Antworten auf zentrale Fragen
Hintergrund der Befragung sind die teilweise extremen Preissteigerungen für Immobilien in Deutschland in den letzten beiden Jahren. So hat sich etwa bei gebrauchten Eigentumswohnungen in Berlin ein Anstieg von bis zu 40 Prozent ergeben. In München lagen die Grundstückspreise bei einzelnen Verkäufen in den vergangenen Jahren bis zu 75 Prozent über den Bodenrichtwerten. "Vor diesem Hintergrund haben wir Antworten zur Nachhaltigkeit von Preissteigerungen und zur Gefahr der Blasenbildung gesucht", erläutert Christian Sauerborn. Die Studie der Sprengnetter-Expertengremien zeichnet die tatsächliche Preisentwicklung nach und liefert ein fundiertes Stimmungsbild für die verschiedenen Regionen Deutschlands.
Blasengefahr lediglich in Hamburg und München
Zweidrittel der befragten Experten erwarten in ihren Regionen keine Blasenbildung. Für die Städte Berlin, Stuttgart, Bonn, Leipzig und Dresden prognostizieren die Sprengnetter-Expertengremien starke, nachhaltige Preissteigerungen für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser, aber keine Blasengefahr. Etwas moderater, aber ebenfalls nachhaltig, wird der Preisanstieg in Frankfurt am Main und in Köln eingeschätzt. Ein anderes Bild ergibt sich jedoch für die Großräume München und Hamburg. Hier analysierten die lokalen Sprengnetter-Expertengremien eine bereits bestehende bzw. sich anbahnende Immobilienpreisblase. Große Preisdifferenzen ergeben sich nicht nur im Städtevergleich, sondern auch innerhalb der Städte im Vergleich der unterschiedlichen Wohnlagen zueinander. Die Preis-Schere für Eigentumswohnungen und Einfamilien-häuser wird, so die Meinung der Sachverständigen, zwischen besseren und weniger guten Lagen in Zukunft noch weiter auseinander gehen. Bei Mehr-familienhäusern rechnen Experten mit Preissteigerungen vor allem in einfachen bis mittleren Lagen.
Typisch nachhaltige Preismechanismen weniger wichtig
Die Sprengnetter-Expertengremien sind der Frage auf den Grund gegangen, warum Immobilienkäufer bereit sind, höhere Preise zu zahlen. Mehrheitlich spielen dabei emotionale Einflussfaktoren eine Rolle. Am häufigsten nannten Immobilienkäufer Motive wie "Sicherheit bei der Kapitalanlage", "Angst vor Inflation", "niedriges Zinsniveau" und "Angst vor dem Zerfall der Eurozone". Die "eigentlich typisch nachhaltigen Preismechanismen wie Angebotsverknappung oder auch ganz einfach der Zyklusgedanke", spielten in den Antworten eine nur sehr untergeordnete Rolle, sagt der Leiter der Sprengnetter-Marktforschung Christian Sauerborn. Dass dennoch in den meisten Städten keine Preisblase zu erwarten ist, liegt nach Ansicht der Bewertungssachverständigen an einer langen Phase der Stagnation der Immobilienpreise in Deutschland zwischen Mitte der 1990er Jahre und 2008. Jetzt vollziehe sich eine Art Anpassung an gestiegene Verbraucherpreise, die eine nachhaltige Preisentwicklung erwarten lasse, so Sauerborn.