Seit dem 01. Januar 2018 ist der 3. Gefahrtarif der BG Bau in Kraft. Er basiert auf dem Unfallverzeichnis der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, das die Jahre 2012 bis 2015 umfasst. Während die durchschnittliche Unfallquote beim Bau bei 55 Fällen pro 1.000 Beschäftigten lag, gab es im Bauhauptgewerbe mehr als 100 Fälle, im Bereich Dach/Zimmerei/Gerüste sogar 150. Im Zeitraum Januar bis August 2016 starben 43 Arbeiter, 20 davon durch Absturz. Im selben Zeitraum 2017 stieg die Zahl der Toten auf 59, davon 30 durch Absturz. Als Konsequenz wurden jetzt die Zimmerer in eine eigene Tarifstelle ausgegliedert und in die höchste Gefahrenklasse eingestuft.
Unternehmen im Zimmererhandwerk sind nun dringend aufgefordert, die Arbeitsplätze sicherer zu gestalten. Die BG Bau unterstützt dies bereits seit längerem mit dem Runden Tisch „Sichere Bauprozesse im Zimmererhandwerk“. Die Teilnehmer diskutieren Arbeitsmethoden und -verfahren und entwickeln Lösungen, die auf Musterbaustellen auf ihre Tauglichkeit hin geprüft werden. Eines von 5 Kernzielen, die die BG Bau verfolgt, ist die Entwicklung dauerhafter und mobiler Anschlageinrichtungen für Holzbauarbeiten. Speziell bei den mobilen Anschlageinrichtungen geht es darum, schnell und einfach temporäre Anschlagpunkte zum Sichern mit Persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) zu schaffen. Insbesondere für Bauzustände im Holzbau, bei denen es bis jetzt keine oder nur eine unzureichende Sicherung gab, wird so zukünftig ein sicheres Arbeiten möglich.
Lifeline – temporäres Sicherungssystem
SpanSet entwickelte in Zusammenarbeit mit der BG Bau unter dem Arbeitstitel „Lifeline für Holzbauarbeiten“ ein horizontales Sicherungssystem, das sich oberhalb des Dachstuhles festmachen lässt. Dafür wird der Dachstuhl eines Hauses beispielsweise rundum 12 x 12 Meter eingerüstet. Nun wird ein 12 Meter langes Sicherungsseil über den Baukörper gespannt und am Gerüst fest gemacht. Der Anwender hängt sich mit dem SpanSet-Verbindungsmittel DSL-2 oder einem Höhensicherungsgerät am System ein und hat nun große Bewegungsfreiheit beim Arbeiten. Um sicher zu stellen, dass das Gerüst den bei einem Absturz auftretenden Kräften gewachsen ist, wurde am Endpunkt des Sicherungsbandes ein Falldämpfer integriert. Die zusätzliche Ablassfunktion des Systems sorgt dafür, dass bei einem Absturz der Verunglückte sicher auf den Boden gelangt.
DSL2 - Länge nach Bedarf
Bei der Gerüstmontage wünscht sich jeder Arbeiter möglichst viel Bewegungsfreiheit. Folglich begrüßt er es, wenn seine PSAgA ihn an die „lange Leine“ nimmt. Bei einer geringen Fallhöhe kann das fatale Folgen haben. Es sei denn, das „zu lange“ Verbindungsmittel verkürzt sich selbst und damit den freien Fall.
Exakt diese Lösung hat SpanSet für Gerüstbauer im Portfolio. Das neue Verbindungsmittel DSL2 schafft Freiraum und Sicherheit: Während der Montage zieht es das überschüssige Gurtband ein, sodass dem Arbeiter – ähnlich wie beim Auto-Sicherheitsgurt – genau die Länge zur Verfügung steht, die er benötigt. Bei einem Sturz verkürzt es sich blitzschnell. „Diese Technik kennt man bisher nur von Höhensicherungsgeräten“, erklärt SpanSet-Bereichsleiter Jörg Scheilen. „Im Bereich des Gerüstbaus mit oft geringen Fallhöhen ist sie neu.“
Wie tief eine Person fällt, hängt maßgeblich davon ab, welches Gewicht sie auf die Waage bringt. SpanSet hat verschiedene Sturzstrecken stufenweise für ein Körpergewicht von 60, 80, 100, 120 und 140 Kilogramm getestet. Die Ergebnisse sind Bestandteil der PSAgA-Gebrauchsanweisungen und helfen, den individuell erforderlichen Mindest-Freiraum zu ermitteln.
SP-140 - Auch für schwere Fälle
Für ein anderes gewichtiges Problem hat SpanSet ebenfalls das passende Produkt: Die Norm EN 355 regelt, wie lang sich ein Verbindungsmittel beim Sturz eines 100 Kilogramm schweren Arbeiters ausdehnen darf. Für schwerere Personen hat SpanSet das Verbindungsmittel SP-140 mit Bandfalldämpfer entwickelt. Es erfüllt die Norm auch bei 140 Kilogramm Körpergewicht.
EN 355 schreibt zudem vor, dass sich das Verbindungsmittel mit Falldämpfer bei 100 kg maximal 1,75 Meter verlängern darf. Beim SP-140 liegt die Verlängerung bei höchstens 1,10 Meter. Gerade bei Stürzen aus geringer Höhe kann diese Differenz von 65 Zentimetern darüber entscheiden, ob ein Mensch auf den Boden aufschlägt oder ob ihn die PSAgA rechtzeitig auffängt.
HT-8 - 4 x 40 Meter Sicherheit
Bei HT-8 handelt es sich um ein permanentes Seilsicherungssystem. Es wurde für die Anforderungen in Industrie und Transport konzipiert, wie z.B. Werkstätten, Verladeeinrichtungen, Flugzeughallen und andere Anlagen mit großen, nicht gestützten Spannweiten. Einmal angebracht, steht es dann dauerhaft zur Verfügung. Standardmäßig ausgelegt ist das SpanSet-Produkt für 40 Meter. Die Spannvorrichtung des HT-8 erlaubt eine Vorspannung von bis zu 400 daN (rund 400 Kilogramm) mit der Konsequenz, dass das Seil nur minimal durchhängt.
„Der Vorteil dieses Horizontal-Sicherungsmittels auf Drahtseilbasis besteht darin, dass die Bewegungsfreiheit der Anwender praktisch nicht eingeschränkt wird“, erläutert SpanSet-Bereichsleiter Jörg Scheilen. Die Läufer folgen dem Monteur bei seiner Arbeit in der Höhe und sichern jeden Absturz innerhalb eines definierten Wirkungskegels. Und das für bis zu vier Personen mit einem Körpergewicht von jeweils maximal 140 Kilogramm.
Halle 9 | Stand 9.120
www.spanset.de