Dass der Netzausbau nicht nur aus dem Verlegen von Kabeln besteht, verdeutlichte u. a. Daniel Schöllhorn, Technischer Anlagenmanager bei der EnBW Regional AG am zweiten Konferenztag. Im Ort Sonderbuch experimentiert das Unternehmen derzeit mit einem regelbaren Ortsnetztrafo und plant Batteriespeicher. Mit 60 Solaranlagen bei 190 Einwohnern erzeugt Sonderbuch mehr Energie als es verbraucht. „Bei jeder vierten Anlage müssen wir das Netz ausbauen. Vor einigen Jahren lag die Quote noch bei zehn“, erklärte EnBW-Experte Schöllhorn. Nun geht es darum, diese Quote wieder zu senken. In Sonderbuch sorgen regelbare Ortsnetztrafos dafür, dass die Spannung im Ortsnetz angepasst wird. „Wir gehen davon aus, dass wir in einem halben Jahr die Technologie des regelbaren Ortsnetztrafos als Standardlösung einsetzen können“, führte Schöllhorn weiter aus.
Die Konferenz PV System Technology Forum – EU 2013 zeigt, dass momentan verstärkt an technischen Lösungen für den Netzausbau gearbeitet wird. In Zukunft wird es darum gehen, die Systeme wirtschaftlich zu realisieren und Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Organisiert wurde die PV Power Plants – EU 2013 von der Solarpraxis, einem der führenden Wissensdienstleister der Erneuerbaren-Energien-Branche und Veranstalter von jährlich rund zwanzig Konferenzen und Expertenworkshops. An der Veranstaltung nahmen rund 80 Experten teil.
Weitere Informationen zur Veranstaltung: http://www.solarpraxis.de/...