Eigentlich wäre der 1. Oktober 2021 der offizielle Starttermin des Redispatch 2.0 gewesen. Bis dahin hätten laut Netzausbaubeschleunigungsgesetz die neuen Vorgaben für das Management von Netzengpässen umgesetzt sein müssen und der bilanzielle Ausgleich durch den Netzbetreiber erfolgen sollen. Aufgrund von Verzögerungen bei der Umsetzung hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft eine Übergangslösung zur Implementierung der Redispatch-2.0-Maßnahmen definiert.
Am 1. Juni 2022 wird es ernst: Ab dann müssen die Netzbetreiber mit der operativen Umsetzung von Redispatch 2.0 beginnen. Die Stadtwerke Schwäbisch Hall haben bereits alle Prozesse in der Rolle als Betreiber der technischen Ressource (BTR) und als Einsatzverantwortlicher (EIV) umgesetzt. „Wir sind bereit für die angemeldeten Tests mit den vorgelagerten Netzbetreibern“, erklärt Peter Breuning, Verantwortlicher der Netzleittechnik beim Schwäbisch Haller Energieversorger.
Bereits zum 31. März dieses Jahres musste die Betriebsbereitschaft aller Prozessteilnehmer gemeldet werden. Das haben die Stadtwerke Schwäbisch Hall gemacht, für sich und für ihre Dienstleistungsnehmer. Die Stadtwerke bieten mit dem Produkt ASCARI.redispatch2.0 den Service an, die gesetzlichen Redispatch-Anforderungen für andere Energieversorger zu übernehmen. Über 30 Dienstleistungsnehmer werden aus der Schwäbisch Haller Verbundleitwarte heraus betreut. Insgesamt übernehmen die Stadtwerke Schwäbisch Hall die Redispatch-Verwaltung für 41 Energienetze.
Prognose für bis zu 36 Stunden
„Ein weiterer Meilenstein für uns ist die geplante Fertigstellung des Forecasts. Damit können wir die Netzberechnung über einen Zeitraum von bis zu 36 Stunden in der Zukunft vornehmen“, erläutert Peter Breuning. Die Daten hierzu kommen vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg und werden ins Netzführungssystem der Stadtwerke überführt.
Durch die Implementierung der Netzberechnung wird sichergestellt, dass in den Mittelspannungsnetzen keine Engpässe durch Redispatch-Maßnahmen entstehen. Errechnet die Software einen potenziellen Engpass, greift das System automatisch ein und teilt beispielsweise eine Flexbeschränkung für Betriebsmittel den Systemen DA/RE und RAIDA mit. Über beide Systeme erfolgt der erforderliche Datenaustausch zwischen den Netzbetreibern. „Der Forecast trägt maßgeblich zum Erfolg der Energiewende bei. Unsere Partnerunternehmen und Dienstleistungsnehmer können auf unsere Expertise vertrauen“, hält Leittechnik-Experte Breuning fest.
Positives Fazit trotz erschwerter Bedingungen
So gut die Stadtwerke Schwäbisch Hall die Bereitschaft der Softwarekomponenten einschätzen, so problematisch sieht es bei der Hardware aus. „Die aktuell schwierigen Bedingungen bei der Lieferung elektrischer Bauteile sind ein echtes Problem. Für manchen Netzbetreiber ist es deshalb derzeit nicht möglich, Fernwirkunterstationen bei allen vom Redispatch 2.0 betroffenen Anlagen zu installieren“, berichtet Peter Breuning.
Dennoch zieht er allgemein ein positives Fazit: „Redispatch 2.0 ist ein richtungsweisendes Projekt in der Energiewirtschaft. Es hat einen enormen Schub bei der Digitalisierung des Netzbetriebes gebracht.“
Info: Redispatch-Angebot auf der E-World
Die Stadtwerke Schwäbisch Hall sind samt ihrer Marke SHERPA-X, worunter energiewirtschaftliche Dienstleistungen angeboten werden, auf der E-World im Juni vertreten. Dort informieren sie an ihrem Stand (Halle 3, Stand 226) unter anderem auch über ihre Redispatch-2.0.-Angebote und Expertise.