2007 trat die INSPIRE-Richtlinie (Infrastructure for spatial information in Europe) zur Schaffung einer einheitlichen Geodateninfrastruktur in der EU in Kraft, die alle EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet, stufenweise einheitliche Geodaten zur Verfügung zu stellen. Nach Fertigstellung der INSPIRE-Infrastruktur geht es nun im nächsten Schritt um die Umsetzung in fachspezifische Domänen. Dabei sind einerseits fachliche Anforderungen zu beachten, andererseits aber auch die nationalen Besonderheiten. Im Auftrag der Europäischen Kommission und der Europäischen Umweltagentur entwickelten ExpertInnen des Umweltbundesamtes ein Datenmodell zur INSPIRE-konformen Umsetzung der europäischen Luftqualitäts-Richtlinie (2008/50/EC). Dabei kam die Modellierungs-Plattform Enterprise Architect zum Einsatz. Seit Anfang 2014 ist das Projekt fertiggestellt und liefert nun stündlich aktuelle Luftgütedaten sowie die dazugehörigen Informationen der Messstellen an die Europäische Umweltagentur. Katharina Schleidt, im Umweltbundeamt im Bereich Ökosystemforschung & Umweltinformationsmanagement tätig: "Ziel der Umsetzung war es, neben der Erfüllung der europäischen und nationalen Vorschriften auch eine optimale Nutzung durch Dritte sicherzustellen. Die INSPIRE-konforme Umsetzung innerhalb von nur zwei Monaten nach Fertigstellung des entsprechenden Datenmodells des Themas Umweltmonitoring erforderte eine enge und gut koordinierte Zusammenarbeit aller Beteiligten." Und Hans Bartmann, Geschäftsführer von SparxSystems Software Central Europe, ergänzt: "Dieses Pilotprojekt des Umweltbundesamtes zur Luftgütemessung unterstreicht einmal mehr die führende Rolle Österreichs im e-Government. Wir freuen uns, mit Enterprise Architect zum Erfolg dieses europäischen Vorzeigeprojekts einen wichtigen Beitrag leisten zu können!"
Vorarbeit durch die europäische Kommission
Mit INSPIRE soll einerseits die Einhaltung der europäischen und internationalen Berichtspflichten vereinfacht und gleichzeitig das wirtschaftliche Potential der amtlichen Geodaten besser nutzbar gemacht werden. Als Zugang zu den verschiedenen INSPIRE-Netzdiensten stellt die europäische Kommission ein INSPIRE-Geoportal zur Verfügung. Die technischen Spezifikationen der vielen notwendigen Datenmodelle (Services, Metadaten, Fachdaten) wurden von der "Digital Earth and Reference Data Unit" des Joint Research Center (JRC) der Europäischen Kommission im italienischen Ispra koordiniert und in international besetzten "Technical Working Groups" erarbeitet. Um die intensive Zusammenarbeit bestmöglich zu unterstützen, suchte man dort nach einer kostengünstigen und gleichzeitig leistungsfähigen Lösung zur Erstellung von Referenzmodellen und zur Sicherstellung des Modellaustausches. Nach eingehenden Recherchen fiel die Entscheidung auf die Modellierungs-Plattform Enterprise Architect von Sparx Systems. Bisher wurden Datenmodelle für 34 Geodatenthemen sowie für diverse Datenservices mit Enterprise Architect erstellt. In den nächsten Jahren werden alle EU-Mitgliedsstaaten ihre Datensätze und -services an diese vorgegebenen Standards anpassen. "Das JRC stellte zur Entwicklung des entsprechenden Datenmodells die IT-Infrastruktur zur Verfügung, auf die alle Berechtigten Zugriff hatten. Der gemeinsame Einsatz von Enterprise Architect erleichterte die weitere Spezifikation des Luftgüte-Datenmodells deutlich", erläutert Schleidt.
Vorbild für andere Staaten
Schleidt betont, dass trotz des nicht unbeträchtlichen Aufwands für die Umsetzung des Luftgütereportings letztlich durch diese Vorgehensweise erhebliche Synergien zu erreichen sind: "Die zur Umsetzung verpflichteten Staaten können nämlich mit einem derart gestalteten System sowohl ihren aus INSPIRE entstehenden Verpflichtungen als auch den Anforderungen aus Fachrichtlinien gerecht werden. Die bislang oft bestehende mehrfache Aufbereitung von Daten entfällt nach der Umstellung." Darüber hinaus stehen die einmal aufbereiteten Metadaten und die laufend aktualisierten Messreihen in standardisierter Form allen Interessierten zur weiteren Verwendung ohne zusätzlichen Aufwand zur Verfügung. Die gleichen Mechanismen wie für die Berichtsanforderungen im Bereich Luftgüte können selbstverständlich auch für andere fachliche Erweiterungen angewandt werden.
Ein umfassenderer Artikel zum beschriebenen Projekt ist in der Ausgabe Nr. 14, Juli 2014, der eGovernment Review erschienen www.egovernment-review.org
Ankündigung: European Enterprise Architect User Group Event 2014, Dienstag, 7. Oktober 2014, 9.00 Uhr - 17.00 Uhr, Airbus Group, Willy-Messerschmitt-Straße, 85521 Ottobrunn (München), Nähere Informationen: : http://www.eausergroup.com/